Knochenfraß

[612] Knochenfraß (Caries, Osteohelcosis), eine Verschwärung des Knochens, entweder oberflächlich (C. superficialis s. peripherica) od. tief sitzend (C. profunda s. centralis); entwickelt sich aus eiteriger Knochenentzündung. Der Verlauf ist gewöhnlich chronisch, doch auch bisweilen acut; kommt häufiger bei jugendlichen Individuen u. im Mannesalter vor u. befällt am liebsten blutreiche, schwammige Knochensubstanz (Mittelhand- u. Mittelfußknochen, die Gelenkenden der langen Knochen, Wirbel, Brustbein). Durch die bei K. entstehende Jauche wird mittelst Schmelzung ein Substanzverlust des Knochengewebes bedingt. Bei dem oberflächlichen K. ist die Knochenrinde unter einer Decke von Jauche rauh, wie angefressen, das Gewebe selbst ist zu einer zottig zerreiblichen Masse verjaucht; der Knochen erscheint poröser u. mißfarbig. Bisweilen wuchern leicht blutende Fleischwärzchen über die rauhe Knochenoberfläche her. Bei centralem K. schwillt der Knochen an, seine Rinde verdünnt sich u. das Innere ist ein morsches zartfaseriges Knochengerüste. Bisweilen sterben größere Knochenstücke ab (Caries necrotica); die benachbarten Weichtheile, zumal die Knochenhaut, vereitern u. verjauchen, od. werden gallertartig-speckig infiltrirt, od. verhärten. Häufig ziehen sich Fistelgänge vom Jauchenherde des Knochens bis zur Haut (Caries aperta) u. haben hier eine von aufgeworfenen härtlichen, wallartigen Rändern umgebene Mündung (Carioses Geschwür). Früher unterschied man einen feuchten u. einen trockenen K., s. Knochenbrand (Nekrose). Dem Vereiterungsprocesse Einhalt zu thun u. die Vernarbung des zerstörten Knochens zu bewirken, dient Ruhe, Diät, Wärme u. schnellste Entfernung der Jauche u. abgestorbenen Knochenstückchen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 612.
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