46. Gattung: [149] Crepidodera Chevr.

Die Gattung ist ausser durch das stets deutliche Vorhandensein beider HschEindrücke (Längsfältchen u. Querfurche) u. die gestreiften (seltener ± verworren punktierten) Fld. noch besonders charakterisiert durch die rundlichen StHöcker, welche nur unten tief begrenzt sind, in der oberen Hälfte aber meist glatt zusammenfliessen u. von der oberen St. nicht oder nur durch eine seichte Senkung getrennt sind1. St. ohne Punkte; Hsch.-HR. ziemlich gleichmässig bogig nach hinten gezogen, flach u. ohne RSaum verlaufend.

Im Gegensatze zur Mehrzahl der übrigen Erdflöhe bevorzugen die Crep. grösstenteils Luftfeuchtigkeit u. Abendschatten. Ueber ihre Standpflanzen ist wenig, über ihre Entwicklung fast nichts bekannt. Die Käfer erscheinen frühestens Ende Mai, sind zahlreich im Sommer u. verschwinden gegen den Winter. Da die Eiablage im Spätsommer stattfindet (transversa, ferruginea), dürfte die Larve oder Puppe überwintern. Nur Cr. nigritula zeigt andere Erscheinungszeiten u. überwintert anscheinend. Als schädlich ist keine Art nachgewiesen.


Uebersicht der Hilfsgruppen:


1'' Einfarbig gelbliche oder hellbraune Arten

1. Gruppe.

1' Wenigstens die Fld. blau oder schwärzlich.

2'' Hsch. gelbrot, Fld. blau oder schwärzlich

2. Gruppe.

2' Hsch. u. Fld. blau oder schwärzlich

3. Gruppe.


[149] Uebersicht der Arten:


1''' Einfarbig helle Arten, von rotgelber bis hell kastanienbrauner Färbung2. Ansehnliche Halticinen (3–5 mm), die von allen übrigen grossen, einfarbig gelbroten Erdflöhen leicht durch die ausgeprägten HschEindrücke (Längsstrichel u. Querfurche) zu trennen sind.

Vorwiegend Ebenenbewohner mit ausgebildeten Hautflügeln. An grasigen, frischen Orten auf Distelarten (Distel, Carduus, u. Kratzdistel, Cirsium), Brennesseln (Urtica) u.a.:


1. Gruppe.


2'' Punkte der Deckenstreifen ziemlich unregelmässig hintereinandergestellt, vielfach verdoppelt, oft fast ganz verworren (wenn fast regelmässig, dann der HschSR. ziemlich dick aufgeworfen gesäumt). Grössere Arten (4–5 mm).

3'' In Deutschland nicht seltene Art. HschQuereindruck ziemlich breit, flach u. seicht; Hsch. ziemlich kräftig (nicht verloschen) punktiert. Punktreihen der Fld. stark, meist grob eingestochen, daher die Zwischenstreifen etwas uneben gewölbt erscheinend. HschSR. ziemlich dick gesäumt, bei der vorderen Borstenpore (etwas hinter den VEcken) meist nur stumpfeckig (nicht spitz zahnförmig) nach aussen tretend. Von den äusserst seltenen Nigrinos besitzt die a. melancholica J. Dan. einen dunkelpechbraunen K., schwarzen Hsch. und dunkelrotbraune Fld. mit grossem, dunklerem Skutellarfleck; obwohl aus Bosnien beschrieben, dürfte sie auch anderwärts auftreten; die a. nigra Schilsky aus der Mark ist einfarbig schwarz mit bräunlichen Tr. 4–5 mm, selten kleiner. – T. 147, Fg. 13.

Juni bis Oktober, in feuchten Wiesen, Auen, an Wassergräben usw.

transversa Marsh.3

3' Art aus dem Mittelmeergebiete, in Deutschland nicht heimisch. HschQuereindruck ziemlich schmal, tief eingeschnitten; HschOberfläche (mit Ausnahme des Eindruckes) glatt oder nur sehr fein punktiert. Punktreihen der Fld. ziemlich fein eingestochen, die Zwischenräume breiter u. eben (nicht gewölbt). Hsch seitlich nur sehr schmal aufgebogen gesäumt; die S. an der vorderen Borstenpore fast stets scharfspitzig zahnartig heraustretend. 4–4,5 mm, selten kleiner.

Die Angaben über das Vorkommen in Deutschland beruhen meist auf Fehlbestimmungen; bei einzelnen verlässlichen Determinationen handelt es sich vielleicht um fehlbezettelte oder eingeschleppte Stücke. Als in Deutschland heimisch möchte ich die Art wohl nicht bezeichnen.

impressa Fabr.

2' Punkte der FldStreifen stets stark, meist regelmässig einreihig hintereinandergestellt; seltener (meist nur die innersten Reihen) mehr oder minder gestört oder verdoppelt. Hsch. seitlich schmal gesäumt, an der vorderen Borstenpore stumpf verrundet oder nur sehr schwach winkelig hervortretend. Kleinere Arten (3–4 mm).

[150] 4'' In ganz Deutschland gemein. Gedrungen u. ziemlich plump gebaut, Hsch. breit, seitlich vor den HWinkeln nicht merklich ausgeschweift, diese daher von oben gesehen stumpf und etwas verrundet erscheinend. Quereindruck ziemlich flach und seicht; die Längsfältchen liegen weit innen, stehen auf der HschBasis senkrecht u. sind zu einander parallel. Fld. in den Schultern sanft gerundet, schwach über die HschBasis heraustretend, dann gerundet erweitert; Schulterbeule sehr schwach, nach innen (durch den fünften Deckenstreifen) kaum etwas vertieft abgesetzt. Die Deckenstreifen meist regelmässig. 3–4 mm. – ( H. exoleta Fabr.)

Von Ende Mai bis Spätherbst, gemein im Juni bis August. Frische Orte, Wiesen, Auen, unter Gebüsch, an Wasserläufen usw., doch auch wüste Stellen, Raine, Hecken; erst abends in Mengen erscheinend.

ferruginea Scop.

4' Für Deutschland neu; vereinzelt im nördlichen Teile. Schlanker (Gestalt der transversa), Hsch. nach hinten deutlich ausgeschweift eingezogen, die HWinkel daher eckig vortretend. HschQuereindruck meist ziemlich tief, näher dem HR.; die Längsfältchen weit aussen liegend, meist nicht senkrecht auf der Basis, sondern nach aussen geneigt stehend, daher nach vorne zu meist auseinanderlaufend. Fld. in den Schultern viel breiter als der Hsch. heraustretend, die Schulterbeule meist sehr stark u. innen (durch die ersten Punkte des fünften Deckenstreifens) tief eingedrückt abgesetzt. FldPunktstreifen stark, vielfach gestört. 2,8–3,8 mm.

Nordeuropäisch-sibirische Art; aus Deutschland nur die var. sublaevis Motsch. (FldStreifen mehr oder minder regelmässig, nie ganz verworren) bekannt. Borkum (Schneider), Berlin

interpunctata Motsch.


*


1'' Oberseits zweifarbige Arten; VKörper gelbrot, Fld. blau, blaugrün bis erzschwarz. Meist ansehnliche Formen; von gleichfarbigen Podagrica-Arten leicht durch Habitus und HschQuerfurche, von der sehr ähnlichen Derocrepis rufipes durch oben zusammenfliessende, von der St. nur schlecht getrennte StHöcker sowie den bogig nach hinten gezogenen, flach u. ungerandet verlaufenden Hsch. zu unterscheiden.

Grösstenteils unvollkommen geflügelte Tiere der Hochalpen, die sich dortselbst vielfach auch unter Steinen finden. Die tiefergehenden Arten zeigen eine auffällige Vorliebe für Feuchtigkeit u. erscheinen in Anzahl zumeist erst mit Sonnenuntergang:


2. Gruppe.


5'' Alle Schl. schwarz. Grössere, geflügelte Arten (3,5–4,5 mm), die vielfach Gebüsch (Weiden, Erlen, Ahorn usw.) besteigen.

6'' F. gelbrot, höchstens das äusserste FEnde (etwa die zwei letzten Gld.) leicht verdunkelt; Schn. u. Tr. gelbrot, selten die der hinteren BPaare etwas geschwärzt.

Hsch. sehr stark (fast halbkugelig) gerundet u. gewölbt, nach hinten stark geschweift verengt u. daher ziemlich deutlich herzförmig erscheinend. HschS. bei der vorderen Borstenpore verrundet (nie scharf zahnartig vortretend). Deckenfärbung blau bis grünblau (normal), erzschwarz: a. aeneipennis Wse, rein schwarz: a. Kossmanni Gerh. Bei der a. infuscipes Foudr. sind Schn. u. Tr., namentlich an [151] den hinteren BPaaren, ± angedunkelt. 3,5–4,3 mm. – (H. femoralis Duft.) – T. 147, Fg. 12.

Die einzige auch Nordeuropa bewohnende zweifarbige Art. Gebirgstier, seltener im Flachlande (Bayern, Schlesien; ausgenommen die norddeutsche Ebene). Anfeuchten, sumpfigen Stellen, Mooren, Waldquellen usw. Ende Mai bis September. Nach Weise auf Galeopsis tetrahit L. (Hohlzahn, Hanfnessel)

femorata Gyllh.

6' F. schon vom 3.–5. Gld. an nach aussen stark angedunkelt bis schwärzlich; Schn. u. Tr. pechbraun bis schwarz, nur die SchnBasis rötlich. Hsch. weniger gewölbt, seitlich weniger gebaucht und nach hinten schwächer ausgeschweift, kaum herzförmig erscheinend. HschS. bei der vorderen Borstenpore fast stets scharf zahnartig oder eckig nach aussen tretend. Fld. kornblumenblau bis grünblau (normal); lebhaft messingglänzend grünlich oder schwärzlich: a. superba Wse; schwarz, oft mit violettem Schimmer: a. moesta Wse. Stücke mit ausnahmsweise kaum angedunkelten Schn. u. Tr., sowie schwach verdunkelten F. bilden die a. diversipes Pic. – 3,5–4,5 mm.

Sehr ansehnliches Gebirgstier. Bayrische Alpen, Schwarzwald (Feldberg). Juni bis August, an feuchten, schattigen Orten

Peirolerii Kutsch.

5' B. gelbrot, nur die HSchl. schwärzlich4. Kleine Art (2,5–3,3 mm.).

Nur in den Alpen.


Von mehr geschlossen eiförmigem Umriss; Hsch. breit, nach vorn deutlich, nach hinten kaum u. nicht merklich ausgeschweift verengt. HschSR. bei der vorderen Borstenpore verrundet. HSchl. meist schwarz, selten rotbraun, VSchl. hell, zuweilen etwas verdunkelt, Schn. u. Tr. hell, Ts. dunkelbraun bis schwarz. StKiel (Längskielung des VK.) wie der übrige K. gelbrot. Fld. schwärzlich metallgrün, seltener bläulich oder fast rein schwarz.

Ausschliesslich alpines Bergtier höherer Lagen. Bayrische Alpen (Valepp). Anfeuchten Waldstellen, Bachrändern usw., unter Steinen u. auf Pflanzen. Mai bis September. Lebt sicher nicht auf Heidekraut (Calluna vulgaris L.), wie vielfach angegeben, sondern (nach meinen Beobachtungen in den Maria- Zeller Alpen Niederösterreichs) wohl auf Cirsium-Arten.

melanostoma Redtb.

1' Oberseits einfarbig dunkelblaue Arten:


3. Gruppe.


7'' Grössere Art (3,5–4 mm), F.u. Schn. fast immer ganz rotgelb, sehr selten letztere geschwärzt. FldStreifen bis zur Spitze deutlich. Von gleich grossen u. gleichfarbigen, auf Zitterpappeln lebenden Chalcoides-Arten zu unterscheiden durch rundliche, gewölbte, oben schlecht begrenzte StHöcker u. sehr hoch, fast halbkugelig gewölbten, hinten ganz ungerandeten Hsch. (Bei Chalcoides sind die StHöcker schmal lanzettlich u. oben u. unten tief umfurcht, der HschHR. fein gesäumt). – (H. alpicola Schmidt.)

Bergtier meist höherer Lagen; Ostalpen, Karpathen, nach Reitter auch in den Beskiden. Sommermonate. Auf dem Eisenhut (Aconitum Napellus L.) lebend

cyanescens Duft.

7' Die kleinste Crep. (1,5–2,8 mm); F. heller oder dunkler rotbraun, Schn. u. Tr. pechbraun. [152] Eiförmig, gewölbt, glänzend blauschwarz, die starken, weitläufigen Punktstreifen weit vor der FldSpitze verloschen. An Hermaeophaga mercurialis erinnernd, die aber fein u. ganz verworren punktierte Fld. besitzt. – (H. ovulum Duft.; Hippuriphila nigritula Weise). –

In ganz Deutschland, doch nicht häufig; ungeflügelte Art des Flachlandes und Vorgebirges. Angeblich auf Gehölz; überwintert und findet sich daher im Vorfrühling u. Spätherbst im Gesiebe

nigritula Gyllh.

Fußnoten

1 Nur die in Deutschland nicht vertretene, mit Crep. sehr nahe verwandte Gattung Oresia Germ. besitzt die gleiche Stirnbildung.


2 Nur in äusserst seltenen Aberrationen dunkelrotbraun oder schwarz (vgl. transversa). Diese Formen unterscheiden sich durch den völligen Mangel eines blauen Tones u. die gestörten Deckenpunktstreifen leicht von den Formen der dritten Färbungsgruppe.


3 In letzter Zeit wurde auch die äusserst seltene Cr. brevicollis J. Dan. in Deutschland (bei München) gefunden. Dieselbe ist von transversa durch etwas kürzere Gestalt, seitlich stärker herzförmig gerundeten, fein gerandeten, feiner punktierten Hsch. mit etwas weiter vorgezogenen VEcken u. tieferem, weiter nach hinten gelegenem Quereindrucke, feinere FldPunktierung, andere Form des S-Kopul.-Appar. usw., nur schwierig zu unterscheiden.


4 In den an Deutschland grenzenden Alpengebieten Vorarlbergs u. Nordtirols kommen noch vor: Crep. rhaetica Kutsch. Einer grossen melanostoma ähnlich (3–4,3 mm), alle Schl. u. die Ts. gelbrot, Hsch. meist stark u. dicht punktiert, Fld. schwarz mit schwachem Metallschimmer. – Crep. frigida Wse. Aeusserst ähnlich der melanostoma, eher kleiner als diese, StKiel schwarz.


Quelle:
Edmund Reitter: Fauna Germanica. Die Käfer des deutschen Reiches. Stuttgart: K.G. Lutz, 1912, S. 149-153.
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