Schildläuse

[181] Schildläuse (Scharlachläuse, Coccina), Familie der Schnabelkerfe od. Halbdeckflügler; die Männchen haben 2 od. 4 Flügel u. ihre Verwandlung ist eine vollkommene, ihr Saugrüssel ist verkümmert od. scheint ganz zu fehlen, Körper kleiner u. dünner als bei dem Weibchen. Weibchen mit einem Saugrüssel am unteren Ende des Kopfes, oft fast an der Vorderbrust, ihr Äußeres von dem der Männchen fast immer ganz abweichend; sie sind rundlich, halbkugelig, schildförmig od. ganz flach, oben theils ganz glatt, theils mit weißlichen Flocken besetzt; Kopf undeutlich abgesetzt, mit 2 deutlichen Augen, kurzen, dicken Fühlern, welche weniger Glieder als die der Männchen haben; Beine kurz, bei den Larven aber länger. Die Puppen gleichen ziemlich den Larven, beide sehen dem vollkommen ausgebildeten Weibchen ähnlich, welchem übrigens die Flügel fehlen. Das Weibchen legt die Eier unter sich, sie mit dem immer dünner werdenden Leibe wie mit einem Schilde bedeckend, die Larven kriechen aus u. kommen erst unter dem, unterdeß gestorbenen Weibchen hervor, wenn sie bereits herangewachsen sind. Die S. leben auf Pflanzen, aus denen die Weibchen beständig Säfte saugen, wodurch sie sehr schaden. Mehre liefern eine schöne rothe Farbe, eine auch den Gummilack, u. werden daher von den Menschen gepflegt. Gattungen: a) Schildlaus (Coccus L.), die Fühlhörner haben 10–11 Glieder; die Weibchen legen zahlreiche Eier, welche mit einer wolligen Materie umhüllt sind; die Männchen verwandeln sich im Frühjahr in geflügelte Insecten; als Puppen haben sie 4 Füße. Die festklebenden Weibchen thun den Pflanzen, worauf sie sitzen, um so mehr Schaden, je häufiger sie sind; einige halten sich an den Wurzeln auf; manche Arten sind dem Menschen durch ihren Färbestoff nutzbar. Man hat sie getheilt in Chermes s. Lecanium (das Weibchen wird beim Eintrocknen beerenförmig) u. Coccus (das Weibchen ist stach u. schildförmig u. behält diese Gestalt im Tode). Arten: Treibhausschildlaus (Gewächshaus-, Orangerie-, Citronenschildaus, C. adonidum), rosenfarbig, mit mehligem Staube bestreut, häufig in den warmen Häusern, auf allen Pflanzen; Glashausschildlaus (Pomeranzenschildlaus, C. hesperidum), vorzüglich auf Pomeranzenbäumen; Cochenillenschildlaus (C. cacti, Chermes cacti), dunkelbraun, weißlich bestäubt, oben gewölbt, unten platt; gibt, wie die kleinere u. wolligere C. tomentosus, den Färbestoff Cochenille (s.d. 1); C. lacca, Gummilackschildlaus (s.d.); Deutsche Schildlaus (Polnische Schildlaus, C. polonicus, Chermes p.), Weibchen braunröthlich, häufig an den [181] Wurzeln von Scleranthus perennis, in Polen u. Schlesien; ehemals bedeutender Handelsartikel, gab eben so schönes Roth wie die vorige u. mußte in Polen zur Frohne gesucht werden; Kermeseichenschildlaus (Kermesschildlaus, Coccus ilicis L.), das Weibchen ist von Gestalt u. Größe einer Erbse, violett schwarz mit weißlichem Staube, lebt auf der Steineiche (Quercus ilex) im südlichen Frankreich, Spanien, Italien etc.; vgl. Kermesbeeren 1); Weinschildlaus (C. vitis), auf Stamm u. Zweigen der Weinstöcke; Ulmenschildlaus (C. ulmi). sehr häufig auf Ulmen; C. quercus; Mannaschildlaus (C. manniparus), s.u. Manna; Ananasschildlaus (C. bromeliae), mit ziemlich erhabenem, grauem, braun marmorirtem, elliptischem Schild, der Orangenschildlaus ähnlich, hält sich an den Stängeln der Blätter der Ananas auf u. ist denselben sehr schädlich. Man vertilgt sie, indem man die Pflanzen vollständig mit heißem Wasser bespritzt od. die befallenen Stellen mit Olivenöl bestreicht, welches man nach 20 Minuten wieder abtrocknet, od. man wischt die Ananasläufe nur mit dem Finger von den Blättern herunter, wobei sie zerdrückt werden; u.v.a. b) Dorthesie (Dorthesia Bosc.), die Weibchen haben Fühler mit 8 Gliedern u. sitzen nach der Begattung nicht (wie andere S.) fest; die Männchen haben 2 Flügel u. am Schwanze einen Busch von weißen Fäden; Art: Euphorbien-Dorthesie (D. characias), in Südfrankreich auf Wolfsmilcharten. c) Aleurodes, beide Geschlechter gleich gebildet, mit 4 Flügeln, Fühler sechsgliedrig; Art: Schöllkrautschildlaus (A. chelidonii), auf Chelidonium majus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 181-182.
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