Lucretĭus [2]

[570] Lucretĭus, Titus L. Carus, römischer Ritter, wahrscheinlich aus Rom, geb. 99 v. Chr. u. gest. 55 v. Chr. durch Selbstmord. Er studirte die Epikureische Philosophie u. trug Epikurs Lehren, die er nach eignen Beobachtungen zu einem selbständigen System verarbeitet hatte, in einem Lehrgedicht: De rerum natura (6 Bücher), vor. Alles ist ihm aus einer unendlichen Menge Atome als Grundbestandtheile geworden; diese Atome sind einfach u. unvergänglich, in dem unbegrenzten leeren Raume in steter Bewegung u. bilden durch verschiedene Zusammensetzung die einzelnen Dinge. Auch die Seele des Menschen besteht aus solchen Atomen, ist also materiell u. entsteht u. vergeht mit dem Körper. Von den Dingen lösen sich fortwährend Bilder los, diese wirken auf die Seele ein u. bringen die Vorstellungen u. Empfindungen hervor. Als L. starb, war sein Gedicht im Einzelnen noch nicht vollendet, daher legte Q. Cicero die letzte Hand an; herausgegeben zuerst Verona 1486, Fol.; von Lambinus, Par. 1563, 1570, Frankf. 1583; von Ob. Gifanius, Antw. 1566, Leyd. 1595; von Pareus, Frkf. 1631; von Tan. Faber, Saum. 1660; von Creech, Oxf. 1695 u. ö.; von Haverkamp, Leyd. 1745; von Wakefield, Lond. 1796, 3 Bde., Glasg. 1813, 4 Bde.; von Eichstädt, Lpz. 1801; von Lachmann, Berl. 1850, 2. Aufl. 1853 (Commentar 1851); deutsch von Meinecke, Lpz. 1795, 2 Bde.; von Knebel, ebd. 1821, 2 Bde., 2. A. 1831. Gegen L. schrieb Polignac (s.d.) seinen Antilucretius

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 570.
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