Zwölfte Familie: Warzenschlangen (Acrochordidae)

[393] Eine ähnliche Lebensweise wie die Süßwasserschlangen führen auch die Warzenschlangen (Acrochordidae), welche eine kleine, nur aus drei Arten und zwei Sippen bestehende Familie des indischen Gebietes bilden. Der mäßig lange Leib ist walzenförmig oder seitlich leicht zusammengedrückt, der Greifschwanz sehr kurz, der Kopf klein, nicht vom Halse abgesetzt, das Auge schmal, die Nase, deren Ausführungsgänge dicht neben einander münden, an der Spitze der Schnauze gelegen. Kleine, warzenähnliche, höckerige oder dornige, nicht sich deckende Schuppen bekleiden nicht allein den Leib oben wie unten, sondern auch den ganzen Kopf. Kurze, aber kräftige, ungleich große Zähne stehen in den Kiefern und auf dem Gaumen.

Die Warzenschlangen bewohnen, anscheinend nicht eben häufig, die Flüsse und die Seeküsten Indiens und alle Eilande des benachbarten Inselmeeres, von den Ostküsten Südindiens und der Malaiischen Halbinsel an bis zu den Philippinen und Neuguinea sich verbreitend, verbringen ihr Leben ausschließlich im Wasser und werden zuweilen drei bis vier Seemeilen von der Küste entfernt im Meere beobachtet. Ihre Nahrung besteht vorzugsweise in Fischen, welche sie in jeder Tiefe des Wassers zu erbeuten scheinen. In ihren Bewegungen wie in ihrem Wesen ähneln sie den Seeschlangen, unterscheiden sich aber wesentlich von ihnen durch ihre Harmlosigkeit; denn sie sind, obgleich vielfach verdächtigt, gänzlich giftlos, wenn auch nicht gerade gutmüthig. Alle Arten bringen lebende Junge zur Welt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 393.
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