3. Sippe: Rollmarder (Paradoxurus)

[30] An die Zibetthiere schließen die Palmenroller oder Rollmarder (Paradoxurus) sich an. Innerhalb ihrer Familie stellen sie die Katzen dar; denn mit diesen stimmen äußerliche und innerliche Merkmale so wesentlich überein, daß einzelne Forscher ihrethalber alle Schleichkatzen nur als eine Unterfamilie der Katzen betrachtet wissen wollen. Sie sind Halbsohlengänger; der hintere Theil ihrer Fußwurzel ist nackt und warzig aufgetrieben. Der Schwanz, welcher Veranlassung zu dem Namen gegeben hat, kann bei mehreren Arten eingerollt werden; doch fällt diese Eigenthümlichkeit keineswegs in besonderem Grade auf. Vorder- und Hinterfüße haben fünf Zehen mit mehr oder weniger einziehbaren Krallen, welche wie von den Katzen zum Ergreifen der Beute und zur Vertheidigung benutzt werden. An die Katzen erinnert ferner das Auge, dessen Bildung bereits beschrieben wurde.


Palmenroller (Paradoxurus hermaphroditus). 1/6 natürl. Größe.
Palmenroller (Paradoxurus hermaphroditus). 1/6 natürl. Größe.

Die Drüsentasche wird durch eine kahle Längsfalte am After mit Absonderungsdrüsen vertreten; der Geruch der ausgeschiedenen Masse hat mit dem Zibet jedoch keine Aehnlichkeit. Das Gebiß besteht aus 40 im Vergleiche zu denen der Zibetkatzen kurzen und stumpfen Zähnen, welche bei den verschiedenen Arten einigermaßen abändern und zur Aufstellung mehrerer Untersippen veranlaßt haben.

[30] Alle Roller bewohnen Südasien und die benachbarten Eilande, namentlich also die Sundainseln, gehen als vollendete Nachtthiere erst nach Sonnenuntergang auf Raub aus, bewegen sich dann gewandt und behend genug, um kleine Säugethiere und Vögel mit Erfolg zu beschleichen und zu ergreifen, nähern sich jedoch auch, zeitweilig sogar vorzugsweise, von Früchten und können wegen ihrer Diebereien in Gärten und Pflanzungen ebenso unangenehm werden wie durch ihre Ueberfälle der Geflügelställe. Gefangene kommen oft lebend nach Europa, halten sich bei einfacher Pflege jahrelang, pflanzen sich ohne sonderliche Umstände im Käfige fort, fesseln aber ihrer Schlaftrunkenheit bei Tage halber nur Wenige, machen sich wegen der Ausdünstung ihrer Drüsen Vielen sogar äußerst widerlich.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 30-31.
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