Kunstgeschichte

[895] Kunstgeschichte, Darstellung der Erscheinung der Kunst (u. zwar bes. der drei Bildenden Künste), bei den verschiedenen Völkern der Erde nach bestimmten, die Stufen des Steigens, Blühens u. Fallens bezeichnenden Zeitabschnitten (Kunstepochen), s.u. Kunst. Sie kann eine allgemeinen. eine besondere K. sein; letztere, wenn sie die Kunsterscheinungen einer bestimmten Zeit (alte, neue etc. K.), od. eines bestimmten Volkes (Italienische, Deutsche etc. K.) geordnet vorführt, vgl. Baukunst, Bildhauerei u. Malerei. Während schon die Alten sich der historischen Entwickelung ihres Kunstlebens bewußt waren, im Mittelalter dagegen fast jede Spur einer historischen Betrachtung der Kunst verschwindet u. sich nur einzelne Kunstnachrichten, wie z.B. in dem Liber pontificalis des Anastasius Presbyter, finden, beginnt die eigentliche K. erst im 15. u. 16. Jahrh., als das Humanistenzeitalter den Gegensatz zwischen antiker u. christlicher Welt auch in den übrigen Gebieten zum Bewußtsein gebracht hatte, das Alterthum als etwas Objectives, neu zu Erlernendes dem künstlerischen Zeitgeist gegenüberstand u. die eignen Leistungen der großen Künstler der damaligen Zeit zu Vergleichungen mit denen des Alterthums u. Mittelalters aufforderten. Vom 16._– 18. Jahrh. geben die verschiedenen Stylveränderungen abermals zu historischer Betrachtung der Kunstentwickelung Veranlassung, doch beginnt die eigentliche Geschichte des Styls erst mit Winckelmann, seit welchem die K. ein Zweig der Culturgeschichte wurde. Für die alte K. sind die Hauptschriftsteller unter den Griechen Pausanias, unter den Römern Plinius, unter den Neueren hat in diesem Fache Winckelmann (s.d.) den größten Namen. Die erste allgemeine K. hat F. Kugler in Berlin abgefaßt: Handbuch der K., 2. Aufl. bearbeitet von Burckhardt, Stuttg. 1848; ferner Schnaase, Geschichte der bildenden Künste, Düsseld. 1843–55; Kinkel, Geschichte der bildenden Künste bei den christlichen Völkern, Bonn 1845. Das vollständigste Biographische Künstlerlexikon ist das von Nagler, Münch. 1835_–53, 22 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 895.
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