Dactylus [1]

[639] Dactylus (v. gr., Daktylos, Finger), 1) (Fingerschlag), dreisylbiger Versfuß, bestehend aus einer langen u. zwei kurzen Sylhen (–⌣⌣). Durch die rasch forteilende Bewegung sagt er Dichtungsarten, deren eigenthümlicher Charakter diese ist, u. durch das Gleichmaß zwischen Arsis u. Thesis u. das Herabfallen von jener zu dieser, bes. mit dem Spondeus abwechselnd, am meisten der Kraft u. Würde des Heldengedichts zu. Daktylische Versarten sind solche, wo Daktylen zu rhythmischen Reihen verbunden sind, z.B. der Hexameter u. Pentameter. Selten besteht ein Vers, wie der virgilische malende Hexameter: Quadrupedante putrem sonitu quatit ungula campum, od. eine Versart, wie Salis Gedicht: Seht, wie die Tage sich sinnig verklären[639] etc, aus lauter Daktylen, sondern der D. erscheint gewöhnlich mit Spondeen vermischt; die dactylischen Verse erlauben nur Zusammenziehung von zwei Kürzen in eine Länge (–_– statt – ⌣ ⌣), aber keine Auflösung der Länge (⌣ ⌣ ⌣ ⌣ statt – ⌣ ⌣). Dactylische Verse erhalten auch einen Vorschlag (Anakrusis) ⌣, z.B.: ⌣ ⌣ ⌣ ⌣ ⌣_– ⌣ ⌣_– ⌣ ⌣_– ⌣ Ich will euch er zählen ein Mährchen, gar schnurrig. 2) (Musik), Tonstück von langen u. zwei kurzen Tönen, z.B. von einem Viertel u. zwei Achteln; 3) (gr.), Dattel; 4) Priester der Kybele, s. Dactyli Idäi.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 639-640.
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