Erste Familie: Beutelmarder (Dasyuridae)

[544] Unter den hierher gehörigen Thieren stellt man die Beutelmarder (Dasyuridae) obenan. Die Kennzeichen liegen in dem Gebisse, welches in jeder Kinnlade oben vier, unten drei Schneidezähne, einen Eckzahn, zwei bis vier Lück- und vier bis sechs Backenzähne enthält, in den vierzehigen Hinterfüßen und in dem behaarten Schwanze. Alle zu dieser Familie zählenden Arten leben gegenwärtig nur noch in Australien.

Die Beutelmarder halten sich ebensowohl in Wäldern wie in felsigen Gegenden oder an den Ufern des Meeres auf und leben hier entweder in tiefen Erdhöhlen und Erdlöchern, unter Baumwurzeln und im Steingeklüft der Felsen oder in hohlen Bäumen. Die einen bewegen sich bloß auf dem Boden, die anderen klettern vortrefflich, und einige halten sich fast ausschließlich auf den Bäumen auf. Ihr Gang ist schleichend und bedächtig, weil sie mit ganzer Sohle auftreten. Fast alle sind nächtliche Thiere, welche den Tag in ihren Zufluchtsorten verschlafen und mit der Dämmerung auf Raub ausgehen. Bei diesen Streifzügen suchen sie die Küsten des Meeres ab und verzehren hier alle von der See ausgeworfenen Thiere, dieselben mögen frisch oder faul sein; die, welche auf den Bäumen wohnen, nähren sich hauptsächlich von Kerfen und jagen höchstens kleinen Säugethieren sowie deren Eiern nach; die größten Arten besuchen auch wohl die menschlichen Wohnungen und erwürgen dort nach Marderart oft in einer einzigen Nacht den ganzen Hühnerbestand oder plündern, wie die frechen Füchse des Nordens, Speicher und Vorrathskammern und stehlen hier Fleisch und Speck. Die kleineren Arten zwängen sich durch die engste Oeffnung und sind deshalb ebenso verhaßt wie Marder und Iltis, die größeren fallen die Schafherden an und holen sich ab und zu ein Stück aus ihrer Mitte. Viele führen die Nahrung mit den Vorderpfoten zum Munde. Ihre Stimme besteht in einem eigenthümlichen Knurren und einem helltönenden Gebell. Die größeren sind sehr wild, bissig und unzähmbar, vertheidigen sich auch, wenn sie angegriffen werden, wüthend mit ihren scharfen Zähnen, die kleineren dagegen erscheinen als sanft und gutmüthig, einzelne können auch leicht in der Gefangenschaft erhalten und ohne große Mühe gezähmt werden, bekunden jedoch niemals ersichtliche Anhänglichkeit oder überhaupt wärmere Zuneigung gegenüber ihrem Pfleger.

Im Frühlinge werfen die Mütter vier bis fünf Junge, welche wenigstens in verhältnismäßig vollkommenem Zustande zur Welt kommen.

Der Schaden, welchen die Mitglieder der Familie verursachen, überwiegt den Nutzen, den sie bringen, bei weitem und rechtfertigt die eifrigste Verfolgung, welche sie zu erleiden haben.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 544.
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