Cumä

[578] Cumä (Kyme, a. Geogr.), feste Stadt in Campania, unweit Neapolis u. dem Sinus Puleolanus, sonst Cumanus sinus, auf einer steilen Anhöhe des Gaurus, mit gutem Hafen, trieb ausgebreiteten Handel, wurde wegen ihrer Lage, Fruchtbarkeit u. ihres Reichthumes die Glückliche genannt u. war wegen der Üppigkeit ihrer Bewohner berüchtigt; sie hatte in ihrer Blüthezeitwenigstens 60,000 Ew. In der Nähe war der See Acherusia mit den Elyseischen Feldern u. der See Licola, wo Nero einen Kanal eröffnete. – C., von Äolern aus Chalkis gegründet, war angeblich schon 1050 v. Ebr., wenigstens 800 v. Chr., eine der ersten griechischen Colonien in dieser Gegend. Um 520 v. Chr. wurde C. von Tyrrhenern, Umbrern, Daunern u. A. belagert, die Belagrer aber von Aristodemus Malacus geschlagen, u. dieser wurde 508 bis 474 Tyrann von C. Da die feindlichen Angriffe öfter wiederholt wurden, so umzog er das ganze Cumanische Gebiet mit einer Mauer. Hierher floh der vertriebene Römerkönig Tarquinius u. setzte den Aristodemus zu seinem Erben ein; 474 v. Chr. siegten die Cumaner, mit Hiero von Syracus verbündet, über die Tusker bei C. u. befreiten so das griechische Italien von der Knechtschaft derselben; 417 v. Chr. wurde C. von den Campaniern erobert, die griechischen Bewohner niedergemetzelt od. als Sklaven verkauft, nur wenige flüchteten sich nach Parthenope u. gründeten dort Neapolis. Nach der Übergabe C-s an die Römer wurde es 215 v. Chr. Municipium u. unter Augustus Colonie. Nach Bajä war C. der Lieblingsaufenthalt der Römer, deren mehrere, wie M. Varro, Cicero, Pompejus, hier Villen hatten u. die in der Kaiserzeit auch viel die irdenen röthlichen Cumanischen Gefäße brauchten. C. verfiel mit dem Weströmischen Reiche, u. zuletzt war nur noch die Akropolis übrig, welche von Narses zerstört wurde. Berühmt war C. noch als Aufenthaltsort der Cumaea Sibylla (s. Sibylla) u. als Landungsplatz des Äneas. Hier stand ein alter Tempel des Apollo, welcher Gott daher den Beinamen Cumäus od. Cumanus hatte. Im Kriege der Römer mit den Achäern weinte od. schwitzte sein Bild vier Tage lang. Jetzt bebaute Äcker mit wenigen Bauerwohnungen u. Ruinen zwischen dem Laco di Patria u. Fusero. Seit 1853 läßt der Prinz von Syracus dort Nachgrabungen anstellen, wodurch man auf mehrere Tempel, das Amphitheater etc. gekommen ist u. mehrere Kunstwerke aufgefunden hat. Vgl. Paoli Avanzi, Delle antichità in Puzzuoli, Cuma e Bajae, Neap. 1768; Morghen, Le antichità di Puzz., Bajae e Cuma, ebd. 1769; Paolini, Mem. sui monum. di antichità in Cuma etc., ebd. 1812.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 578.
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