Pierson, Frau Karoline

[135] *Pierson, Frau Karoline, geb. Leonhardt, Ps. R. Edmund Hahn und Leonhardt Lyser, Coswig, Sachsen, Lindenhof, wurde am 6. Januar 1811 zu Zittau als die Tochter eines sächsischen Hauptmanns geboren. Kurz nach ihrer Geburt starb die Mutter; der Vater, der sich wieder verheiratet hatte, erlag bald den Folgen seiner in Russland empfangenen Wunden. Karolinens Stiefmutter heiratete später den sächsischen Hauptmann Dreverhoff, und beide bemühten sich, dem jungen Mädchen eine vortreffliche Erziehung zu geben.[135] Gelegentlich einer Schulprüfung verriet sich, als Karoline zwölf Jahre alt war, ihr Improvisationstalent. Ihre Lehrer, meist ausgezeichnete Gelehrte, beschäftigten sich viel mit ihr und besonders der Direktor Burdach verstand es, ihr poetisches Talent zu fördern. Auch ihrem Verwandten, dem berühmten Archäologen Dr. Pescheck, verdankte sie viel, so dass ihr, als sie später als Improvisatrice auftrat, eine gründliche wissenschaftliche Bildung dienstbar war. Erwachsen wandte sie sich nach Dresden, wo Friedrich Kind sie in litterarische Kreise einführte. In Dresden lernte sie auch ihren Gatten, Joh. Peter Lyser kennen, mit dem sie sich 1836 verheiratete; doch wurde die Ehe, der zwei Töchter entsprossen, schon nach sechs Jahren wieder gelöst. Die Beschäftigung mit dem Leben und Dichten der Luise Karschin, deren Biographie sie auch verfasste, erweckte in ihr die Lust, sich auch öffentlich, wie sie es ja privatim so oft mit Erfolg gethan, als Stegreifdichterin zu bethätigen. Friedrich Rückert ermutigte sie, ihren Entschluss auszuführen, und so trat sie von 1840–1843 nach einander in Wien, Berlin, Dresden, Hamburg, Leipzig, Prag, Pest, Frankfurt a. M. mit kaum geahntem Erfolge als Improvisatrice auf, infolgedessen sie fast an alle Höfe gezogen wurde. Im Jahre 1844 vermählte sie sich mit dem Komponisten Henry Hugo Pierson (des Schöpfers der Opern, »der Elfenkönig«, »Leila«, vieler Oratorien), wodurch ihre kurze Laufbahn als Improvisatrice zum Abschluss gelangte Sie lebte mit dem Gatten in der Folge in Wien, Mainz, Würzburg, Stuttgart und Hamburg, bis sie am 27. Januar 1873 Witwe ward. Nach langer Unterbrechung ihrer schriftstellerischen Thätigkeit, erst nachdem ihre Kinder herangewachsen waren, nahm Karoline P. wieder die Feder zur Hand und schrieb teils anonym, teils unter dem Pseudonym R. E. Hahn oder R. Edmund Hahn. Die Dichterin lebt seit vielen Jahren in Coswig, Sachsen. Sie ist die Mutter des Gründers der Verlagsbuchhandlung E. Pierson in Dresden und des Intendantur-Direktors Henry Pierson in Berlin, und der Besitzer der Heilanstalt Lindenhof bei Dresden ist ebenfalls ihr Sohn. 1886 hat sie ihr 60jähriges Jubiläum als Dichterin festlich begangen.

‒ Das graue Haus in der Rue Richelieu. Rom. 1867.

‒ Herbstgabe. (Taschenbuch a. b. J. 1839–1841.) Neue Ausg. u. d. T.: Zehn Novellen; III., 1842.

‒ Meister Albrecht Dürer. Dramat. Gedicht. 2. Aufl. Stuttgart 1871, Karl Grüninger.

‒ Novellen. 1842.

Werke s. auch R. Edm. Hahn u. Karoline Leonhardt-Lyser.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 135-136.
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