Heliometer

[214] Heliometer (v. gr.), Vorrichtung am Objectivende eines Fernrohrs, mittelst der sich kleine Winkel mit Genauigkeit messen lassen. Beim Frauenhoferschen H. ist das Objectivglas des Fernrohrs durch einen gegen dasselbe senkrechten Schnitt in zwei Hälften geschnitten, von denen eine jede sich in einer besonderen Fassung befindet, so daß sie sich neben einander[214] verschieben lassen. Sind sie nun so eingestellt, daß ihre Mittelpunkte zusammenfallen, so decken sich ihre Bilder u. sie bilden so zusagen nur ein Objectiv; durch Verschiebung des einen, welche mittelst einer Mikrometerschraube bewirkt wird, kann man es aber dahin bringen, daß das Bild der einen Hälfte um eine beliebige Größe von dem Bilde der anderen absteht. Nachdem man z.B. bei Beobachtung eines Doppelsterns die beiden Objectivhälften in ihre normale Stellung gebracht hat, so daß der Doppelstern als solcher erscheint, kann man durch Drehung der Schraube an einer Hälfte das zugehörige Bild soweit verschieben, daß der Stern a des einen Bildes sich mit dem Stern b des anderen deckt; aus der Größe der Drehung kann man dann den Winkelstand beider Sterne ablesen, vorausgesetzt, daß der Werth einer ganzen Umdrehung im Bogenmaße des Himmels bekannt ist. Wenn man hierauf wieder die andere Hälfte bis zur Deckung der entgegengesetzten Sterne verschiebt, so kann man hierdurch ein beliebiges Multipkiciren der Winkel u. damit eine gesteigerte Genauigkeit der Messung bewirken. Weil das Instrument anfänglich zu dem speciellen Zwecke diente, den scheinbaren Durchmesser der Sonne zu messen, erhielt es davon seinen Namen, obwohl es nach Hansen richtiger Objectivmikrometer genannt werden sollte. Die Schraubenbewegung wird durch Stangen mit Getrieben ausgeführt, so daß der Beobachter sich nicht vom Ocular zu entfernen braucht. Die erste derartige Erfindung rührt von Bouguer 1748 her, der aber statt der beiden Objectivhälften zwei vollständige Objective anwendete, die sehr klein sein mußten, damit sie sich nahe genug gebracht werden konnten. Den Gedanken, eine Linse zu zerschneiden, faßte zuerst Dollond, doch setzte er die getheilte Linse noch vor das Objectiv des Fernrohrs, u. hierbei hatte man durch Reflexion u. Brechung in dieser Hülfslinse einen bedeutenden Lichtverlust. Die Schwierigkeit, das Objectiv selbst zu zerschneiden, ohne seiner Vollkommenheit Eintrag zu thun, überwand zuerst Fraunhofer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 214-215.
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