Olivenöl

[276] Olivenöl (Oleum olivarum), das durch Auspressen der Oliven gewonnene fette Öl. Es kommt im Handel von sehr verschiedener Güte vor, sowohl nach Verschiedenheit des Bodens, wo der Ölbaum wächst, u. der mannigfaltigen Sorten desselben, so wie der von ihnen gelieferten Früchte, als auch der mehrern od. mindern Reise dieser u. des verschiedenen Verfahrens bei dem Auspressen. Die Ölbäume in Südfrankreich u. um Genua geben das beste O., welches fast geruchlos, blaßgelb, völlig klar, mild schmeckend, wie Mandelöl ist, leicht gerinnt u. mit lebhafter Flamme brennt, vorzugsweise als Speiseöl benutzt wird u. als Provenceröl am bekanntesten ist. Das aus reisen Früchten theils von selbst ausfließende, theils durch gelindes Pressen u. zuerst erhaltene Öl wird bes. geschätzt u. heißt Jungfernöl. Durch eine 4–5 Tage lang fortgesetzte Gährung der in Haufen gebrachten Oliven erhält man bei nachherigem Pressen ein reichlicheres aber minder gutes Öl. O. von nicht ganz reisen, od. gemischten. Früchten dient zum Brennen u. zu anderen Zwecken. Ein noch schlechteres Öl erhält man aus dem Rückstand in den Säcken nach dem Auspressen, wenn man solchen mit heißem Wasser übergießt (Baumöl). Das meiste von diesen kommt von Gallipoli. Das zuletzt nach abermaligem Auspressen erhaltene Öl, dick, grünlich, widrig von Geruch u. Geschmack, wird zu Seifenbereitung od. zum Schmieren verwendet. Das O. diente im Alterthum zum Salben der Priester u. Könige, welcher Gebrauch sich jetzt bis in die Katholische Kirche theilweis fortgepflanzt hat (vgl. Krönung, Letzte Ölung u. Chrisma). Vielfältig war auch der Gebrauch des O. bei Opfern, zur Heilung von Wunden u. Aussatz, zur Stärkung u. Geschweidigkeit[276] der Glieder, zum Salben, zum Brennen, zu Brot u. Kuchen etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 276-277.
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