Exercitĭum

[37] Exercitĭum (lat.), 1) Übung; 2) (Scriptum), zur Übung den Schülern von Lehrern gegebener Aufsatz, um denselben zu Hause mit Anwendung von Hülfsmitteln, wie des Lexikons u. Grammatik, in eine andere Sprache zu übertragen; 3) (Militärw.), Übung in Waffen u. im Marschiren, s.u. Exerciren; 4) (Exercitia spiritualia), geistliche Übungen, durch welche der fromme Sinn genährt u. das innere Leben gefördert werden soll. Schon in den frühesten Zeiten legte man in der christlichen Kirche auf dergleichen Übungen einen großen Werth, sie wurden damals von Geistlichen u. heiligen Männern theils selbst gehalten, theils den Gemeinden empfohlen u. fanden bes. in den Klöstern eine sehr beifällige Aufnahme. Im 16 Jahrh. verfaßte Ignat. Loyola solche Exercitia spiritualia für die Jesuiten, welche von dem Papst ausdrücklich bestätigt, von Aloys Bellerius als Medulla asceseos s. Exercitia S. Ignatii beschrieben u. von Westhoff neu herausgegeben wurden. Während man in der alten Kirche den Advent, die Fasten, die Quatember u. andere wichtige Tage als die geeignetsten Zeiten für diese Übungen festsetzte, so werden hier die frommen Betrachtungen auf einen Zeitraum von 8 Tagen vertheilt (Octiduum). Nachdem die E. eine Zeitlang in Vergessenheit gekommen u. nur theilweise von Priestern vor Übernahme ihres Amtes in Anwendung gebracht worden waren, wurden sie in neuerer Zeit. durch Ordensgeistliche wieder eingeführt u. fanden bald auch da, wo keine Klöster waren, namentlich in den Rheingegenden, viel Theilnahme.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 37.
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