Gebirgskrieg

[31] Gebirgskrieg, im Hoch- od. Mittelgebirge, höchst schwierig wegen der wenigen, oft nicht guten Wege, wegen der häufig zu passirenden Defiléen u. Pässe, sowie wegen der. Hindernisse, welche der Feind mit Leichtigkeit entgegenstellen kann. Er ist der wahre kleine Krieg, u. leichte Infanterie, bes. aus den Gebirgsbewohnern gebildet, hierbei unentbehrlich. Unablässige Beunruhigung od. Überraschung des Feindes, genaueste Terrainkenntniß, gutes Patrouilliren, weit vorausgeschickte Avantgarden u. weit zurückbleibende Arrieregarden, die jedoch immer mit dem eng zusammen bleibenden u. jeden Augenblick zum Gefecht gerüsteten Hauptcorps gute Verbindung erhalten müssen, sind hierbei wichtige Rücksichten. Stets müssen die Pässe sorgfältig beachtet, wo möglich umgangen, wenn dies nicht möglich ist, von aufzusuchenden dominirenden Punkten beschossen u. nur im Nothfall forcirt werden. Am schwierigsten ist der Rückzug durch ein Gebirge, zumal wenn dessen Bewohner feindlich sind. Hier muß man suchen, den Feind aufzuhalten u. dabei das Gebirg in forcirten Märschen bald zurück zu legen, vor Allem aber jede Umgehung zu vermeiden u., wenn sie dennoch stattgefunden hat u. ein Paß zuvor besetzt ist, denselben wieder zu gewinnen suchen. Ehemals legte man den Gebirgen eine viel größere Bedeutung für den Krieg bei, als gegenwärtig, u. deshalb hatte auch der G. eine erhöhte Wichtigkeit. Seitdem jedoch die französischen Revolutionsarmeen das System der Bewegung annahmen u. die Gebirgsstellungen ihrer Gegner oft ohne große Mühe durchbrachen, hat sich die Unhaltbarkeit der ehemaligen Anschauung, daß der Besitz des Gebirges die Beherrschung des Flachlandes zur Folge habe, ergeben, u. den Gebirgen ist nur für die Vertheidigung ein allerdings immer noch hoher Werth geblieben. Im Übrigen ist, allgemein betrachtet, im G-e der Angreifer im Nachtheil, u. es erscheint als Hauptaufgabe selbst in der Offensive nur Defensivgefechte zu liefern.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 31.
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