Mayer, Karl Wilhelm

Mayer, Karl Wilhelm
Mayer, Karl Wilhelm

[1108] Mayer, Karl Wilhelm, in Berlin, bekannter Gynäkolog, als Sohn eines Stadtchirurgen und Geburtshelfers 25. Juni 1795 in Berlin geb., machte 1813 bis 14 als Freiwilliger den Feldzug mit, studierte seit 1814 in Berlin, wurde 1817 Assistent von Elias v. Siebold, promovierte 1821 mit der Diss. »De polypis«, liess sich dann in Berlin speziell als Gynäkolog nieder, wo er bald zu einer grossen Praxis gelangte. 1832 erbot er sich zur unentgeltlichen gynäkolog. Behandlung der städt. armen Frauen und verfügte dadurch über ein grosses Material, das er zur Demonstration seiner Untersuchungsmethoden im Kreise von prakt. Ärzten benutzte. 1833 gründete er, im Verein mit anderen Ärzten, die noch bestehende Gesellschaft »Heimia«. 1840 erhielt er als der erste den von Friedrich Wilhelm IV. gestifteten Titel Sanitätsrat, 1846 wurde er zum Geh. Sanitätsrat ernannt. 1844 gründete er die seitdem noch bestehende geburtshilfl. Gesellschaft in Berlin, die erste derartige Gesellschaft überhaupt. M., der 12. Febr. 1868 starb, muss als der Begründer der[1108] Gynäkologie im modernen Sinne angesehen werden, insofern als er mit als einer der ersten die modernen Untersuchung- und Operationsmethoden kultivierte und besonderen Wert auf pathol.-anat. und mikroskop.-histolog. Untersuchung bei den Erkrankungen der Gebärmutter legte. Schriftstellerisch ist M. im ganzen wenig hervorgetreten. Ausser zwei Artikeln in der Berl. med. Ztg. von 1834 über erfolgreiche Exstirpation einer fungösen Vaginalportion und über Scheerenabtragung von Polypen, erschienen noch in den Verhandl. der geburtshilfl. Gesellsch. (Jahrg. 4, 1851): »Geschichte des Blumenkohlgewächses«, ferner ebenda: »Ueber die Natur und Behandlung der Flexionen des Uterus«, und (in Jahrg. 3, 1850): »Beiträge zur Behandlung des Prolapsus uteri et vaginae«, endlich noch das durch seine ausgezeichneten, von ihm selbst gemalten Abbildungen von den Veränderungen der Vaginalportion hochbedeutende, leider unfortgesetzt gebliebene Werk: »Klinische Mittheilungen aus dem Gebiet der Gynäkologie« (1. Heft, Berlin 1861). Bei der 35. Naturforscher-Versamml. zu Königsberg i. Pr. hielt M. einen Vortrag: »Ueber Erosionen, Excoriationen und Geschwürsformen der Schleimhaut des Cervicalcanals und der Muttermundslippen«.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1108-1109.
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