Elfte Familie: Waldsänger (Sylvicolidae)

[374] Einer auf Helgoland vorgekommenen Art zu Liebe mögen auch die Waldsänger (Sylvicolidae) erwähnt sein. Man betrachtet diese Vögel gewöhnlich als die amerikanischen Vertreter unserer Sänger, dürfte in ihnen aber eher Verbindungsglieder zwischen den Tangaren und Blumen- oder Zuckervögeln zu erkennen haben. Von einzelnen Sippen der Tangaren unterscheiden sie sich fast nur durch ihren schwächeren Schnabel, ähneln jedoch auch den Finken in nicht geringem Grade. Im Vergleiche mit unseren Sängern zeichnet sie der stets merklich stärkere Schnabel aus. Alle Arten erreichen nur geringe Größe. Der Schnabel ist in der Regel ein sehr schlanker, seitlich etwas zusammengedrückter Kegel, in selteneren Fällen oben und unten ein wenig gebogen, der Ober- wie der Unterkiefer geradlinig und zahnlos, ersterer höchstens vor der Spitze seicht eingekerbt, das eiförmige Nasenloch seitlich gelegen, der mäßig hochläufige Fuß mit kurzen, kräftigen Zehen ausgerüstet und mit derben Nägeln bewehrt, der Flügel, dessen Handtheil neun Schwingen trägt, höchstens mittellang, der Schwanz länger oder kürzer, in der Regel gerade abgeschnitten, seltener abgerundet, das Gefieder weich und buntfarbig.

Die Waldsänger, von denen gegen einhundertundzwanzig Arten bekannt sind, zählen zu den Amerika eigenen Familien, verbreiten sich über den ganzen Norden des Erdtheils, bewohnen auch Mittelamerika, dehnen ihren Wohnkreis jedoch nicht weit jenseit des Wendekreises aus. Gleichwohl bevölkern sie das südlich und das nördlich neuweltliche Gebiet in annähernd gleicher Artenzahl. Ihre Lebensweise entspricht im wesentlichen dem Thun und Treiben unserer Sänger.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 374.
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