Wiesenweih (Circus cineraceus)

[700] Hier und da in Deutschland gesellt sich dem Kornweih, in einzelnen Gegenden vertritt ihn der Wie sen- oder Bandweih, die Wiesen- oder Bandweihe (Circus cineraceus, cinerarius, cinerascens und Montagui, Falco cineraceus, Strigiceps cineraceus, cinerascens, pratorum und elegans, Glaucopteryx cinerascens), wegen seiner verhältnismäßig längeren Flügel und des undeutlichen Schleiers auch wohl als Vertreter einer besonderen Untersippe (Glaucopteryx) angesehen, in Sein und Wesen jedoch ein echter Weih. Die Länge beträgt vierundvierzig, die Breite einhundertfünfundzwanzig, die Fittiglänge achtundvierzig, die Schwanzlänge dreiundzwanzig Centimeter. Das alte Männchen, unzweifelhaft die schönste unserer Weiharten, ist auf Kopf, Nacken, Rücken und Oberbrust bläulich-, im Nacken und Rücken wegen der hier merklich hervortretenden dunklen Federsäume dunkel aschgrau gefärbt, auf Unterbrust, Bauch und Hose weiß, durch schmale rostrothe Schaftstriche in hohem Grade geschmückt. Die Schwingen erster Ordnung sind schwarz, die der zweiten licht aschblau, durch ein schwarzes Band gezeichnet, die hintersten Armschwingen braungrau, die beiden Mittelfedern des Schwanzes aschgrau, die übrigen, auf der Innenfahne nach außen zu sich verbreiternd, heller, so daß die äußersten fast weiß [700] erscheinen, die beiden seitlichen Federn dagegen rostbräunlich, alle schwarz gebändert. Die mittleren Unterflügeldecken zeigen ebenfalls die rostrothen Schaftstri che, die kleinsten sind weiß, die untersten mit unregelmäßigen, grauen, die des Ellnbogengelenkes mit einigen rostbraunen Bändern geziert. Beim alten Weibchen wie beim jüngeren Weibchen, welche ein sehr ähnliches Kleid tragen, ist die vorherrschende Färbung der Oberseite braungrau, die der Unterseite weiß, mit kleinen, undeutlichen, rostfarbigen Flecken besprenkelt, der Scheitel rostroth und schwarz gestreift. Junge Vögel sind auch unterseits durchaus rostfarbig, ohne Flecke, die Federn der Oberseite aber dunkel braungrau, mit rostfarbigen Spitzensäumen. Ueber dem Auge steht ein weißer Fleck und unter diesem auf den Wangen ein großer dunkelbrauner. Der Bürzel ist weiß, und die Schwingen wie die Schwanzfedern zeigen dunkle Querflecken. Die Iris ist bei alten Vögeln lebhaft hochgelb, bei jungen braun, der Schnabel blauschwarz, die Wachshaut gelb, der sehr hohe und dünne Fuß wachsgelb.

Das Verbreitungsgebiet des Wiesenweihes ist nicht minder ausgedehnt als der Wohnkreis der beiden geschilderten Verwandten; doch gehört der Vogel mehr dem Osten als dem Westen des nördlich altweltlichen Gebietes an. In Deutschland zählt er zu den selteneren Arten der Sippe, ohne jedoch an geeigneten Orten zu fehlen. Seinem Namen entsprechend, verlangt er weite Wiesen oder wenigstens im Sommer auf größere Strecken hin trockene Sümpfe, siedelt sich daher vornehmlich in der Nähe von Flüssen und insbesondere in Niederungen an, welche während des Winters bei hohem Wasserstande unter Wasser gesetzt werden. Daher bewohnt er in unserem Vaterlande vorzugsweise die norddeutsche Ebene, von Ostpreußen an bis zu den Rheinlanden. Häufiger tritt er in Niederösterreich, dem Tieflande Ungarns, den südlicheren Donauländern und hier und da in Rußland auf; als Brennpunkt seines Verbreitungsgebietes aber dürften vielleicht die Steppen Sibiriens und des nördlichen Turkestan angesehen werden. In allen Steppen um den Altai, nach Südosten bis zum Alatau, welche ich mit Finsch und Graf Waldburg-Zeil bereiste, fanden wir den Wiesenweih als vorherrschende Art, begegneten ihm aber, was noch besonderes zu erwähnen sein möchte, ebenso, und zwar wiederholt, in der Tundra des unteren Obgebietes, unter dem achtundsechzigsten Grade der Breite, also weiter nördlich, als irgend ein anderer mir bekannter Weih vorkommen dürfte. Nach Osten hin erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet bis China. Gelegentlich seines Zuges durchstreift er im Herbste und Frühlinge ganz Südeuropa, den größten Theil Südasiens und Afrikas, bevölkert im Winter Indien geeigneten Ortes in erheblicher Anzahl, wandert bis in das Gebiet der innerafrikanischen Steppen, erscheint, laut Anderson, selbst im Damaralande und steigt, nach Heuglin, bis zu den höchsten Gebirgen von Habesch auf.

Obwohl der Wiesenweih in seinem Auftreten und Wesen sowie in allen Sitten und Gewohnheiten nicht erheblich vom Korn- und Steppenweih abweicht, kann ich es mir doch nicht versagen, an dieser Stelle Mittheilungen einzufügen, welche ich der gewandten Feder des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich verdanke. Die Lebensschilderung des Vogels ist so frisch und lebendig geschrieben und dabei so treu und verläßlich, daß sie von keiner anderen mir bekannten erreicht, geschweige denn übertroffen wird. »In Niederösterreich«, so schreibt mir der Erzherzog, »tritt der Wiesenweih selbst in der nächsten Umgebung von Wien als Brutvogel auf, zeigt sich jedoch wie die meisten Verwandten in der Wahl seines Aufenthaltsortes sehr wählerisch. Große, weit ausgedehnte Ebenen ohne Wald, jedoch mit Gestrüppe bedeckt, auf denen Wiesen und Felder miteinander abwechseln, und welche von einigen Gewässern durchschnitten werden, bilden seine Wohnsitze. Er ist der wahre Vogel der Tiefebene und wird ebensowenig im Gebirge wie in waldigen Gegenden zu treffen sein. Zwar ist er nicht in dem Maße wie der Rohrweih an einen bestimmten Aufenthaltsort gebunden; doch meidet auch er fast ängstlich, seine Heimat zu verlassen und weite Flüge zu unternehmen. Ausgedehnte Felder und Wiesen, letztere besonders, wenn sie etwas feucht sind, junge Niederhölzer und Schläge am Rande der Auwälder größerer Ströme sind ihm willkommene Standplätze, hauptsächlich, wenn ausgedehnte, offene Landstriche in unmittelbarer Nähe sich befinden. Bei uns, in Niederösterreich, sieht man übrigens deutlich, daß unser Land bereits am Rande seines [701] Verbreitungsgebietes liegt, da er hier im allgemeinen selten und nur auf ganz besonders für ihn geeigneten Plätzen vorkommt.«

Ich will an dieser Stelle einfügen, daß der Vogel auch in den vorher erwähnten Steppen mit Vorliebe Oertlichkeiten aufsucht, welche durch einen Fluß oder Bach, ja sei es auch nur einsickerndes Wässerchen, feucht gehalten werden, sie zu seinem eigentlichen Wohngebiete wählt und von ihnen aus Streifzüge durch die trockeneren Steppen unternimmt. Abweichend aber von den sonst gesammelten Beobachtungen steigt unser Weih in den Steppengebirgen hoch empor und scheut sich dabei nicht, kleinere Waldungen zu überfliegen, obwohl er in der Regel an jenen Gehängen festhält, welche das Gepräge der Steppen auch in der Höhe wiederspiegeln.

»Der Wiesenweih«, fährt der Erzherzog fort, »ist ein echter Erdfalk, welcher sein ganzes Leben auf dem Boden oder niedrig über demselben verbringt. Nur in der Paarungszeit sieht man das Pärchen häufig in die Höhe aufsteigen und Flugkünste ausführen, welche je doch nicht den Umfang derer des Rohrweihes annehmen, trotzdem unser Vogel eigentlich ein schnellerer, leichterer und ausdauernderer Flieger ist als sein größerer Verwandter. Seinen Flug, so gänzlich abweichend von dem der meisten Raubvögel, möchte man mit dem der Schwalben und Möven vergleichen: mit letzterem verwechselt ihn selbst der erfahrene Jäger nicht allzu selten. Erhebt sich der Wiesenweih vom Boden, um dicht über demselben dahinzuziehen, so gewinnt sein Flug oft eine auffallende Aehnlichkeit mit dem unseres Nachtschattens. Die größte Unruhe, welche ein gefiedertes Wesen bethätigen kann, kennzeichnet diesen Weih. Von Tagesanbruch bis lange nach Sonnenuntergang befindet er sich in fortwährender Bewegung, und zwar meist innerhalb der Grenzen eines ziemlich engen Bezirkes. Oft erblickt man ihn mit ausgebreiteten Schwingen ohne Flügelschlag über den wogenden Kornfeldern dahinziehen; plötzlich fährt erkrummen Linien ein kurzes Stück niedrig über Feldrainen und Wiesen vorwärts, schwingt sich hierauf steil in die Höhe, um nach Falkenart zu rütteln oder kurze Zeit zu kreisen, und läßt sich hierauf meist senkrecht zum Boden herab in dichtes Getreide oder in das hohe Gras fallen, um einige Augenblicke zu ruhen; dann beginnt von neuem das Spiel, welches er Tag für Tag fortsetzt. Die Weibchen führen ein ruhigeres Leben als die Männchen und halten sich, besonders in der Nistzeit, mehr am Boden auf. Sie sind überhaupt unansehnliche Vögel, welche der Laie meist nicht erkennt, sondern höchstens als andere Raubvögel ansieht, falls er ihnen überhaupt einige Aufmerksamkeit widmet. Das Männchen hingegen ist wirklich einer der hübschesten und zierlichsten Vögel, welche unsere Heimat beherbergt. Sein munteres, unruhiges Wesen belebt die eintönige Ebene in hohem Grade, und der schlanke Vogel, welcher, von der Sonne beleuchtet, silbern erglänzend über den wogenden Kornfeldern umherschwebt, erstaunt und fesselt jedermann, welcher gewohnt ist, in den mitteleuropäischen Ländern nur dunkel gefärbte Mitglieder der Raubvögelgruppe zu sehen. Nachts wählt sich unser Weih als Schlafplatz entweder ein Kornfeld, eine hohe Wiese, dichtes Gestrüppe, manchmal auch Schilf und nicht minder häufig Grenzsteine, Holzpflöcke, Bildstöcke usw.; unter allen Umständen aber ruht er auf oder wenigstens sehr niedrig über dem Boden. Waldbeständen sucht er schon bei Tage, noch mehr aber bei Nacht auszuweichen. Niemals sah ich einen aufgebäumt, beobachtete vielmehr regelmäßig, daß er nicht allein die Wälder, sondern auch freistehende Bäume umfliegt, ja selbst in Junghölzern, in denen er nistet, es vermeidet, auf Stauden sich niederzulassen. So gern er sich in der Nähe der Auen umhertreibt, so bestimmt hält er sich auch hier vom Inneren des Waldes fern. Wohl zieht er an Säumen der höheren Bestände dahin; niemals aber dringt er in sie ein. Oefters sieht man ihn den einzelnen Stromarmen entlang nach Mövenart auf- und niederstreifen; aber nur ein einziges Mal beobachtete ich, daß er, durch den seinen Weg kreuzenden Kahn geschreckt, einem Hochwalde zuflog.

Gesellig wie andere seiner Art, sucht er selbst im Frühjahre mehrere Genossen, um gemeinschaftlich mit ihnen zu nisten und über Tages sich umherzutreiben. Oft sieht man mehrere Männchen im Vereine die Ebene bejagen oder von Zeit zu Zeit an das nächste Gewässer streichen, wie sie dies sehr gern thun. An der Donau fliegen sie oft unter Rohrweihen und Milanen am Gestade [702] oder tummeln sich mit diesen in den Lüften umher. Nach Art seines Geschlechtes ist auch der Wiesenweih ein scheuer Vogel, welcher jedermann auf gehöriger Entfernung ausweicht, ohne dabei jedoch die schlaue und kluge Vorsicht der Falken zu bekunden. Ohne zu unterscheiden, ob Jäger oder Bauer, ob Mann oder Frau, wie so viele andere Raubvögel thun, sucht er vor jedem Menschen das weite, oft mit der unglaublichsten Hartnäckigkeit seine krumme Bahn verfolgend und nur ebensoviel ausweichend, als er der Fall ist, wenn er sonst eine seiner Schlangenwindungen beschreibt. Falls er hoch über den Feldern dahinzieht und den Menschen schon früh genug erblickt, darf man sicher sein, daß er weiter, als ein Schrotgewehr trägt, bei dem Erzfeinde aller Thiere vorüberfliegt; nicht selten aber streicht er auf Fußsteigen zwischen den Feldern und den Rändern der Wiesen niedrig über dem Boden weg, und dann geschieht es leicht, daß er an einer Ecke des Feldeswegen Mangel an Ausblick den Jäger bis auf einige Schritte anfliegt und übertölpelt werden kann. Am Boden sitzend, ist er weniger furchtsam und trachtet, durch Verstecken sich zu retten. Besonders wenn er in niedrigem Gestrüppe ruht, läßt er den Menschen ruhig an sich vorbeigehen und steht erst in nächster Nähe vor ihm auf.

"Der Horst des Wiesenweihes ist ein einfacher Bau aus Reisig, dürren Aesten usw., welche ziemlich fest über einander gelegt werden, befindet sich stets am Boden, entweder zwischen dichtem Gestrüpp oder auch im Getreide, hohem Grase und selbst im Schilfe. Im allgemeinen ist unser Vogel weit vorsichtiger als der Rohrweih in der Wahl seiner Nistplätze und vermeidet es unter allen Umständen, sein Nest ins Freie zu stellen. Je nach dem Stande der Witterung, jedoch meist erst in der zweiten Hälfte des Mai, findet man das vollständige, aus vier bis fünf, im selteneren Falle sechs Eiern bestehende Gelege. Die Eier, deren Länge durchschnittlich zweiundvierzig und deren längster Querdurchmesser zweiunddreißig Millimeter beträgt, sind rein weiß oder doch nur sehr selten gefleckt, glanzlos und feinkörnig, daher Euleneiern einigermaßen ähnlich, obwohl durch ihre innere schön lichtgrüne Färbung bestimmt von diesen sich zu unterscheiden. Sie ähneln denen des Kornweihes in so hohem Grade, daß sie oft mit ihnen verwechselt worden sein mögen. In der Liebe zu seinen Eiern und Jungen übertrifft der Wiesenweih fast noch seine übrigen Verwandten, insbesondere den Rohrweih, und zwar beschränkt sich diese Anhänglichkeit bei ihm nicht bloß auf das Weibchen, sondern auch das Männchen setzt sich beim Horste rückhaltslos jeder Gefahr aus; selbst fremde Wiesenweihen eilen herbei, wenn einer Brut Gefahr droht, und umkreisen vereint mit den bedrohten Eltern unter lautem Geschrei den Friedensstörer. Dies ist dadurch besonders erleichtert, daß meistens einige zusammen an einer Stelle nisten und selbst alte oder noch sehr junge unbeweibte Vögel, welche keinen Horst haben, am nämlichen Platze gern sich aufhalten. Während die Weibchen auf dem Neste sitzen, streichen die Männchen fortwährend in der Nähe auf und nieder, kommen von Zeit zu Zeit zu der Gattin, um bei ihr sich niederzulassen, beginnen nach kurzer Rast wieder umherzufliegen, und verlassen dann meist auf eine Weile die eigentliche Niststelle, um Nahrung zu suchen. Ich fand einmal zwei Nester von Wiesenweihen in einem Jungholze, welches den äußeren Südrand der Donau unweit von Mannswörth, östlich von Wien, bildet. Besagtes Jungholz ist höchstens einen Kilometer lang und nicht über fünfhundert bis sechshundert Schritte breit. Auf der nördlichen Seite begrenzen es hohe Auwaldungen; auf der südlichen trennt es ein Wasserarm von den benachbarten Feldern der etwas höher gelegenen offenen Ebene. Das Jungholz selbst war dicht, aber kaum einen Meter hoch. Auf einzelnen freien Stellen befanden sich noch die Stöcke abgehauener Baumstämme. Beide Horste standen in der Mitte dieses Gehölzes, nicht funfzig Schritte von einander entfernt. Schon als ich mit meinem Kahne den Wasserarm übersetzte, sah ich vier Männchen und ein Weibchen oder jüngeres Männchen um das Gehölz und über demselben kreisen; vom Vorhandensein der beiden brütenden Weibchen aber überzeugte ich mich erst, als ich mich den Horsten bis auf einen Schritt genähert hatte. Beide entfernten sich dann mit größter Geschicklichkeit, indem sie durch das Gebüsch senkrecht emporstiegen und nunmehr nach Falkenart rasch wegstrichen, ganz anders, als der träge Rohrweih unter ähnlichen Umständen zu thun pflegt. [703] Trotzdem ich mich nahe an dem Horste aufgestellt hatte, kehrten sie sogleich wieder zu demselben zurück. Aber auch die Männchen strichen fortwährend in unmittelbarer Nähe umher, öfters den Hochwald entlang, auch über demselben kreisend, dann wieder niedrig über dem jungen Holze hin oder wie Möven dem Arme folgend, stromauf- oder stromabwärts über dem Spiegel spielend. Als sich alle an meine Gegenwart gewöhnt hatten, dehnten sie ihren Flug auch bis auf die Felder aus, kehrten aber immer bald wieder zurück. Nun setzte ich meinen Uhu auf einen freien Platz in der Nähe der Horste und lauerte in einem benachbarten Gebüsche. Augenblicklich begannen die Weihen wie sinnlos auf den Uhu zu stoßen und strichen niedrig über dem gehaßten Gegner umher. Es ist ein hübscher Anblick, wenn der silberglänzende Vogel in höchster Wuth mit ausgebreitetem, aufgeblähtem Gefieder, die langen Ständer zum Angriffe weit vorgestreckt, über dem Uhu schwebt und von Zeit zu Zeit auf ihn herniederstößt. Manchmal läßt er dabei einen lauten Pfiff ertönen, wogegen er während des Stoßens nur ein undeutlich hörbares Geschicker ausstößt. Der Uhu seinerseits erkennt seinen schwachen Feind sofort und würdigt ihn kaum eines Blickes. Selbst Schüsse und der Tod eines Genossen verscheucht die Weihen nicht; einzelne von ihnen setzen sich sogar nicht weit vom Uhu in die Gebüsche nieder, als ob sie für neue Angriffe sich durch Ruhe stärken wollten. Nach beiläufig einer halben Stunde erkalteten jedoch die häufigen Angriffe, und immer weitere Kreise um den Gegner beschreibend, zogen sich die Weihen in entferntere Gebüsche zu rück. Gänzlich aber verließen sie den Platz nicht, und begannen sogar wieder zu stoßen, als ich den Uhu auf dem entgegengesetzten Ende des Jungholzes aufstellte.

"Der Wiesenweih lebt bei uns von der Jagd, welche er auf laufendes, sitzendes, kriechendes Wild, nicht aber auffliegendes, ausübt. Die vorzüglichste Nahrung bilden Hamster, Zisel, Feldmäuse, Frösche; außerdem nimmt er nicht flugbare Vögel, hier und da ganz junge Hasen, Wachteln und Feldhühner auf. Meiner Ansicht nach steht der geringe Schaden, welchen er durch seine Jagd anrichtet, kaum im Verhältnisse zum Nutzen, den er bei uns zu Lande durch Vertilgung von Ziseln, Mäusen und anderen unnützen Nagern leistet."

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 700-704.
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