4. Sippe: Schwalke (Nyctibius)

[352] In Südamerika leben riesige Nachtschwalben, welche sich wegen ihres sehr kräftigen und hakigen Schnabels sowie der derben Füße, deren Mittelzehen keinen gezahnten Nagel tragen, den Schwalmen enger anschließen als den Nachtschatten und deshalb der ersten Unterfamilie zugezählt oder als Vertreter einer gleichwerthigen Gruppe angesehen werden. Die von ihnen gebildete Sippe der Schwalke oder Riesennachtschwalben (Nyctibius) kennzeichnet sich durch folgende Merkmale: Der Leib ist kräftig, der Kopf ungewöhnlich groß, der Flügel, in welchem die dritte Schwinge alle anderen überragt, lang und spitzig, der Schwanz verhältnismäßig lang und schwach zugerundet, das Gefieder reich, weich und locker. Dies alles ist wie bei den Nachtschwalben; der Schnabel aber weicht bedeutend ab. Auch er ist von oben gesehen dreieckig, an der Wurzel ungemein breit, bis zu den Nasenlöchern hin gleichmäßig abfallend, von hier aus in einen dünneren, rundlichen Nagel zusammengedrückt, welcher sich sanft bogenförmig über den Unterschnabel herabwölbt und dessen Spitze mit herabbiegt, obwohl letztere zu seiner Aufnahme ausgehöhlt und deshalb bedeutend kürzer[352] ist; der scharfe Mundrand trägt einen linienlangen Zahn, welcher da hervortritt, wo der Haken beginnt; der Schnabelspalt öffnet sich bis unter das Ohr, und die Rachenöffnung ist deshalb erstaunlich groß. Vom hornigen Theile des Schnabels sieht man übrigens wenig, weil der größte Theil, der Oberschnabel bis zu den Nasenlöchern, der Unterschnabel bis gegen die Spitze hin befiedert ist. Viele Federn am Schnabelgrunde sind zu feinen Borsten umgestaltet. Die Beine sind kurz, ihre Zehen schlank, die Nägel mäßig groß, etwas bogig; der mittlere zeigt einen scharf vortretenden Rand.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 352-353.
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