Kartoffelfuselöl

[350] Kartoffelfuselöl (Amyloxydhydrat, Amylalkohol), – C10H12O2 = C10H11O + HO, scheidet sich aus der, am Ende der Destillation des Kartoffelbranntweins übergehenden, weißlich trüben Flüssigkeit in der Ruhe ab. Es enthält im rohen Zustande die Hälfte von seinem Gewicht Alkohol u. Wasser u. stellt, nach dem Schütteln, mit Wasser, Behandeln mit Chlorcalcium u. Destillation, eine farblose, ölähnliche Flüssigkeit von 0, 818 specifischem Gewicht, starkem, anfangs nicht unangenehmem, später ekelhaftem Geruch, scharfem u. brennendem Geschmack, dar. Es siedet bei 132° u. erstarrt bei – 20° zu einer blätterigkrystallinischen Masse. Der eingeathmete Dampf erregt Husten, Brustbeklemmung, Erbrechen; es verbrennt mit blauweißer Flamme; löst sich sehr wenig in Wasser, leicht in Alkohol, Äther, ätherischen u. fetten Ölen, concentrirter Essigsäure; löst Phosphor, Schwefel u. Jod; mischt sich mit kaustischen Alkalien, absorbirt Salzsäure unter Wärmeentwickelung. Es ist ein Product der Gährung, seine Bildung aus dem Krümelzucker läßt sich nach Liebig durch folgende Gleichung erklären: 5 C12H12O12 = C10H12O2 + 12HO + 20CO2. An der Luft nimmt es in Folge der Bildung von Baldriansäure eine saure Reaction an u. geht unter denselben Bedingungen, unter denen der gewöhnliche Alkohol in Essigsäure übergeht, in Baldriansäure über (C10H12O2 + 4O = C10H10O4 + 2HO). Das K. wird als das Oxydhydrat eines Radicals, des Amyls (s.d.), C10H11, betrachtet.[350]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 350-351.
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