c) Die Münze. Das Wertzeichen

[87] Das Gold in seiner Funktion als Zirkulationsmittel erhält eigene Fasson, es wird Münze. Damit sein Umlauf nicht durch technische Schwierigkeiten aufgehalten werde, wird es dem Maßstab des Rechengeldes entsprechend gemünzt. Goldstücke, deren Gepräge und Figur anzeigt, daß sie die in den Rechennamen des Geldes, Pfd. St., sh. usw. vorgestellten Gewichtteile Gold enthalten, sind Münzen. Wie die Bestimmung des Münzpreises, so fällt das technische Geschäft der Münzung dem Staat anheim. Wie als Rechengeld, so erhält das Geld als Münze lokalen und politischen Charakter, spricht verschiedene Landessprachen und trägt verschiedene Nationaluniform. Die Sphäre, worin das Geld als Münze umläuft, scheidet sich daher als innere, durch die Grenzen eines Gemeinwesens umschriebene Warenzirkulation von der allgemeinen Zirkulation der Warenwelt ab.

Indes Gold im Barrenzustande und Gold als Münze unterscheiden sich nicht mehr als sein Münzname und sein Gewichtname. Was in dem letzten Fall Namensunterschied, erscheint jetzt als bloßer Unterschied der Figur. Die Goldmünze kann in den Schmelztiegel geworfen und damit wieder in Gold sans phrase verwandelt werden, wie umgekehrt der Goldbarren nur auf die Münze geschickt zu werden braucht, um die Münzform zu erhalten. Die[87] Verwandlung und Rückverwandlung aus der einen Figur in die andere erscheint als rein technische Operation.

Für 100 Pfunde oder 1200 Unzen troy 22karätiges Gold erhält man von der englischen Münze 46721/2 Pfd. St. oder Goldsovereigns, und legt man diese Sovereigns auf die eine Seite der Waagschale, 100 Pfund Barrengold auf die andere, so wiegen sie gleich schwer, und so ist der Beweis geliefert, daß der Sovereign nichts andres ist, als das mit diesem Namen im englischen Münzpreis angezeigte Gewichtteil Gold, mit eigener Figur und eigenem Stempel. Die 46721/2 Goldsovereigns werden von verschiedenen Punkten in Zirkulation geworfen, und von ihr ergriffen vollziehen sie an einem Tage eine bestimmte Anzahl von Umläufen, der eine Sovereign mehr, der andere weniger. Wäre die Durchschnittszahl der täglichen Umläufe von je einer Unze 10, so würden die 1200 Unzen Gold eine Gesamtsumme von Warenpreisen zum Belauf von 12000 Unzen oder 46725 Sovereigns realisieren. Man mag eine Unze Gold drehen und wenden wie man will, sie wird nie 10 Unzen Gold wiegen. Hier im Zirkulationsprozeß wiegt aber in der Tat 1 Unze 10 Unzen. Das Dasein der Münze innerhalb des Zirkulationsprozesses ist gleich dem in ihr enthaltenen Goldquantum multipliziert mit der Zahl ihrer Umläufe. Außer ihrem wirklichen Dasein als einzelnes Goldstück von bestimmtem Gewicht erhält die Münze also ein aus ihrer Funktion entspringendes ideelles Dasein. Indes der Sovereign mag einmal oder zehnmal umlaufen, in jedem einzelnen Kauf oder Verkauf wirkt er nur als einzelner Sovereign. Es ist wie mit einem General, der am Schlachttag durch rechtzeitiges Erscheinen an 10 verschiedenen Punkten 10 Generäle ersetzt, aber doch auf jedem Punkte derselbe identische General ist. Die Idealisierung des Zirkulationsmittels, die im Geldumlauf aus dem Ersetzen von Quantität durch Geschwindigkeit entspringt, betrifft nur das funktionelle Dasein der Münze innerhalb des Zirkulationsprozesses, ergreift aber nicht das Dasein des einzelnen Geldstücks.

Der Geldumlauf jedoch ist äußere Bewegung, und der Sovereign, obgleich er non olet treibt sich in gemischter Gesellschaft um. In der Friktion mit allen Sorten von Händen, Beuteln, Taschen, Börsen, Katzen, Säckeln, Kisten und Kasten reibt sich die Münze auf, läßt hier ein Goldatom hängen, dort ein anderes und verliert so durch die Abschleifung im Weltlauf mehr und mehr von ihrem innern Gehalt. Indem sie benutzt wird, wird sie abgenutzt. Halten wir den Sovereign in einem Momente fest, wo sein naturwüchsig gediegener Charakter nur noch schwach angegriffen scheint.[88]

»Ein Bäcker, der heute einen nagelneuen Sovereign frisch von der Bank erhält und ihn morgen an den Müller wegzahlt, zahlt nicht denselben wahrhaften (veritable) Sovereign; er ist leichter als zur Zeit, wo er ihn erhielt.«75

»Es ist klar, daß die Münze durch die Natur der Dinge selbst stets Stück für Stück in Depreziation fallen muß, infolge der bloßen Wirkung der gewöhnlichen und unvermeidlichen Abschleifung. Es ist eine physische Unmöglichkeit, zu irgendeiner Zeit selbst für einen einzigen Tag leichte Münzen ganz von der Zirkulation auszuschließen,«76

Jacob schätzt, daß von den 380 Millionen Pfd. St., die 1809 in Europa existierten, 1829, also in einem Zeitraum von 20 Jahren, 19 Millionen Pfd. St. durch Abschleifen völlig verschwunden waren.77 Wie also die Ware beim ersten Schritt, den sie in die Zirkulation hinein tut, aus ihr herausfällt, so stellt die Münze nach ein paar Schritten in der Zirkulation mehr Metallgehalt vor als sie hat. Je länger die Münze umläuft bei gleichbleibender Zirkulationsgeschwindigkeit, oder je lebhafter ihre Zirkulation in demselben Zeitraum wird, um so mehr löst sich ihr Dasein als Münze von ihrem goldenen oder silbernen Dasein ab. Was übrigbleibt, ist magni nominis umbra. Der Leib der Münze ist nur noch ein Schatten. Während sie ursprünglich durch den Prozeß schwerer, wird sie jetzt leichter durch ihn, fährt aber fort, in jedem einzelnen Kauf oder Verkauf als das ursprüngliche Goldquantum zu gelten. Der Sovereign fährt fort, als Schein-Sovereign, als Schein-Gold, die Funktion des legitimen Goldstücks zu vollziehen. Während andre Wesen durch Reibung mit der Außenwelt ihren Idealismus einbüßen, wird die Münze durch die Praxis idealisiert, in bloßes Scheindasein ihres goldenen oder silbernen Leibes verwandelt. Diese zweite, durch den Zirkulationsprozeß selbst bewirkte Idealisierung des Metallgeldes, oder die Scheidung zwischen seinem Nominalgehalt und seinem Realgehalt, wird teils von Regierungen, teils von Privatabenteurern in Münzfälschungen buntester Art ausgebeutet. Die ganze Geschichte des Münzwesens vom Anfang des Mittelalters bis tief ins 18. Jahrhundert löst sich auf in die Geschichte dieser doppelseitigen[89] und antagonistischen Fälschungen, und Custodis vielbändige Sammlung der italienischen Ökonomen dreht sich zum großen Teil um diesen Punkt.

Das Scheindasein des Goldes innerhalb seiner Funktion tritt jedoch in Konflikt mit seinem wirklichen Dasein. Eine Goldmünze hat mehr, die andere weniger von ihrem Metallgehalt im Umlauf eingebüßt, und der eine Sovereign ist daher jetzt in der Tat mehr wert als der andere. Da sie aber in ihrem funktionellen Dasein als Münze gleich viel gelten, der Sovereign, der 1/4 Unze ist, nicht mehr als der Sovereign, der 1/4 Unze scheint, werden die vollwichtigen Sovereigns teilweise in den Händen gewissenloser Besitzer chirurgischen Operationen unterworfen, und künstlich an ihnen vollbracht, was der Umlauf selbst natürlich an ihren leichten Brüdern vollzog. Sie werden gekippt und gewippt und ihr überflüssiges Goldfett wandert in den Schmelztiegel. Wenn 46721/2 Goldsovereigns auf eine Waagschale gelegt, durchschnittlich nur noch 800 Unzen wiegen statt 1200, werden sie, auf den Goldmarkt gebracht, nur noch 800 Unzen Gold kaufen oder der Marktpreis des Goldes stiege über seinen Münzpreis. Jedes Geldstück, auch wenn vollwichtig, gälte in seiner Münzform weniger als in seiner Barrenform. Die vollwichtigen Sovereigns würden rückverwandelt in ihre Barrenform, worin mehr Gold mehr Wert hat als weniger Gold. Sobald dies Fallen unter den Metallgehalt die hinreichende Anzahl Sovereigns ergriffen hätte, um anhaltendes Steigen des Marktpreises des Goldes über seinen Münzpreis zu bewirken, würden die Rechennamen der Münze dieselben bleiben, aber künftig ein geringeres Quantum Gold anzeigen. In andern Worten, der Maßstab des Geldes würde sich ändern und das Gold künftig diesem neuen Maßstab entsprechend gemünzt werden. Durch seine Idealisierung als Zirkulationsmittel hätte das Gold rückschlagend die gesetzlich festgesetzten Verhältnisse, worin es Maßstab der Preise war, verändert. Dieselbe Revolution würde sich nach einem gewissen Zeitraum wiederholen, und so wäre das Gold sowohl in seiner Funktion als Maßstab der Preise wie als Zirkulationsmittel einem beständigen Wechsel unterworfen, so daß der Wechsel in der einen Form den in der andern hervorbrächte und umgekehrt. Dies erklärt das früher erwähnte Phänomen, daß in der Geschichte aller modernen Völker derselbe Geldname einem sich stets vermindernden Metallgehalt verblieb. Der Widerspruch zwischen dem Gold als Münze und dem Gold als Maßstab der Preise wird ebenso zum Widerspruch zwischen dem Gold als Münze und dem Gold als allgemeinem Äquivalent, als welches es nicht nur innerhalb der Landesgrenzen,[90] sondern auf dem Weltmarkt zirkuliert. Als Maß der Werte war Gold stets vollwichtig, weil es nur als ideelles Gold diente. Als Äquivalent in dem isolierten Akt W – G fällt es aus seinem bewegten Dasein sofort in sein ruhendes zurück, aber als Münze tritt seine natürliche Substanz in fortwährenden Konflikt mit seiner Funktion. Vollständig ist die Verwandlung des Goldsovereigns in Scheingold nicht zu vermeiden, aber die Gesetzgebung sucht seine Festsetzung als Münze zu verhindern, indem er auf einem gewissen Grad von Substanzmangel abgesetzt wird. Nach englischem Gesetz z.B. ist ein Sovereign, der mehr als 0,747 Gran Gewicht verloren hat, kein legaler Sovereign mehr. Die Bank von England, die zwischen 1844 und 1848 allein 48 Millionen Goldsovereigns gewogen hat, besitzt in der Goldwaage des Herrn Cotton eine Maschine, die nicht nur den Unterschied von 1/100 Gran zwischen zwei Sovereigns herausfühlt, sondern wie ein verständiges Wesen den untergewichtigen fortschnellt auf ein Brett, wo er unter eine andere Maschine gerät, die ihn mit orientalischer Grausamkeit zersägt.

Indes könnte die Goldmünze unter diesen Bedingungen überhaupt nicht zirkulieren, würde ihr Umlauf nicht auf bestimmte Kreise der Zirkulation beschränkt, innerhalb deren Grenzen sie sich weniger schnell abnutzt. Sofern eine Goldmünze in der Zirkulation als eine Viertel-Unze gilt, während sie nur noch 1/5 Unze wiegt, ist sie in der Tat zum bloßen Zeichen oder Symbol für 1/20 Unze Gold geworden, und so wird alle Goldmünze durch den Zirkulationsprozeß selbst mehr oder minder in ein bloßes Zeichen oder Symbol ihrer Substanz verwandelt. Aber kein Ding kann sein eigenes Symbol sein. Gemalte Trauben sind nicht das Symbol wirklicher Trauben, sondern Scheintrauben. Noch minder aber kann ein leichter Sovereign das Symbol eines vollwichtigen sein, so wenig wie ein abgemagertes Pferd Symbol eines fetten Pferdes sein kann. Da also Gold zum Symbol seiner selbst wird, aber nicht als Symbol seiner selbst dienen kann, erhält es in den Kreisen der Zirkulation, worin es sich am schnellsten abnutzt, d.h. In den Kreisen, wo Käufe und Verkäufe in den kleinsten Proportionen beständig erneuert werden, ein von seinem Golddasein getrenntes symbolisches, silbernes oder kupfernes Dasein. Obgleich nicht dieselben Goldstücke, würde stets eine bestimmte Proportion des gesamten Goldgeldes sich in diesen Kreisen als Münze Umtreiben. In dieser Proportion wird das Gold durch silberne oder kupferne Marken ersetzt. Während also nur eine spezifische Ware als Maß der Werte und darum als Geld innerhalb eines Landes funktionieren kann, können verschiedene Waren neben dem Gold als Münze dienen. Diese subsidiären Zirkulationsmittel, silberne oder kupferne Marken z.B., repräsentieren innerhalb der Zirkulation bestimmte Fraktionen der Goldmünze. Ihr[91] eigener Silber- oder Kupfergehalt ist daher nicht bestimmt durch das Wertverhältnis zwischen Silber und Kupfer zu Gold, sondern wird durch das Gesetz willkürlich festgesetzt. Sie dürfen nur in den Quantitäten ausgegeben werden, worin die von ihnen repräsentierten diminutiven Fraktionen der Goldmünze, sei es zum Auswechseln höherer Goldmünzen, sei es zum Realisieren entsprechend kleiner Warenpreise, beständig umlaufen würden. Innerhalb der Detailzirkulation der Waren werden Silbermarken und Kupfermarken wieder besondern Kreisen angehören. Der Natur der Sache nach steht ihre Umlaufsgeschwindigkeit in umgekehrtem Verhältnis zum Preise, den sie in jedem einzelnen Kauf und Verkauf realisieren, oder zur Größe der Fraktion der Goldmünze, die sie vorstellen. Erwägt man den ungeheuren Umfang des kleinen täglichen Verkehrs in einem Lande wie England, so zeigt das relativ unbedeutende Verhältnis der Gesamtquantität der zirkulierenden subsidiären Münzen die Geschwindigkeit und Beständigkeit ihres Umlaufs. Aus einem vor kurzem ausgegebenen parlamentarischen Bericht ersehen wir z.B., daß 1857 die englische Münze Gold zum Belauf von 4859000 Pfd. St. münzte, Silber zum Nominalwert von 373000 Pfd. St. und einem Metallwert von 363000 Pfd. St. Der Gesamtbetrag des in den zehn am 31. Dezember 1857 abgelaufenen Jahren gemünzten Goldes war 55239000 Pfd. St. und nur 2434000 Pfd. St. in Silber. Die Kupfermünze belief sich 1857 auf nur 6720 Pfd. St. Nominalwert mit einem Kupferwert von 3492 Pfd. St., wovon 3136 Pfd. St. in Pence, 2464 in Halfpence und 1120 in Farthings. Der Gesamtwert der in den letzten zehn Jahren geprägten Kupfermünze war 141477 Pfd. St. Nominalwert mit einem Metallwert von 73503 Pfd. St. Wie die Goldmünze verhindert wird, sich in ihrer Funktion als Münze festzusetzen durch gesetzliche Bestimmung des Metallverlustes, der sie demonetisiert, so werden umgekehrt die Silber- und Kupfermarken verhindert, aus ihren Zirkulationssphären in die Zirkulationssphäre der Goldmünze überzugehen und sich als Geld festzusetzen, indem der Preisgrad bestimmt wird, den sie gesetzlich realisieren. So z.B. braucht Kupfer in England nur zum Belauf von 6 Pence, Silber nur zum Belauf von 40 sh. in Zahlung angenommen zu werden. Würden Silber- und Kupfermarken in größern Quantitäten ausgegeben als die Bedürfnisse ihrer Zirkulationssphären erheischen, so würden die Warenpreise nicht dadurch steigen, sondern Akkumulation dieser Marken bei den Detailverkäufern stattfinden, die schließlich gezwungen wären, sie als Metall zu verkaufen. So hatten sich 1798 englische Kupfermünzen, von Privatleuten ausgegeben, zum Betrag von 20, 30, 50 Pfd. St. bei Krämern akkumuliert,[92] die sie vergeblich wieder in Umlauf zu setzen suchten und schließlich als Ware auf den Kupfermarkt werfen mußten.78

Die Silber- und Kupfermarken, die die Goldmünze in bestimmten Sphären der innern Zirkulation repräsentieren, besitzen einen gesetzlich bestimmten Silber- und Kupfergehalt, aber von der Zirkulation ergriffen, schleifen sie ab wie die Goldmünze und idealisieren sich, der Geschwindigkeit und Beständigkeit ihres Umlaufs entsprechend, noch rascher zu bloßen Schattenleibern. Sollte nun wieder eine Grenzlinie der Entmetallung gezogen werden, auf der Silber- und Kupfermarken ihren Münzcharakter einbüßten, so müßten sie innerhalb bestimmter Kreise ihrer eigenen Zirkulationssphäre selbst wieder durch anderes symbolisches Geld, sage Eisen und Blei, ersetzt werden, und diese Darstellung von symbolischem Geld durch anderes symbolisches Geld wäre ein Prozeß ohne Ende. In allen Ländern entwickelter Zirkulation zwingt daher die Notwendigkeit des Geldumlaufs selbst den Münzcharakter der Silber- und Kupfermarken von jedem Grad ihres Metallverlustes unabhängig zu machen. Es erscheint damit, was in der Natur der Sache lag, daß sie Symbole der Goldmünze sind, nicht weil sie aus Silber oder Kupfer gemachte Symbole sind, nicht weil sie einen Wert haben, sondern soweit sie keinen haben.

Relativ wertlose Dinge, wie Papier, können also als Symbole des Goldgeldes funktionieren. Das Bestehen der subsidiären Münze aus Metallmarken, Silber, Kupfer usw., rührt großenteils daher, daß in den meisten Ländern die minder wertvollen Metalle als Geld zirkulierten, wie Silber in England, Kupfer in der altrömischen Republik, in Schweden, Schottland usw., bevor der Zirkulationsprozeß sie zur Scheidemünze degradierte und edleres Metall an ihre Stelle gesetzt hatte. Es liegt übrigens in der Natur der Sache, daß das aus der metallischen Zirkulation unmittelbar hervorwachsende Geldsymbol zunächst selbst wieder ein Metall ist. Wie die Portion Gold, die stets als Scheidemünze zirkulieren müßte, durch Metallmarken ersetzt wird, kann die Portion Gold, die stets von der Sphäre der innern Zirkulation als Münze absorbiert wird, also beständig umlaufen muß, durch wertlose Marken ersetzt werden. Das Niveau, worunter die Masse der umlaufenden Münze nie sinkt, ist in jedem Lande erfahrungsmäßig gegeben. Die ursprünglich unscheinbare Differenz zwischen dem Nominalgehalt und dem Metallgehalt der Metallmünze kann also bis zur absoluten Scheidung fortgehen. Der Münzname des Geldes löst sich ab von seiner Substanz und existiert außer[93] ihr in wertlosen Papierzetteln. Wie der Tauschwert der Waren durch ihren Austauschprozeß sich in Goldgeld kristallisiert, sublimiert sich das Goldgeld im Umlauf zu seinem eigenen Symbol, erst in der Form der verschlissenen Goldmünze, dann in der Form der subsidiären Metallmünzen und schließlich in der Form der wertlosen Marke, des Papiers, des bloßen Wertzeichens.

Die Goldmünze erzeugte indes nur ihre erst metallnen, dann papiernen Stellvertreter, weil sie trotz ihres Metallverlustes fortfuhr, als Münze zu funktionieren. Sie zirkulierte nicht, weil sie verschliß, sondern verschliß zum Symbol, weil sie fortzirkulierte. Nur soweit innerhalb des Prozesses das Goldgeld selbst bloßes Zeichen seines eigenen Werts wird, können bloße Wertzeichen es ersetzen.

Sofern die Bewegung W – G – W prozessierende Einheit der zwei unmittelbar ineinander umschlagenden Momente W – G, G – W ist, oder soweit die Ware den Prozeß ihrer Gesamtmetamorphose durchläuft, entwickelt sie ihren Tauschwert im Preis und im Geld, um sofort diese Form wieder aufzuheben, wieder Ware zu werden oder vielmehr Gebrauchswert. Sie geht also zu nur scheinbarer Verselbständigung ihres Tauschwerts fort. Wir sahen andrerseits, daß das Gold, soweit es nur als Münze funktioniert oder sich beständig in Umlauf befindet, in der Tat nur die Verkettung der Metamorphosen der Waren und ihr nur verschwindendes Geldsein darstellt, den Preis der einen Ware nur realisiert, um den der andern zu realisieren, nirgendwo aber als ruhendes Dasein des Tauschwertes oder als selbst ruhende Ware erscheint. Die Realität, die der Tauschwert der Waren in diesem Prozeß erhält und den das Gold in seinem Umlauf darstellt, ist nur die des elektrischen Funkens. Obgleich es wirkliches Gold ist, funktioniert es nur als Scheingold und kann daher in dieser Funktion durch Zeichen seiner selbst ersetzt werden.

Das Wertzeichen, sage Papier, das als Münze funktioniert, ist Zeichen des in seinem Münznamen ausgedrückten Quantums Gold, also Goldzeichen. So wenig ein bestimmtes Quantum Gold an sich ein Wertverhältnis ausdrückt, so wenig das Zeichen, das an seine Stelle tritt. Sofern ein bestimmtes Quantum Gold als vergegenständlichte Arbeitszeit eine bestimmte Wertgröße besitzt, stellt das Goldzeichen Wert vor. Die von ihm vorgestellte Wertgröße hängt aber jedesmal ab von dem Wert des von ihm vorgestellten Goldquantums. Den Waren gegenüber stellt das Wertzeichen die Realität ihres Preises vor, ist signum pretii und Zeichen ihres Werts nur, weil ihr Wert ausgedrückt ist in ihrem Preise. In dem Prozeß W – G – W, soweit er als nur prozessierende Einheit oder unmittelbares Ineinanderumschlagen der beiden[94] Metamorphosen sich darstellt – und so stellt er sich dar in der Zirkulationssphäre, worin das Wertzeichen funktioniert –, erhält der Tauschwert der Waren im Preis nur ideelle, im Geld nur vorgestellte, symbolische Existenz. Der Tauschwert erscheint so nur als gedachter oder dinglich vorgestellter, aber besitzt keine Wirklichkeit außer in den Waren selbst, sofern ein bestimmtes Quantum Arbeitszeit in ihnen vergegenständlicht ist. Es scheint daher, als ob das Wertzeichen den Wert der Waren unmittelbar repräsentiere, indem es nicht als Zeichen von Gold, sondern als Zeichen des im Preis nur ausgedrückten, aber in der Ware allein vorhandenen Tauschwerts sich darstellt. Dieser Schein ist aber falsch. Das Wertzeichen ist unmittelbar nur Preiszeichen, also Goldzeichen, und nur auf einem Umweg Zeichen des Werts der Ware. Das Gold hat nicht wie Peter Schlemihl seinen Schatten verkauft, sondern kauft mit seinem Schatten. Das Wertzeichen wirkt daher nur, soweit es innerhalb des Prozesses den Preis der einen Ware gegenüber der andern oder jedem Warenbesitzer gegenüber Gold vorstellt. Ein bestimmtes relativ wertloses Ding, Stück Leder, Papierzettel usw., wird zunächst gewohnheitsmäßig Zeichen des Geldmaterials, behauptet sich jedoch nur als solches, indem sein Dasein als Symbol durch den allgemeinen Willen der Warenbesitzer garantiert wird, d.h. Indem es gesetzlich konventionelles Dasein und daher Zwangskurs erhält. Staatspapiergeld mit Zwangskurs ist die vollendete Form des Wertzeichens, und die einzige Form des Papiergelds, die unmittelbar aus der metallischen Zirkulation oder der einfachen Warenzirkulation selbst herauswächst. Kreditgeld gehört einer höhern Sphäre des gesellschaftlichen Produktionsprozesses an und wird durch ganz andre Gesetze geregelt. Symbolisches Papiergeld ist in der Tat durchaus nicht verschieden von der subsidiären Metallmünze, nur in weiterer Zirkulationssphäre wirkend. Wenn die bloß technische Entwicklung des Maßstabs der Preise oder des Münzpreises und weiter die äußerliche Umformung des Rohgoldes in Goldmünze schon die Einmischung des Staats hervorriefen und damit die innere Zirkulation von der allgemeinen Warenzirkulation sich sichtbar schied, so wird diese Scheidung vollendet durch die Entwicklung der Münze zum Wertzeichen. Als bloßes Zirkulationsmittel kann sich das Geld überhaupt nur verselbständigen innerhalb der Sphäre der innern Zirkulation.

Unsre Darstellung hat gezeigt, daß das Münzdasein des Goldes als von der Goldsubstanz selbst losgelöstes Wertzeichen aus dem Zirkulationsprozeß selbst entspringt, nicht aus Übereinkunft oder Staatseinmischung. Rußland bietet ein frappantes Beispiel der naturwüchsigen Entstehung des Wertzeichens. Zur Zeit, wo Häute und Pelzwerke dort als Geld dienten, schuf der Widerspruch zwischen diesem vergänglich-unbehülflichen Material und seiner[95] Funktion als Zirkulationsmittel die Gewohnheit, es durch kleine Stücke gestempeltes Leder zu ersetzen, die so Anweisungen wurden, zahlbar in Fellen und Pelzwerk. Später wurden sie unter dem Namen Kopeken bloße Zeichen für Fraktionen des Silberrubels und erhielten sich stellenweise in diesem Gebrauch bis 1700, wo Peter der Große sie gegen kleine vom Staat ausgegebene Kupfermünzen auszulösen befahl.79 Antike Schriftsteller, die nur die Phänomene der metallischen Zirkulation beobachten konnten, fassen die Goldmünze schon als Symbol oder Wertzeichen auf. So Plato80 und Aristoteles81. In Ländern ohne alle Kreditentwicklung wie China findet sich Papiergeld[96] mit Zwangskurs schon frühzeitig82. Bei altern Vorrednern des Papiergelds wird auch ausdrücklich auf die im Zirkulationsprozeß selbst entspringende Verwandlung der Metallmünze in Wertzeichen hingewiesen. So von Benjamin Franklin83 und vom Bischof Berkeley84.

Wieviel Ries Papier können in Zettel zerschnitten als Geld zirkulieren? So gestellt wäre die Frage abgeschmackt. Die wertlosen Marken sind Wertzeichen, nur soweit sie das Gold innerhalb des Zirkulationsprozesses vertreten, und sie vertreten es nur, soweit es selbst als Münze in den Zirkulationsprozeß eingehen würde, eine Quantität, bestimmt durch seinen eignen Wert, wenn die Tauschwerte der Waren und die Geschwindigkeit ihrer Metamorphosen gegeben sind. Zettel von der Denomination von 5 Pfd. St. könnten nur in 5mal geringerer Anzahl zirkulieren als Zettel von der Denomination von 5 Pfd. St., und vollzögen sich alle Zahlungen in Shillingszetteln, so müßten 20mal mehr Shillings- als Pfd.-St.-Zettel zirkulieren. Würde die Goldmünze durch Zettel von verschiedener Denomination repräsentiert, z.B. 5-Pfd.-St.-Zettel, 1-Pfd.-St.-Zettel, 10-Shilling-Zettel, so wäre die Quantität[97] dieser verschiedenen Sorten von Wertzeichen bestimmt nicht nur durch das für die Gesamtzirkulation, sondern durch das für den Zirkulationskreis jeder besondern Sorte nötige Quantum Gold. Wären 14 Millionen Pfd. St. (dies ist die Annahme der englischen Bankgesetzgebung, aber nicht für die Münze, sondern für das Kreditgeld) das Niveau, worunter die Zirkulation eines Landes nie fiele, so könnten 14 Millionen Papierzettel, jeder das Wertzeichen für 1 Pfd. St., zirkulieren. Fiele oder stiege der Wert des Goldes, weil die zu seiner Produktion erheischte Arbeitszeit gefallen oder gestiegen wäre, so würde bei gleichbleibendem Tauschwert derselben Warenmasse die Anzahl der zirkulierenden Pfd.-St.-Zettel steigen oder fallen, im umgekehrten Verhältnis zum Wertwechsel des Goldes. Würde das Gold als Maß der Werte durch Silber ersetzt, wäre das Wertverhältnis von Silber zu Gold wie 1 : 15, repräsentierte künftig jeder Zettel dasselbe Quantum Silber, das er vorher von Gold repräsentierte, so müßten statt 14 Millionen künftig 210 Millionen Pfd.-St.-Zettel zirkulieren. Die Quantität der Papierzettel ist also bestimmt durch die Quantität des Goldgeldes, das sie in der Zirkulation vertreten, und da sie nur Wertzeichen sind, sofern sie es vertreten, ist ihr Wert einfach durch ihre Quantität bestimmt. Während also die Quantität des zirkulierenden Goldes von den Warenpreisen abhängt, hängt umgekehrt der Wert der zirkulierenden Papierzettel ausschließlich von ihrer eigenen Quantität ab.

Die Einmischung des Staats, der das Papiergeld mit Zwangskurs ausgibt – und wir handeln nur von dieser Art Papiergeld –, scheint das ökonomische Gesetz aufzuheben. Der Staat, der in dem Münzpreis einem bestimmten Goldgewicht nur einen Taufnamen gab, und in der Münzung nur seinen Stempel auf das Gold drückte, scheint jetzt durch die Magie seines Stempels Papier in Gold zu verwandeln. Da die Papierzettel Zwangskurs haben, kann niemand ihn hindern, beliebig große Anzahl derselben in Zirkulation zu zwängen und beliebige Münznamen, wie 1 Pfd. St., 5 Pfd. St., 20 Pfd. St., ihnen aufzuprägen. Die einmal in Zirkulation befindlichen Zettel ist es unmöglich herauszuwerfen, da sowohl die Grenzpfähle des Landes ihren Lauf hemmen, als sie allen Wert, Gebrauchswert wie Tauschwert, außerhalb der Zirkulation verlieren. Von ihrem funktionellen Dasein getrennt, verwandeln sie sich in nichtswürdige Papierlappen. Indes ist diese Macht des Staats bloßer Schein. Er mag beliebige Quantität Papierzettel mit beliebigen Münznamen in die Zirkulation hineinschleudern, aber mit diesem mechanischen Akt hört seine Kontrolle auf. Von der Zirkulation ergriffen, fällt das Wertzeichen oder Papiergeld ihren immanenten Gesetzen anheim.

Wären 14 Millionen Pfd. St. die Summe des zur Warenzirkulation erheischten Goldes und würfe der Staat 210 Millionen Zettel, jeden mit dem[98] Namen 1 Pfd. St., in Zirkulation, so würden diese 210 Millionen in Repräsentanten von Gold zum Belauf von 14 Millionen Pfd. St. umgewandelt. Es wäre dasselbe, als hätte der Staat die Pfd. – St. – Zettel zu Repräsentanten eines 15mal minder wertvollen Metalls oder eines 15 mal kleinern Gewichtteils Goldes als zuvor gemacht. Nichts wäre geändert als die Namengebung des Maßstabs der Preise, die natürlich konventionell ist, ob sie nun direkt durch Änderung des Münzfußes oder indirekt durch Vermehrung der Papierzettel in einer für einen neuen niedrigem Maßstab erheischten Anzahl geschieht. Da der Name Pfd. – St. jetzt ein 15mal kleineres Goldquantum anzeigte, würden alle Warenpreise um das 15fache steigen und nun wären in der Tat 210 Millionen Pfd. – St. – Zettel ganz ebenso notwendig, wie vorher 14 Millionen. In demselben Maß, worin sich die Gesamtsumme der Wertzeichen vermehrt hätte, hätte sich das Quantum Gold, das jedes einzelne repräsentiert, vermindert. Das Steigen der Preise wäre nur die Reaktion des Zirkulationsprozesses, der die Wertzeichen gewaltsam dem Quantum Gold gleichsetzt, an dessen Stelle sie zu zirkulieren vorgeben.

In der Geschichte der englischen und französischen Geldfälschungen durch die Regierungen finden wir wiederholt, daß die Preise nicht in dem Verhältnis stiegen, wie die Silbermünze verfälscht wurde. Einfach, weil das Verhältnis, worin die Münze vermehrt wurde, nicht dem Verhältnis entsprach, worin sie verfälscht war, d.h. weil von der niedrigeren Metallkomposition nicht die entsprechende Masse ausgegeben war, sollten die Tauschwerte der Waren künftig in ihr als Maß der Werte geschätzt und durch dieser niedrigem Maßeinheit entsprechende Münzen realisiert werden. Dies löst die in dem Duell zwischen Locke und Lowndes ungelöste Schwierigkeit. Das Verhältnis, worin das Wertzeichen, sei es Papier oder gefälschtes Gold und Silber, dem Münzpreis gemäß berechnete Gold- und Silbergewichte vertritt, hängt ab, nicht von seinem eignen Material, sondern von seiner in Zirkulation befindlichen Quantität. Die Schwierigkeit im Verständnis dieses Verhältnisses entspringt daher, daß das Geld in den beiden Funktionen als Maß der Werte und als Zirkulationsmittel nicht nur umgekehrten, sondern dem Gegensatz beider Funktionen scheinbar widersprechenden Gesetzen unterworfen ist. Für seine FunktionA4 als Maß der Werte, wo das Geld nur als Rechengeld dient und das Gold nur als ideelles Gold, kommt alles auf das natürliche Material an. In Silber geschätzt oder als Silberpreise stellen sich die Tauschwerte natürlich ganz anders dar als in Gold geschätzt oder als Goldpreise. Umgekehrt in seiner Funktion als Zirkulationsmittel, wo das[99] Geld nicht nur vorgestellt ist, sondern als ein wirkliches Ding neben den andern Waren vorhanden sein muß, wird sein Material gleichgültig, während alles von seiner Quantität abhängt. Für die Maßeinheit ist es entscheidend, ob sie ein Pfund Gold, Silber oder Kupfer ist; während bloße Anzahl die Münze zur entsprechenden Verwirklichung jeder dieser Maßeinheiten macht, welches immer ihr eigenes Material sei. Es widerspricht aber dem gemeinen Menschenverstand, daß bei dem nur gedachten Geld alles von seiner materiellen Substanz und bei der sinnlich vorhandenen Münze alles von einem idealen Zahlenverhältnis abhängt.

Das Steigen oder Fallen der Warenpreise mit dem Steigen oder Fallen der Papierzettelmasse – letzteres wo die Papierzettel das ausschließliche Zirkulationsmittel bilden – ist also nur durch den Zirkulationsprozeß gewaltsam bewirkte Geltendmachung des von außen mechanisch verletzten Gesetzes, daß die Quantität des zirkulierenden Goldes durch die Preise der Waren und die Quantität der zirkulierenden Wertzeichen durch die Quantität der Goldmünze bestimmt ist, die sie in der Zirkulation vertreten. Andrerseits wird daher jede beliebige Masse von Papierzetteln vom Zirkulationsprozeß absorbiert und gleichsam verdaut, weil das Wertzeichen, mit welchem Goldtitel es auch immer in die Zirkulation eintrete, innerhalb derselben zum Zeichen des Goldquantums zusammengequetscht wird, das an seiner Stelle zirkulieren könnte.

In der Zirkulation der Wertzeichen erscheinen alle Gesetze der wirklichen Geldzirkulation umgekehrt und auf den Kopf gestellt. Während das Gold zirkuliert, weil es Wert hat, hat das Papier Wert, weil es zirkuliert. Während bei gegebenem Tauschwert der Waren die Quantität des zirkulierenden Goldes von seinem eigenen Wert abhängt, hängt der Wert des Papiers von seiner zirkulierenden Quantität ab. Während die Quantität des zirkulierenden Goldes steigt oder fällt mit dem Steigen oder Fallen der Warenpreise, scheinen die Warenpreise zu steigen oder zu fallen mit dem Wechsel in der Quantität des zirkulierenden Papiers. Während die Warenzirkulation nur bestimmte Quantität Goldmünze absorbieren kann, daher abwechselnde Kontraktion und Expansion des zirkulierenden Geldes sich als notwendiges Gesetz darstellt, scheint das Papiergeld in jeder beliebigen Ausdehnung in die Zirkulation einzugehen. Während der Staat die Gold- und Silbermünze verfälscht und daher ihre Funktion als Zirkulationsmittel stört, sollte er die Münze auch nur 1/100 Gran unter ihrem Nominalgehalt ausgeben, vollzieht er eine völlig richtige Operation in der Ausgabe wertloser Papierzettel, die von dem Metall nichts besitzen als den Münznamen. Während die Goldmünze augenscheinlich nur den Wert der Waren repräsentiert, soweit[100] dieser selbst in Gold geschätzt oder als Preis dargestellt ist, scheint das Wertzeichen den Wert der Ware unmittelbar zu repräsentieren. Es leuchtet daher ein, warum Beobachter, die die Phänomene der Geldzirkulation einseitig an der Zirkulation von Papiergeld mit Zwangskurs studierten, alle immanenten Gesetze der Geldzirkulation verkennen mußten. In der Tat erscheinen diese Gesetze nicht nur verkehrt in der Zirkulation der Wertzeichen, sondern ausgelöscht, da das Papiergeld, wenn in richtiger Quantität ausgegeben, Bewegungen vollzieht, die ihm nicht als Wertzeichen eigentümlich sind, während seine eigentümliche Bewegung, statt direkt aus der Metamorphose der Waren zu stammen, aus Verletzung seiner richtigen Proportion zum Gold entspringt.

75

Dodd, »Curiosities of industry etc.«, London 1854 [p. 16].

76

»The currency theory reviewed etc. by a banker etc.«, Edinburgh 1845, pag. 69 etc. »Wenn ein etwas gebrauchter Taler für etwas weniger wert gälte als ein ganz neuer Taler, dann würde sich die Zirkulation beständig aufgehalten finden, und es würde keine einzige Zahlung ohne Streitigkeiten vor sich gehen.« (Garnier, G., »Histoire de la monnaie etc.«, tom I, p. 24.)

77

Jacob, W., »An historical inquiry into the production and consumption of the precious metals«, London 1831, vol. II, ch. XXVI [p. 322].

78

David Buchanan, »Observations on the subjects treated of in Doctor Smith's inquiry on the wealth of nations etc.«, Edinburgh 1814, pag. 31.

79

Henry Storch, »Cours d'économie politique etc.« avec des notes par J. B. Say, Paris 1823, tom IV, pag. 79. Storch veröffentlichte sein Werk zu Petersburg in französischer Sprache. J. B. Say veranstaltete sofort einen Pariser Nachdruck, ergänzt mit angeblichen »Noten«, die in der Tat nichts als Gemeinplätze enthalten. Storch (siehe seine »Considérations sur la nature du revenu national«, Paris 1824) nahm diese Annexation seines Werkes durch den »prince de la science« keineswegs höflich auf.

80

Plato, »De Republica«, L. II. »Die Münze ist ein Symbol des Tausches« (Opera omnia etc., ed. G. Stallbaumius, London 1850, pag. 304). Plato entwickelt das Geld nur in den beiden Bestimmungen als Wertmaß und als Wertzeichen, verlangt aber außer dem für die innere Zirkulation dienenden Wertzeichen ein andres für den Verkehr Griechenlands mit dem Ausland. (Vgl. auch das 5. Buch seiner »Gesetze«.)

81

Aristoteles, »Ethica Nicomachea«, L. 5, C. 8, l. c. [p. 98]. »Zum alleinigen Tauschmittel des gegenseitigen Bedarfs wurde das Geld zufolge Übereinkunft. Und daher hat es den Namen nomisma, daß es nicht von Natur, sondern durch Gesetz besteht und es an uns liegt, dieses zu ändern und es nutzlos zu machen.« Aristoteles hat das Geld ungleich vielseitiger und tiefer aufgefaßt als Plato. In der folgenden Stelle entwickelt er schön, wie aus dem Tauschhandel zwischen verschiedenen Gemeinwesen die Notwendigkeit entspringt, einer spezifischen Ware, also selbst wertvollen Substanz, den Charakter des Geldes zu geben. »Denn als die gegenseitige Hilfeleistung durch Einfuhr des Fehlenden und Ausfuhr des Überschusses sich über größere Entfernungen erstreckte, entstand aus Notwendigkeit die Verwendung des Geldes... Man kam überein, beim gegenseitigen Austausch nichts anderes zu geben und zu nehmen, als was selbst etwas wertvolles, den Vorteil handlichen Gebrauchs hätte... wie Eisen und Silber oder etwas anderes Derartiges.« (Aristoteles, »De Republica«, L. I, C. 9 l. c. [p. 141.] Diese Stelle zitiert Michel Chevalier, der den Aristoteles entweder nicht gelesen oder nicht verstanden hat, um zu beweisen, daß nach Aristoteles' Ansicht das Zirkulationsmittel aus einer selbst wertvollen Substanz bestehen müsse. Aristoteles sagt vielmehr ausdrücklich, daß das Geld als bloßes Zirkulationsmittel bloß konventionelles oder gesetzliches Dasein zu haben scheine, wie schon sein Name nomisma anzeige, und wie es in der Tat seinen Gebrauchswert als Münze nur von seiner Funktion selbst erhalte, nicht von einem ihm selbst angehörigen Gebrauchswert. »Nichtig scheint das Geld zu sein und ganz und gar durch Gesetz, aber nichts von Natur, so daß es außer Umlauf gesetzt keinerlei Wert hat und unbrauchbar ist zu irgend etwas Notwendigem.« (l. c. [p. 15].)

82

Mandeville (Sir John), »Voyages and Travels«, London, ed. 1705, p. 105: »Dieser Kaiser (von Cattay oder China) kann so viel ausgeben, wie es ihm beliebt, ohne Beschränkung. Denn er ist nicht abhängig und macht Geld nur aus bedrucktem Leder oder Papier. Und wenn dies Geld so lange umgelaufen ist, daß es anfangt, sich aufzulösen, dann bringt man es in des Kaisers Schatzamt, und dann nimmt man neues Geld an Stelle des alten. Und dieses Geld läuft um im ganzen Land und in allen seinen Provinzen... man macht Geld weder aus Gold noch aus Silber«, und, meint Mandeville, »deshalb kann er immer von neuem und übermäßig viel ausgeben.«

83

Benjamin Franklin, »Remarks and facts relative to the American paper money«, 1764, pag. 348 l. c.: »Zu eben der Zeit wird sogar das Silbergeld in England zu einem Teil seines Werts zwangsmäßig zum gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht; dieser Teil ist der Unterschied zwischen seinem wirklichen Gewicht und seinem Nennwert. Ein großer Teil der jetzt umlaufenden Shilling- und Sechspencestücke ist durch Abnutzung 5, 10, 20 und einige der Sechspencestücke sogar 50% zu leicht geworden. Für diesen Unterschied zwischen Real– und Nominalwert hat man keinen inneren Wert; man hat nicht einmal Papier, man hat nichts. Es ist die gesetzliche Zahlungskraft, verbunden mit dem Bewußtsein, daß man es leicht für denselben Wert weitergeben kann, was ein Silberstück im Wert von 3 Pence für ein Sechspencestück passieren macht.«

84

Berkeley, l. c. [p. 3]. »Wenn die Denomination der Münze beibehalten wird, nachdem ihr Metall den Weg alles Fleisches gegangen, würde nicht dennoch die Zirkulation des Handels fortbestehn?«

A4

Im Handexemplar eingefügt; (1859) fehlt: Für seine Funktion

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1961, Band 13, S. 87-101.
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