Heerwart, Frl. Eleonore

[322] *Heerwart, Frl. Eleonore, Eisenach, Wörthstrasse 25a, ist am 24. Februar 1835 zu Eisenach geboren; ihr Vater, Gerichtsdirektor und Hofadvokat, starb, als sie erst 4 Jahre alt war. Eleonore besuchte die Töchterschule, nahm dann noch Unterricht in Kultur- und Litteraturgeschichte, im Französischen, Zeichnen und Klavierspielen. An der Seite ihrer Mutter, die sie beim Lernen anregte und durch Erzählen geschichtlicher Stoffe, durch französische Konversation den Gesichts- und Gedankenkreis erweiterte, verlebte Eleonore nach ihrer Konfirmation noch zwei frohe Jahre, die mit dem Tod der Mutter ein frühes Ende erreichten. Der Haushalt wurde aufgelöst und Eleonore kam zu Verwandten, bei denen sie im Haushalt und bei der Erziehung kleiner Kinder thätig sein sollte. Ihren Bitten beim Vormund gelang es endlich, nach Keilhau[322] zu kommen, um an dem Fröbelschen Institut zur Erzieherin ausgebildet zu werden. Ostern 1854 trat sie ihre erste Stellung als Erzieherin an und 1856 ihre zweite. Vom Jahre 1860–61 widmete sie sich ihrer ferneren Ausbildung in mehreren Fächern. Dann folgte sie einem Ruf nach Manchester, wo sie 11/2 Jahre blieb und dann nach Dublin ging. Das feuchte Klima Irlands hatte ihre Gesundheit geschwächt, so dass sie nach 12jähriger angestrengter, aber erfolgreicher Arbeit an ihrer grossen Schule nach Deutschland zurückkehren wollte. Indes wurden ihr in London mehrere Anerbietungen gemacht, von denen sie die von der British and Foreign School Society annahm und am Lehrerinnen-Seminar zu Stockwell angestellt wurde, die Fröbelsche Methode daselbst einzuführen. In Verbindung mit diesem Seminar wurde nebenan eins zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen für sie gegründet, dem sie bis zum Jahre 1883 vorstand. Abermals musste sie gesundheitshalber ihre Thätigkeit aufgeben, und diesmal kehrte sie nach Deutschland zurück, nach 22jährigem Aufenthalt in Grossbritannien. Es war ein schwerer Abschied, bei dem ihr in ehrenvollster Weise Anerkennung für ihre pädagogische Thätigkeit gezollt wurde; aber auch von Deutschland aus hat sie England immer wieder besucht und zwar um die Prüfungen von Kindergärtnerinnen für die Fröbel-Society und von Volksschullehrerinnen in Fröbelscher Methode zu leiten. In Thüringen war sie erst bei Verwandten in Weimar, dann 4 Jahre in Blankenburg und seit 1889 nahm sie ihren dauernden Aufenthalt in ihrer Vaterstadt. Die schriftstellerische Thätigkeit begann schon 1860, seit welcher Zeit sie viele Artikel namentlich in Kindergartenzeitschriften, dann in und für England mehrere pädagogische Bücher schrieb; in jedem Jahr erschien etwas Neues und der Erfolg des ersten Liederbuches, mehr als 20 Auflagen, veranlasste sie, 2 neue Liederbücher herauszugeben, die nur ihre eigene Dichtungen enthalten. Im Jahre 1892 gründete sie den Allgemeinen Kindergärtnerinnen-Verein, dessen Vorsitzende sie noch ist und für den sie 1/4jährliche Berichte herausgiebt. Ausserdem gehört E. H. als thätiges Mitglied zu mehreren Vereinen und ist Ehrenmitglied von verschiedenen Vereinen, z.B. vom Deutschen Fröbelverband Berlin, vom Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt a. M. u.m.a.

‒ Anwendung der vier Grundsätze Friedrich Fröbels auf die Erziehung in der Familie, im Kindergarten, in der Bewahranstalt u. in der Schule, sowie im täglichen Leben. 8. (62) Eisenach, H. Kahle. Erm. Pr. geb. n –.75

‒ Der Zweck u. das Ziel der Fröbelschen Gaben u. Beschäftigungen, m. e. erläut. Tabelle. 8. (15) Ebda. 1893. Erm. Pr. geb. n –.50

‒ Festbericht zum 50 jähr. Jubiläum des Kindergartens in Eisenach. Ebda. 1897. n –.80

Ausser den hier angeführten Werken erschienen in englischer Sprache:

‒ Music for the Kindergarten. 8. (77) London 1876, Boosey & Co. geb. 2.60

‒ The same in Tonic-sol-fo. (60) 1884. 1.–

‒ Supplement I, containing 24 original Songs. (64) 1885. geb. 1.–

‒ Supplement II, containing 25 original Songs. (64) 1896. geb. 1.–

‒ Froebel's Theory and practice. 8. (112 u. 33 Taf. Illustr.) London 1897, Charles & Dible. geb. 6–

‒ Course of Paper-Folding. 8. (20 u. 33 Taf.) Ebda. 1896. geb. 2.60[323]

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 322-324.
Lizenz:
Kategorien: