Kermes [1]

[851] Kermes (Alkermes, Kermeskörner, unechte Cochenille, Grana K.), die getrockneten Weibchen der Kermesschildlaus (Coccus [Lecanium] ilicis Fabr.), die auf der Kermeseiche (Quercus coccifera) lebt. Die Tierchen saugen sich im März an den Zweigen der Eiche fest, und nach der Begattung entwickeln sich die mit einem roten Saft gefüllten Eier, die man Ende Mai unter der Hülle der bald nach dem Legen zugrunde gegangenen Mutter findet. Um diese Zeit wird der K. gesammelt, mit Essig besprengt und getrocknet; er bildet erbsengroße, runde oder zusammengefallene, braune, glatte, glänzende, durch die Anheftungsstelle genabelte Körner und gibt zerrieben ein rotes Pulver. K. enthält denselben Farbstoff wie die Cochenille (Karminsäure), hat aber nur 1/12 des Färbevermögens der letztern; er färbt auch weniger schön, aber echter. Den besten K. liefert die Provence, geringere Sorten Spanien, Italien, Griechenland, der Orient, Algerien und Marokko. K. war schon den Alten bekannt, man bediente sich seiner als erstes Farbebad für die Stoffe, die in Purpur gefärbt werden sollten. Als die Kunst, tyrischen Purpur zu färben, verloren gegangen war, wurde K. ein wichtiger Ausfuhrartikel für mehrere südliche Länder. Auch im Mittelalter wurde er sehr geschätzt, seit Einführung der Cochenille aber ist er mehr und mehr zurückgedrängt. Man benutzt ihn noch zum Färben von Konditorwaren, Wein, Likör etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 851.
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