Kermesbeere

[437] Kermesbeere (Kermeskörner), 1) (Grana kermes, weil man sie früher für Samen hielt), dir getrockneten trächtigen Weibchen der auf der Kermeseiche befindlichen Schildlaus (Coccus ilicis), erbsengroße, glänzende, braunrothe, rundliche, mit körnigem Staub angefüllte Bläschen darstellend u. in bester Qualität aus Guienne u. der Provence kommend, wo sie von armen Leuten, die, um die festsitzenden Insecten besser abkratzen zu können, sich die Nägel lang wachsen lassen, gesammelt,[437] mit Essig getödtet u. an der Luft getrocknet werden, von schwachem, nicht unangenehmem Geruch, bitterlichem, gelind adstringirendem Geschmack; werden von Färbern statt der Cochenille benutzt, früher officinell als zusammenziehendes, stärkendes, urintreibendes Mittel; 2) Polnische od. Deutsche K. (Johannisblut), gleiche Erzeugnisse einer andern Art Schildläuse (Coccus polonicus), an den Wurzeln von Scleranthus perennis, aber von weit minderem Werth; ähnliche werden auch an den Wurzeln mehrer anderer Pflanzen (der Bärentraube, der Erdbeere) gefunden; 3) das Pflanzengeschlecht Phytolacca, indem aus den Beeren mehrer Arten auch ein Färbestoff von gleicher Farbe, doch nicht dauernd, erhalten wird; bes. die dunkel violetten Beeren von der purgirenden Phytolacca decandra, deren Saft aber doch zum Rothfärben von Zuckerwaaren benutzt wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 437-438.
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