Schildläuse

[793] Schildläuse (Scharlachläuse, Coccidae Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Halbflügler, parasitisch lebende Tiere, deren Männchen, die viel seltener als die Weibchen und von manchen Arten gar nicht bekannt sind, borsten- oder schnurförmige Fühler, einen verkümmerten Rüssel, meist verkümmerte Hinterflügel, nicht selten zwei lange Schwanzborsten und zwischen ihnen die Rute besitzen; sie saugen sich als kleine bewegliche Larven auf der Futterpflanze fest, bohren ihren langen Rüssel tief in deren Gewebe ein und nähren sich von dem Pflanzensaft; sie fertigen dann einen Kokon oder schwitzen einen schützenden Schild aus und verwandeln sich in eine ruhende Puppe, die sehr bald das geschlechtsreife Insekt liefert, das nur kurze Zeit lebt und keine Nahrung zu sich nimmt. Die Weibchen, deren Larven sich ebenfalls auf der Futterpflanze festsaugen, schwellen bei weiterer Entwickelung und besonders nach der Begattung, die bei einigen Arten fortfällt, stark an, die Gliederung schwindet, Fühler und Beine werden undeutlich, und nun bilden sie ein mit den Rändern an die Epidermis der Pflanze fest anschließendes Schild, unter dem, oft in einem Filz eingebettet, die Eier abgelegt werden. Die asselförmigen S. schwitzen auf dem Rücken keinen schützenden Schild aus, sondern sind nur bereist. Meist haftet der Schild auch nach dem Tode des Weibchens schützend auf den Eiern, und die Jungen verlassen es nach der ersten Häutung. Die meisten S. gehören wärmern Ländern an, mehrere Arten werden durch massenhaftes Auftreten auf Eichen, Rosen, Apfel- und Birnbäumen, Pfirsich-, Pflaumen-, Maulbeerbäumen, Oleander, Lorbeer, Ananas, Orangen, Palmen und andern Gewächshauspflanzen, am Weinstock etc. schädlich. Die San José-Schildlaus (Aspidiotus perniciosus Comst., s. Tafel »Gartenschädlinge III«, Fig. 5) ist in Japan heimisch, hat sich seit etwa 1870 von Kalifornien aus über ganz Nordamerika und Kanada verbreitet und findet sich auch in Britisch-Guayana und[793] in Australien. Sie lebt auf vielen Pflanzen und wird besonders dem Obst verderblich. Bei uns sind als Schädlinge des Obstes wichtig Aspidiotus ostreaeformis (Fig. 7), die Kommalaus Mytilaspis pomorum Bouché (Fig. 8), Diaspis fallax Costa (Fig. 6), in Tirol Lecanium rotundum Reaum. (Fig. 9) u.a. Zur Bekämpfung der S. hat man in Amerika Marienkäfer aus Australien eingeführt, und von diesen hat Vedalia cardinalis die S. von den Orangebäumen vertrieben (vgl. Marienkäfer). Sonst benutzt man Petroleum, das an warmen sonnigen Tagen sein zerstäubt auf die Bäume gebracht wird. Nützlich sind die Cochenille (Coccus cacti), die Kermesschildlaus (C. ilicis, s. Kermes), die als Farbware, wie ehemals auch die polnische Cochenille (Johannisblut, Porphyrophora polonica, s. Cochenille), benutzt wird, die Lackschildlaus (Coccus Lacca), die den Gummilack erzeugt, C. manniparus, die durch das Anstechen von Tamarix die Bildung von Manna veranlaßt, etc. Vgl. Howard, The San José scale (Washington 1898); Frank und Krüger, Schildlausbuch (Berl. 1900); L. Krüger, Insektenwanderungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten (das. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 793-794.
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