Leistenmolch (Triton helveticus)

[624] Der Leistenmolch (Triton helveticus, Lacerta helvetica und paradoxa, Salamandra palmipes) endlich kommt in der Größe mit dem Bergmolch überein, ist schlank gebaut, hat froschartigen Kopf und zeichnet sich vor allen anderen in Deutschland lebenden Verwandten durch eine Längslinie aus, welche je zur Seite des Rückgrates verläuft, so daß der Rücken dreikantig erscheint. Von dem abgestutzten Schwanzende ragt eine fadenartige Spitze von verschiedener Länge frei hervor. Die Grundfärbung der dunkel gefleckten und gestreiften Oberseite ist ein mehr oder weniger ins Gelbe ziehendes Olivenbraun mit schwachem Goldglanze, die der Unterseite ein mattes Orangegelb.

Beim Männchen im Hochzeitskleide erhebt sich auf dem Rücken anstatt des Kammes eine Kante oder Leiste, welche sich auf dem Schwanze zum oberen Flossensaume entwickelt; gleichzeitig erhalten die Hinterfüße eine vollständige Schwimmhaut zwischen den Zehen, und endlich gehen die Grundfärbung des Kopfes, des Rückens bis zur Seitenkante sowie des Rückensaumes am Schwanze in Olivenbraun, die Kopfseiten, die obere Hälfte des Leibes und die Seiten des Schwanzes in metallisch schimmerndes Gelb über, während die untere Seitenhälfte des Leibes glänzend weißlich und der Bauch selbst orangegelb aussieht. Durch die der Grundfarbe aufgesetzten, dunkleren Flecke bekommt der Kopf oben ein zierlich gemarmeltes Aussehen, ebenso sind die Vorderglieder gemarmelt und klein gefleckt. Zahlreiche, bunt durcheinander gestellte, unregelmäßig gestaltete Flecke zeichnen Rücken und Seiten. Kehle und Bauch sind ungefleckt, die dunklen Flecke des Schwanzes in eine obere und untere Längsreihe vereinigt, zwischen denen die bläulich schillernde Binde sich dahinzieht. Beim Weibchen im Hochzeitskleide ist der Schwanz niedrig, die Schwimmhaut an den Hinterfüßen nicht entwickelt, die Färbung eintöniger, weil die dunklere Grundfarbe sich weiter über die Seiten hin erstreckt und die kleineren Flecke weniger scharf sich abheben. Nur der Untertheil des Leibes ist lebhafter gefärbt als beim Männchen, da sich das Orange des Bauches über die untere Kante des Schwanzes bis zu dessen letztem Drittel erstreckt.

Der Leistenmolch bewohnt Süddeutschland und die Schweiz, Frankreich, Belgien, England und Portugal. Den Brennpunkt seines Verbreitungsgebietes scheint Frankreich zu bilden. In Deutschland bewohnt die Art, so viel bis jetzt bekannt, nur Schwaben und den Mittelrhein, fehlt dagegen in allen übrigen Theilen gänzlich.

In ihren Sitten und Gewohnheiten unterscheiden sich die Tritonen so wenig, daß man ein Lebensbild aller entwirft, wenn man das Betragen und Gebaren, die Sitten und Gewohnheiten einer Art schildert. Ich fasse in erster Reihe den Kammmolch ins Auge und ergänze hier und da durch Einschaltung von Beobachtungen, welche anderen deutschen Arten abgelauscht wurden.

Man bezeichnet die Tritonen gewöhnlich als Wasserthiere und hat damit nicht Unrecht, insofern sie ihre Paarzeit stets und auch außerdem Monate im Wasser zubringen, dasselbe unter Umständen überhaupt nicht verlassen, darf jedoch nicht vergessen, daß sie auch längere, einzelne Arten, nachdem ihre Fortpflanzung beendet, sogar alle übrige Zeit auf dem Lande zubringen. Während sie sich paaren und ihre Eier legen, ziehen sie klare Gewässer, welche mit Gebüsch bestanden sind und die nöthige Nahrung gewähren, allen übrigen vor und meiden eigentlich nur raschfließende Bäche oder Flüsse. Auf dem Lande täppisch und ungeschickt, bewegen sie sich im Wasser sehr hurtig, vorzugsweise mit Hülfe ihres breiten Schwanzes, steigen oft senkrecht in die Höhe, um Luft zu wechseln, athmen in der Tiefe aus und lassen dabei einige Luftblasen zur Oberfläche emporsteigen,[624] senken sich unter schlängelnden Bewegungen tiefer hernieder und huschen niedrig über dem Grunde hin und her, auf Beute spähend und jagend. Im Sommer verlassen sie ihr Wohngewässer, um unter Steinen und Baumwurzeln, in Uferhöhlen usw. Schlupfwinkel, später im Herbste gemeinschaftlich eine Winterherberge zu suchen; diejenigen aber, welche sich einen quellenreichen Teich erwählten, verbleiben hier wohl auch während der kalten Jahreszeit. Nach Leydigs Erfahrungen scheinen die Wassermolche sehr lange ohne Wasser bestehen zu können. »Ich habe«, sagt dieser treffliche Forscher, »mehr als einmal beobachtet, daß Tümpel, in denen sie zahlreich anzutreffen waren, durch warme Sommer völlig austrockneten und mehrere Jahre ohne Wasser blieben. Es betraf dies zum Theil ganz vereinzelt liegende Pfützen, z.B. eine in einem Steinbruche auf einem Berge, wo weit und breit kein anderes Wasser ist, welches die Thiere hätten aufsuchen können. Nicht ohne Staunen sah ich dann, daß, wenn nach Verlauf so langer Zeit die Tümpel in einem regnerischen März sich von neuem füllten, auch die Tritonen wieder da waren.« Ebenso leicht ertragen diese grimmige Kälte: man hat wieder holt solche gefunden, welche zu Eis gefroren waren, vollkommen leblos schienen, beim Aufthauen aber doch wieder lebendig und munter wurden; Gewässer, welche bis zum Grunde gefrieren, können ihnen daher ohne Schaden zur Winterherberge dienen. Aus dieser kommen diejenigen, welche sich nicht aufs Land begaben, gewöhnlich schon Ende Februar wieder zum Vorscheine, schwimmen munter und lustig im Wasser umher, suchen sich auch wohl gegenseitig auf und beginnen die Spiele der Liebe, indem sie sich paarweise zusammenhalten, dicht neben einander dahinschwimmen, sich, wie die Fische, gegenseitig an die Schwänze schlagen usw. Treffen mehrere Männchen bei einem Weibchen zusammen, so sucht eines das andere zu verdrängen, und dasjenige, welches am beharrlichsten ist, folgt zuletzt wenigstens zeitweilig dem Weibchen. So geht es während der ganzen Paarungszeit fort, zuweilen Wochen nacheinander.

Gachet beobachtete, daß das paarungslustige Männchen seinen Kamm erhebt und schnell bewegt, sich hierauf mit dem Kopfe der Schnauze des Weibchens nähert und, wenn dies nöthig, mit dem Munde an Pflanzen festhält, um in derselben Lage zu bleiben. Sein Schwanz wird währenddem beständig bewegt und so stark gekrümmt, daß er die Seiten des Weibchens berührt oder schlägt. Beide Gatten nähern sich mit den Köpfen bis zur Berührung, entfernen sich aber mit dem Hintertheile des Leibes etwas mehr von einander und bilden so einen spitzen Winkel. Nach geraumer Zeit spritzt das Männchen seinen Samen in das Wasser, welcher durch dasselbe zu den Geschlechtstheilen des Weibchens gelangen und dessen Eier befruchten kann.

Ueber das Eierlegen des Kammmolches und die Entwickelung der Eier und Larven gibt Rusconi nach sorgfältigen Beobachtungen in einem besonderen Werkchen uns Kunde. Auf seine Mittheilung ist das nachstehende begründet. Unser Forscher verschaffte sich weibliche Tritonen, von denen er vermuthen konnte, daß sie befruchtet seien und setzte sie in ein größeres mit Wasser gefülltes Gefäß. Drei Tage nachher fand er auf dem Boden des Behälters etwa dreißig Eier, von denen je drei und drei oder vier und vier zusammenklebten und so Theile einer knotigen Schnur darstellten. Diese Eier wurden gesammelt und in ein kleineres mit demselben Wasser gefülltes Gefäß gebracht. Zwei Tage nachher hatten sie sich vergrößert und ihre vorher glatte Oberfläche in eine höckerige umgewandelt, so daß es schien, als ob sie sich entwickeln wollten; nach fünf oder sechs Tagen aber wurden ihre Hüllen undurchsichtig, und alles deutete darauf hin, daß sie unbefruchtet seien. Währenddem hatten die Weibchen andere Eier gelegt, welche wiederum gesammelt wurden, aber ebenfalls unbefruchtet waren. Nun versuchte Rusconi künstliche Befruchtung, indem er die Samengänge eines Männchens durch Drücken entleerte und den erhaltenen Samen über die Eier schüttete; jedoch auch dieser und ein folgender Versuch mißlangen.

Inzwischen bemerkte der Beobachter, daß die Salamanderweibchen von Zeit zu Zeit ihre Hinterbeine unter den Körper brachten, als ob sie damit den After bedecken wollten, und daß sie gleich nachher Eier legten, welche jedoch nicht immer auf den Boden des Gefäßes fielen, sondern zuweilen eine kurze Zeit am After hängen blieben, so daß oft einige Weibchen mit zwei oder drei [625] Eiern am After umherliefen. Gegen Abend wurden sie unruhig und suchten einen Ausweg aus ihrem Gefängnisse, und wenn man sie während der Nacht beobachtete, sah man sie auf ihren Hinterfüßen gerade aufgerichtet stehen und mit den vorderen an der Wand des Behälters sich anhalten. Diese Bewegungen geschahen, theils um sich ihrer Haut zu entledigen, theils, um sich einen Ort zu suchen, welcher ihnen gestattete, den Kopf aus dem Wasser zu halten und zu athmen, wie sie dies in der Freiheit des Nachts zu thun gewohnt sind; jene Bewegung der Hinterfüße aber schien das Legen der Eier erleichtern zu sollen. Indessen zeigte es sich, daß noch ein anderer Zweck dabei obwaltete. Um den Thieren die Gefangenschaft angenehmer zu machen, wurden Pflanzen in das Behälter gebracht und, damit sie am Grunde festhielten, mit einem Steine beschwert. Die Tritonen benutzten sogleich diese Einrichtung, setzten sich auf den Stein und streckten die Schnauze über das Wasser empor. Als Rusconi nun wieder mehrere Eier befruchten wollte, bemerkte er kein einziges von diesen auf dem Boden des Gefäßes, wohl aber beobachtete er, daß ein Weibchen sich den Pflanzen näherte und die Blätter gleichsam beschnupperte, dann aber quer unter die Pflanzen kroch, ein Blatt zwischen die Hinterfüße nahm, etwa eine Minute in gleicher Stellung verblieb und hierauf weiter ging, nach drei Minuten dasselbe an einem anderen Blatte wiederholend. Er sah ferner, daß die Blätter umgebogen blieben, und fand bei genauer Untersuchung zwischen den beiden Seiten jedes umgebogenen Blattes ein Ei, welches durch seine Kleberigkeit das Blatt zusammenhielt. Nunmehr durchsuchte er den Graben, aus welchem er die Tritonen entnommen hatte, fand viele Blätter mit Eiern und hatte damit hinlänglichen Stoff zu fernerer Beobachtung gewonnen.

Das frischgelegte Ei ist anfänglich kugelrund, weißgelblich von Farbe und mit einer kleberigen Masse umgeben, nicht aber mit derselben auch verbunden. Bewegt man das Ei mit einem Pinsel und wälzt man es um, so kehrt es sich sogleich wieder auf die Seite, auf welcher es vorher lag. Dabei bemerkt man auch, daß es nur auf der einen Seite weiß, auf der anderen hingegen braun ist, dem lichten Eiweiß und dem dunkeln Dotter entsprechend, welcher letztere die scheinbare Umdrehung bewirkt, indem er vermöge seiner größeren Schwere abwärts sinkt. Schon nach drei Tagen hat sich die Form des Eies etwas geändert, und man sieht, wenn man das Auge mit einem Vergrößerungsglase bewaffnet, bereits die allgemeine Gestalt des Keimes. Am fünften Tage hat dieser eine gekrümmte Lage angenommen, und man kann nun Unterleib, Kopf und Schwanz unterscheiden, ja am Kopfe bereits kleine Erhabenheiten, die ersten Spuren der sprossenden Kiemen und Vorderfüße wahrnehmen. Am siebenten Tage sind alle einzelnen Theile deutlicher geworden; man bemerkt auch eine Furche, welche den Rumpf vom Kopfe trennt und erkennt die Wirbelsäule. Am neunten Tage hat der Keim seine Lage geändert, und damit ist der Untertheil des Kopfes und Unterleibes sichtbar geworden; gleichzeitig nimmt man den Schwanz als dünnen Anhang wahr, ebenso die Spuren des Mundes und der Augen, beobachtet, daß der Keim sich bewegt und daß sein Herz sich wechselseitig zusammenzieht und erweitert. Die Bewegungen werden am zehnten Tage häufiger; der Keim ändert binnen vierundzwanzig Stunden wohl drei- bis viermal seine Lage; die unteren Theile bedecken sich mit schwarzen Flecken; an den Seiten des Kopfes entdeckt man vier Fäden, welche, wie sich später zeigt, der ausschlüpfenden Kaulquappe zum Anketten dienen. Am folgenden Tage bekommen die Kiemen Blättchen; der Kreislauf des noch weißlichen Blutes läßt sich verfolgen. Mit dem zwölften Tage erscheinen die Seitenblättchen der beiden größeren Kiemen deutlicher; die Bewegungen sind äußerst schnell und vielseitig, so daß die Wände des Eies gespannt werden. Am dreizehnten Tage zerreißen die Eihäute; die Larve entschlüpft ihrer Hülle und hängt sich mittels jener Faden an Blättern und ähnlichen Gegenständen fest, bei der leisesten Berührung sich mit Körper und Schwanz bewegend, in der Ruhe stundenlang auf einer und derselben Stelle verweilend. Zuweilen geschieht es, daß sie ohne eigentlich ersichtlichen Grund erwacht, vermittels seitlicher Bewegungen des Schwanzes umherschwimmt, sich von neuem an irgend ein Blatt anhängt und dann wieder halbe Tage und länger ruht. Manchmal fällt sie auch auf den Boden und bleibt hier wie todt liegen. Die Augen sind kaum geöffnet; der Mund ist kaum gespalten; die Vorderfüße [626] machen sich erst als Stummel bemerklich; die Kiemen aber bekommen mehr und mehr Blätter. Mit der Entwickelung der inneren Eingeweide, welche gleichzeitig vor sich geht, äußert sich das thierische Leben kräftiger: die Kaulquappe flieht, was ihr unangenehm und sucht, was ihr angenehm ist; sehr kleine Kerfe, welche sich im Wasser aufhalten, werden lebhaft verfolgt und mit Geschicklichkeit erfaßt, bei großem Hunger selbst die eigenen Geschwister nicht verschont, ihnen wenigstens Kiemen und Schwänze abgebissen. Nach und nach bilden sich die Vorderfüße aus, später, wenn die Larve etwas mehr als zwei Centimeter an Länge erreicht hat, auch die Hinterbeine. Nach drei Monaten ist die Umwandlung vollendet. Unter anderen hat neuerdings Leydig die Beobachtungen Rusconi's wieder aufgenommen und auf die übrigen Arten ausgedehnt, die Angaben des letztgenannten daher wesentlich vervollständigt. »Ob das Ei langsam oder rascher zum Keimling sich umgestaltet«, sagt er vom Kammmolche, »hängt sehr von der höheren oder niederen Wärme ab. Die gefangenen Kammmolche laichten anfangs April im Zimmer bei funfzehn Grad Réaumur, während dieselbe Art im Freien schon bei elf Grad Réaumur Mittagswärme im Schatten die ersten Eier abgelegt hatte. Im Freien heftet der weibliche Kammmolch seine Eier immer einzeln an Gegenstände, welche sich im Wasser vorfinden, am liebsten an lebende Pflanzen an, nimmt jedoch nach Umständen auch mit abgestorbenen Grashalmen, Holzstücken und Steinen vorlieb; in Gefangenschaft und geängstigt läßt er aber eine größere Anzahl als kurze Schnur zusammenhängend auf einmal abgehen und, ohne sie anzukleben, auf den Boden des Glases fallen. Die Larven sind schon in der frühesten Zeit von denen der Verwandten zu unterscheiden. Das aus dem Eie gekommene Thier behält noch eine Weile den gelbgrünen Ton der Grundfärbung, welche schon der Dotter an sich hatte, und kennzeichnet sich später, wenn das Gelbgrün durch die Ausbildung von zwei Schwanzrückenbinden und das Auftreten anderer schwärzlicher Farbestoffe mehr und mehr zurückweicht, durch einen sehr schmalen weißlichen Saum, welcher die sonst lichte Schwanzflosse umzieht. Mitte Juli haben die jetzt etwa fünf Centimeter lang gewordenen Larven ein sehr schönes Aussehen. An den vier zierlichen Beinen sind die Zehen verhältnismäßig sehr lang und zart, die Kiemen, namentlich die obersten von ihnen, ungemein entwickelt. Am Schwanze hat sich der weiße Saum verbreitert und ein allmählich sich verjüngender, etwa centimeterlanger Faden ausgebildet, und außer dem feinen, schwärzlichen, sich über die Schwanzflosse verbreitenden Netzwerk von Farbestoff unterscheidet man auch eine Anzahl größerer, schwarzer Tupfen und eine Reihe kleiner, gelber Punkte zur Seite des Leibes und Schwanzes. Im übrigen ist die Grundfärbung des Rückens ein lichtes Olivenbraun, von welchem sich vereinzelte schwarze Punkte abheben; die Stiele der Kiemen, die Seiten und der Bauch zeigen Goldglanz. Anfangs September schwindet der metallische Glanz; die Grundfarbe er scheint als lichtes Olivengrau, und neben den schwarzen Flecken heben sich weißliche, etwas verwaschene Stellen ab. Am Bauche aber zeigt sich bereits schwaches Gelb mit Spuren dunklerer Fleckung, auf der Mittellinie des Rückens ein mattgelber Längsstrich. Auch die weißen Hautwärzchen zur Seite sind jetzt aufgetreten. Die äußere Gestalt ist im ganzen und wesentlichen die alter Thiere; die Kiemen sind sehr zurückgebildet und mit dem fischartigen Aussehen auch die Fischfarbe, Silber- und Goldglanz geschwunden.«

Der Bergmolch laichte unter den von Leydig gepflegten einheimischen Arten im Zimmer am frühesten, anfangs April nämlich. Mitte Mai erfolgte ein Stillstand; mit Beginn Juni, als die Wärme sich hob, heftete das Weibchen eine Menge Eier, viel mehr als früher, an die Wasserpflanzen. Die gelegten Eier haben graubraune Färbung, die ganz jungen Larven bräunliches Aussehen und zwei dunkle Rückenstreifen. Bei halb erwachsenen Larven ist die Grundfärbung der Oberseite ein helles, unten und seitwärts silbern glänzendes Olivenbraun. Der Schwanz zeigt auf hell olivenfarbenem Grunde ein dichtes Netz dunklerer Farbestoffanhäufungen. Später im August erhalten die Larven ein sehr bezeichnendes Aussehen durch das Auftreten hellerer Flecke von unregelmäßiger Form und ziemlicher Größe, welche an der Seite hin sich erstrecken, nach und nach immer lichter und größer werden, auch wohl untereinander zusammenfließen und sich von der lederbraunen [627] Grundfarbe schön abheben. Schon vorher vermag man die Larven des Bergmolches unschwer von denen des Kamm- und des Streifenmolches zu unterscheiden, selbst wenn alle zufällig gleiche Größe haben sollten. Der Schwanz ist am Ende abgestumpft, der weißliche Saum um die Schwanzflosse nicht vorhanden, der schwarze Farbestoff auf der Schwanzflosse gleichmäßiger und dichter gegittert, auch nicht gefleckt. Sind einmal an den Seiten des Leibes die lichten Flecke auf lederbraunem Grunde erschienen, so werden die Thiere auf den ersten Blick kenntlich.

Vierbeinige Larven des Streifenmolches stehen denen des Bergmolches an Größe nach und haben entschieden schlankeren, zarteren Bau. Ihre Färbung ist licht olivenbraun, der Schwanz nur in geringem Grade fein schwarz punktirt. Ganz besonders aber zeichnet sie vor den Larven des Bergmolches eine Reihe gelber Punkte aus, welche am Leibe genau nach der Seitenlinie verläuft, dann am Schwanze etwas in die Höhe biegt, um aber auch dort bis zu dessen Ende sich fortzuziehen.

Unter allen einheimischen Arten begann, nach Leydigs Beobachtungen, der Leistenmolch am spätesten seine Eier abzusetzen, nämlich erst Ende April. Mitte Mai, als kühleres Wetter eingetreten war, erfolgte ein Stillstand; im Juni hefteten die Weibchen viel mehr Eier als früher an die Wasserpflanzen. Die Männchen stellten nun in dieser Jahreszeit den Weibchen nach und führten mit seitlich gebogenem Schwanze ihre Flatterbewegungen aus, wie im Frühjahre: Leydig beobachtete sogar, daß ein männlicher Streifenmolch, welcher mit einem weiblichen Leistenmolche zusammen in einem Glase gehalten wurde, letzterer in gleicher Weise den Hof machte, als ob es seiner Art angehöre. Die abgesetzten Eier sind kleiner als jene der übrigen Arten. Es gelang nicht, sie im Zimmer zur Entwickelung zu bringen; Leydig erhielt jedoch im September Larven, welche nahe daran waren, die Kiemen zu verlieren und sich durch die beiden Seitenwulste kennzeichneten. Die Grundfärbung der Rückenmitte war licht lederbraun; längs der Mittellinie des Rückens verlief ein dunklerer Strich, zur Seite der beiden Rückenkanten je eine Reihe schwach silberfarbiger Flecke, fast wie ein Band, welches sich bis zum Schwanzende dem oberen Saum entsprechend hinzog. Gegen die Seiten des Leibes nahmen die weißen, metallischen Punkte zu, und der Bauch zeigte schönen Goldglanz, die untere Kante des Schwanzes einen schwachen Streifen von Orangegelb.

Die Tritonen sind schon in ihrer frühesten Jugend Räuber, welche sich ausschließlich von thierischen Stoffen nähren. Anfänglich jagen sie auf sehr kleine Wesen, namentlich kleine Krebsthiere und Verwandte, Kerbthierlarven und Würmer, später gehen sie größere Beute an, so allerlei Kerfe, welche auf der Oberfläche des Wassers schwimmen, Schnecken, überhaupt Weichthiere, Regenwürmer, Froschlurche, kleine Fischchen, vielleicht auch junge Fröschchen oder die Larven ihrer eigenen Art. Schädlich werden sie nirgends, da ihr Nahrungsverbrauch doch außerordentlich gering ist; eher noch dürften sie durch ihre Thätigkeit als nützlich sich erweisen.

Abgesehen von den Veränderungen, welche die Tritonen während der Fortpflanzungszeit zeigen, bekunden sie die Fähigkeit, mehr oder minder willkürlich ihre Färbung zu wechseln. Auch sie besitzen bewegliche Farbezellen. Als Leydig einen in seinem prachtvollsten Kleide prangenden hochzeitlichen Kammmolch, welcher innerhalb eines geräumigen Beckens nicht immer Stand halten wollte, in ein engeres Glas versetzte, um ihn bequemer malen zu können, bemerkte er nicht ohne Ueberraschung, daß der jetzt sich ängstlich bewegende Triton bei ganz gleicher Beleuchtung von seinem Farbeschmelze etwas eingebüßt habe; die Färbung war entschieden matter geworden. Als das Thierchen wieder in seine frühere geräumige, mit Wasserpflanzen geschmückte Wohnung zurückgebracht worden war, legte sich augen scheinlich nach und nach seine Aufregung, und nach Verlauf von etwa einer halben Stunde hatte es dieselbe glänzende Färbung wieder erlangt, welche es vorher gezeigt hatte. Schon diese Beobachtung mußte Leydig an ähnliche Erfahrungen beim Laubfrosche erinnern und an bewegliche Farbezellen denken lassen; allein er bemerkte bald noch grelleren Farbenwechsel. Alle im kalten Raume lebenden Thiere, welche er gefangen hielt, hatten ein sehr wesentlich anderes, durch helle Färbung abweichendes Aussehen als diejenigen, welche in wärmeren Räumen lebten, und als Leydig einzelne, welche auf licht schiefergrauem Grunde große, deutlich [628] abgegrenzte, lederbraune Inselflecke zeigten, zeichnen wollte und deshalb in das geheizte Zimmer bringen ließ, hielt die Färbung nicht mehr Stand. Das lichte Schiefergrau verwandelte sich in dunkles Schieferblau; die vorher so deutlich lederbraunen Flecke verschwanden; kurz, die Thiere nahmen eine vollständig andere Färbung an. Letztere steht, nach Leydigs Ansicht, unter dem Einflusse des Nervensystems und hängt von dessen Stimmung ab. Aufregung, Angst, Schreck, höhere oder niedere Wärme wirken auf sie ein. Von den Lurchen warmer Länder unterscheiden sich unsere einheimischen nur dadurch, daß ihr Farbenwechsel nicht so lebhaft ist wie bei jenen.

Die Häutung der Tritonen geschieht im Frühjahre alle zwei bis acht Tage, nach der Paarung seltener. Der Kleiderwechsel scheint, obwohl er ziemlich rasch von statten geht, sie sehr in Anspruch zu nehmen, da sie vorher sich träge und unlustig zeigen. Vor Beginn der Häutung wird die Haut dunkel und farblos, weil sie sich nach und nach ablöst; hierdurch entsteht wahrscheinlich ein dem Thiere unangenehmes Gefühl, und daher denn die Unlust, welche in seinem Wesen sich ausspricht. Wenn die rechte Zeit gekommen, versucht es, mit Hülfe seiner Vorderfüße in der Gegend der Kinnlade eine Oeffnung in der Haut zu machen, löst sodann die Kopfhaut an der Spitze der Schnauze ab, zieht sich bald auf der rechten, bald auf der linken seitlich zusammen, schüttelt sich häufig und erscheint mit dem Kopfe über Wasser, vielleicht mit der Absicht, Luft unter die bereits losgelöste Haut zu pressen. Durch fortgesetzte Krümmungen des Leibes und Eingreifen mit den Vorderfüßen zieht es die Haut langsam ab, dreht und schüttelt, wenn einmal die Vorderfüße frei, den Leib gewaltig, so daß die vorher schon runzelige Haut sich über die Schwanzspitze hinausschiebt, packt sodann die hohle Schwanzspitze mit dem Maule und entkleidet sich nun vollends, so wie man ein Hemd auszieht. Der Wechsel ist oft in einer Stunde vollbracht, dauert aber zuweilen auch zwei und mehr Stunden und erschöpft dann den Molch ungemein. Zuweilen helfen andere den einen entkleiden, verschlucken selbst die Haut, welche sie mit dem Maule gepackt hatten, geben sie auch wohl, und nicht immer ohne Anstrengung, unverdaut wieder von sich. So geschieht es, daß der zusammengeballte Haufen, welchen sie verschlucken, ihnen weit aus dem After hängt, und sie dann mit Maul und Pfoten sich mühen, um solcher Verstopfung abzuhelfen: diese Beobachtung hat zu der Meinung verleitet, daß sie auch den Darm häuten. Wenn alles gut und rasch vor sich geht, sieht die abgelegte Haut sehr hübsch aus; sie ist nämlich einfach umgekehrt, nirgends aber zerrissen, so daß man jede einzelne Zehe unterscheiden kann; nur in der Augengegend finden sich zwei Löcher.

Unter gewöhnlichen Umständen vernimmt man keinen Laut von den Tritonen; stimmlos aber sind sie nicht. Berührt man sie etwas rasch und unsanft, so bekunden sie durch einen hellen, quäkenden Ton, daß sie wie andere Lurche sich vernehmen lassen können. Aber sie rufen auch im Freien während der Paarungszeit und zwar so täuschend nach Art der Unken, daß man sie wahrscheinlich oft mit diesen verwechselt haben mag, weil man nur in den wenigsten Werken eine Angabe hierüber findet. Die Stimme des Bergmolches, welchen ich niemals im Freien habe beobachten können, bezeichnet Glaser als einen hellen Flötenton, welcher aus Steinhaufen und Felsspalten oder Erdlöchern unfern des Wassers erklingt.

Das Gefangenleben der Wassermolche hat Glaser besser als irgend ein anderer vor und nach ihm geschildert. Entsprechend seinen Beobachtungen sind die Thiere in keiner Weise heiklig und deshalb ohne alle Schwierigkeiten im einfachen Aquarium zu halten. Hier gewähren sie fortwährend Unterhaltung. Sie sind äußerst gefräßig und werden daher, wenn man sich viel mit ihnen beschäftigt, sie namentlich fleißig füttert, bald ganz zahm. Nähert man sich ihnen, so sitzen sie, wie Hunde aufblickend, auf dem Grunde des Wassers und stieren jede herantretende Person auf Futter wartend an. In der ersten Zeit nach ihrem Einfangen zeigen sie sich scheu und ängstlich, halten sich beständig versteckt, kommen nur alle zehn Minuten etwa einen Augenblick an den Wasserspiegel, um Luft abzugeben und neue einzuschnappen, ziehen sich aber sogleich wieder eilig in ihre Schlupfwinkel zurück; wenn sie aber doch einmal der Hunger hervortreibt und man ihnen Gelegenheit gibt, diesen [629] zu befriedigen, werden sie bald klug und kirr und endlich so zahm, daß sie den ganzen Tag frei und im Behälter unter dem Wasser umherschreiten, neugierig um sich schauen und warten, ob es nichts für sie zu fressen geben wird. Bei ihren kleinen Augen sehen diese an das Dunkel der Höhlen und Brunnen gewöhnten Thiere nur schlecht. Auch sind sie beim Fangen und Hinabwürgen der Beute höchst unbeholfen, werfen den Kopf hin und her, um den erfaßten Gegenstand tiefer in das Maul zu bringen, und schlucken schwerfällig unter Kopfzucken und Auftreten der Vordertatzen oder unter krampfhaften Bewegungen mit denselben. Von Zeit zu Zeit sieht man sie förmlich und im eigentlichsten Sinne gähnen, wie sie denn überhaupt als Musterbilder der Trägheit und Unbeholfenheit gelten mögen. Daher ist ihnen zum Fressen alles recht. Kleine, todte, ihm vors Maul gehaltene Fische packen und verschlucken sie mit Begierde, ebenso Semmelkrumen, einen Streifen rohen Fleisches und dergleichen mehr. Man kann sie daher über Winter in einer warmen Stube ohne alle Schwierigkeiten halten.

Aus Furcht vor den großen Tritonen halten sich die kleineren, sowohl die jüngeren der eigenen Art als auch die graugelben Gartenmolche, beständig versteckt. Einen mittelgroßen, schwarzen Triton, also ein Thier vom eigenen Geschlecht, sah Glaser eines Morgens fast den größten derselben Art bis auf das Kopfende und die Vorderfinger verschlingen, quälte den Würger mit einem Stocke, drückte ihn an die Wand und bewirkte, daß er beim Loslassenden verschluckten Artgenossen wieder von sich gab. Letzterer war von weißlichem Schaume umhüllt und halb todt, erholte sich aber bald wieder und fraß nach einigen Tagen, als wäre ihm nichts geschehen, in seinem Verstecke die ihm vorgehaltenen Fliegen. Ein halbes Dutzend ganz kleiner, junger, schwarzer Tritonen von drei Centimeter Länge wurden sehr bald alle von den Alten verzehrt, und ebenso beobachtete Glaser, wie die großen Tritonen junge, neu zu ihnen gebrachte Gartenmolche aufschnappten und verschluckten, ohne daß man ihnen dies wehren konnte. Andere Molche sind überhaupt in Gesellschaft des Kammmolches nicht zu erhalten.

Zu einem Hauptvergnügen gestaltet sich die Fütterung der Tritonen mit Regenwürmern. Denn hierbei und auch oft beim Füttern mit Fliegen beißen sie einander weg, fassen einer den anderen mit dem Maule am Beine, worauf heftiges Bäumen und Hinundherzerren erfolgt, bis sie endlich von einander lassen. Dann kehrt der Sieger sogleich zurück und nimmt als Preis die seiner harrende Beute in Empfang. Oft kommt, wenn sich zwei große Tritonen um die Wette bemühen, ein ihnen zugeworfenes Kerbthier zu haschen, als dritter Gast der den Raum mit ihnen theilende Teichfrosch mit einem Satze aus der Ferne herbei und schnappt den unbeholfenen und halb blinden Gesellen die Beute vor der Nase weg. Da die Tritonen schlecht sehen, so hat man einige Mühe, ihnen die zugeworfenen Gegenstände, nach denen sie in ihrer Gier oft fehl schnappen, durch Bewegen mit der Spitze eines Stäbchens bemerklich zu machen. Dann beißen sie oft die Spitze des Stäbchens gierig an und lassen sich daran in die Höhe heben. Mehrmals sah Glaser Kammmolche Teich- und Tellerschnecken mit großer Anstrengung aus den Gehäusen zerren. Diese Thiere ragen mit ihren schwarzen Vorderleibern weit aus dem Gehäuse, indem sie mit allerlei Verrenkungen nach Pflanzen suchend umherschwimmen oder unter solchen an einer Pflanze hinkriechen. Hierbei begegnen sie von ungefähr einem hungrigen, nach Nahrung suchenden Molche, welcher sofort, so ungeschickt er auch sonst im Fange lebender Geschöpfe ist, diese noch trägeren und unbeholfeneren Wesen mit dem Maule packt, festhält und durch heftiges Hinundherwerfen des Kopfes allmählich aus ihrem Hause heraus in seinen Leib schlürft. Sicher ist nächst jüngeren und kleineren Thieren ihres eigenen Gelichters diese Nahrung diejenige, welche den Molchen in Teichen, Lachen und Gräben hauptsächlich zu Theil wird, während dieselben bei ihrem Aufenthalte im Trockenen unter Steinen, in Erdlöchern und auf ihren nächtlichen Ausflügen mehr an grauen Ackerschnecken und Regenwürmern ihren Unterhalt finden. Glasers gefangene Kammmolche brachten die heißen Hundstage in Höhlen des als Insel dienenden Bimssteines in vollständiger Zurückgezogenheit und Theilnahmlosigkeit zu. Erst nachdem die Witterung bedeutend sich abgekühlt hatte, kamen sie wieder zum Vorscheine und [630] verlangten Futter. Die dann vielfach in den Häusern vorhandenen großen Schlammfliegen waren ihnen höchst willkommene Kost. Dagegen bemerkte Glaser, daß eine große, geflügelte, weibliche Ameise, welche er einem Molche vorwarf, wiederholt von ihm ausgebrochen und zuletzt nicht mehr angenommen wurde, obgleich sie zappelnd vor ihm auf dem Wasser lag. Auch getrocknete Ameisenpuppen, mit denen man im Winter Goldfische und Lurche füttern kann, fressen die Tritonen nach Glasers Erfahrungen ungern. Sterki schildert den Futterneid der Kammmolche in einem an mich gerichteten Briefe in ähnlicher Weise wie Glaser. »Gab ich ihnen«, so schreibt er, »eine größere Menge Regenwürmer, so haben sie sich häufig zuerst viertelstundenlang in der heftigsten Weise herumgeschlagen, bevor einer einen Wurm berührte und dies auch dann gethan, wenn für alle genügende Nahrung vorhanden war. Häufig fassen sie sich gegenseitig am Oberkiefer und kämpfen so sehr heftig. Endlich legt sich die Wuth, und dann wird ruhig Mahlzeit gehalten, bis etwa beide beim gleichzeitigen Verschlingen der gegenständigen Enden eines Wurmes in der Mitte zusammentrafen. Die Beute zerreißt dann in der Regel nicht; aber der eine zieht sie dem anderen wieder aus dem Maule heraus.« Die kleineren Tritonen benehmen sich im Wasserbecken in allen wesentlichen Stücken wie die Kammmolche.

Die Tritonen sind es, an denen man verschiedene Versuche über die Lebenszähigkeit und Ersatzfähigkeit angestellt hat. Ihre Unempfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse, die Zähigkeit, mit welcher sie den Einwirkungen der Hitze oder Kälte zu trotzen vermögen, war schon früh beobachtet worden; man hatte auch erfahren, daß abgeschnittene Glieder wieder nachwuchsen, und so forderten sie selbst gleichsam auf, durch Versuche festzustellen, was ein lebender Lurch aushalten und leisten kann. Spallanzani und Blumenbach verhalfen ihnen zum Heiligenscheine des Märtyrerthums, indem sie ihnen die Beine, den Schwanz abschnitten, die Augen aushoben und zerstörten usw. Durch diese Versuche wurde erwiesen, daß alle Glieder sich, und zwar in einer wunderbaren Vollständigkeit, wieder erzeugen; denn es entstehen nicht stummelhafte, sondern wirklich neue Glieder mit allen Knochen und Gelenken. Ein abgeschnittener Schwanz ersetzt sich vollkommen, erhält neue Wirbel, wird auch wieder ebenso lang, als er vorher war; in abgeschnittenen Beinen bilden sich sämmtliche Knochen wieder aus, und zwar mehrmals hinter einander; sogar die abgetrennten Kinnladen wachsen wieder nach. Spallanzani ließ seine gefangenen Molche binnen drei Monaten sechshundertsiebenundachtzig neue Knochen erzeugen; Blumenbach schnitt einem Triton vier Fünftheile des Auges weg und erfuhr, daß das Thier binnen zehn Monaten einen neuen Augapfel mit Hornhaut, Regenbogenhaut, Linse, kurz ein neues Auge erhielt, welches von dem ersteren nur durch etwas geringere Größe sich unterschied.

Ein Beispiel von der Lebenszähigkeit des Thieres erzählt Erber. »Eine Ringelnatter fraß mir einen Triton und entwischte sodann. Einen Monat später wurde in der Küche eine Kiste gerückt und dabei dem wahrscheinlich von der Natter ausgeworfenen Triton der Vorderfuß ausgerissen. Der Molch war gänzlich eingeschrumpft; ich bemerkte kaum noch ein Lebenszeichen und legte ihn vor der Hand auf einen Blumentopf. Als ich später die Blumen begoß und ihn mit befeuchtete, erholte er sich so weit, daß er zu kriechen versuchte. Ich brachte ihn nun in frisches Wasser und fütterte ihn mit Regenwürmern. Schon nach wenigen Tagen war er wieder munter; nach drei Wochen bereits kam an der Stelle des ausgerissenen Fußes ein kleiner formloser Stumpf eines neuen Fußes hervor; nach vier Monaten war derselbe ausgewachsen. Von nun an wurde der Triton mit großer Aufmerksamkeit behandelt, lernte auch sehr bald, wenn er hungerig wurde, an dem Glase, in dem ich ihn hielt, emporklettern und die Nahrung aus den Händen nehmen. Das Glas stand zwischen den Fenstern. Im Spätherbste trat einmal über Nacht außerordentliche Kälte ein, so daß das Wasser, in welchem das Thier sich befand, fror und das Glas zersprengte. Auch der Triton war eingefroren; da ich ihn jedoch in Weingeist setzen wollte, stellte ich das Glas in ein größeres Gefäß und dieses auf die heiße Herdplatte, um das Eis aufzuthauen, vergaß jedoch meinen Triton und fand, als ich wieder nach ihm sah, daß das Wasser bereits sehr heiß geworden [631] war, die Wärme aber auch den Triton ins Leben zurückgerufen hatte und dieser sich alle Mühe gab, dem Brühbade zu entrinnen. Nun setzte ich ihn wiederum in frisches Wasser, und er lebte nach diesem Begebnisse noch ein ganzes Jahr.«


*


Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 624-632.
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Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

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