Lancelot

[74] Lancelot, 1) L. vom See, einer der Helden des Bretonischen Sagenkreises von Artus u. der Tafelrunde, über dessen Abenteuer jedoch die einzelnen Sagen sehr abweichen. In den nordfranzösischen [74] Ritterromanen wurde L. von der Fee Viviana, der Frau vom See, nach dem frühzeitigen Tode seines Vaters erzogen, worauf er an den Hof des Königs Artus kam u. in dessen Tafelrunde Aufnahme fand. Viviana bleibt ihm während seines ganzen Lebens gewogen, unterstützt ihn bei seinen Abenteuern, in welche er durch seine Liebe zu Ginevra, der Gattin des Königs, u. die Feindschaft der Morgane, der von ihm verschmähten Schwester des Königs Artus, verwickelt wird; als er von Mordred, an welchem er die Ermordung des Artus rächen wollte, tödtlich verwundet wurde, nahm sie das Leben von L-s Lippen. Die Sage fand zuerst von Nordfrankreich aus, wo sie unter And. Chrétien von Troyes bearbeitet hatte, Verbreitung. Dem deutschen Gedichte (Lancelet) Ulrichs von Zetzinkofen, welches erst gegen 1210 bekannt geworden zu sein scheint (herausgeg. von Hahn, Frankf. 1845), liegt ebenfalls eine französische Bearbeitung zu Grunde, in welchem jedoch die Sage eine wesentlich andere Gestalt angenommen hat. Einer späteren Bearbeitung der Sage von Lanzelet im Buch der Abenteuer von Ulrich Füterer (1475–1508) liegt Ulrichs Gedicht nicht zum Grunde. Ein mittelniederländischer Roman von L. wurde von Jonckbloet (Haag 1846–50, Fol., 2 Bde.) herausgegeben. 2) Name einer der vier Buben in der Französischen Karte. 3) L. Politi, so v.w. Catharinus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 74-75.
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