Milchzucker

[259] Milchzucker (Lactin), C12H12O12, eine Zuckerart, welche bisher nur in der Milch der Säugethiere gefunden worden ist. Er krystallisirt in weißen vierseitigen Säulen, ist ziemlich hart, knirscht zwischen den Zähnen, schmeckt wenig süß u. sandig; löst sich in 6 Theilen kaltem u. 3 Theilen heißem Wasser, mit dem er aber keinen Syrup bildet, u. in heißem Alkohol. Der krystallisirte M. verliert bei 130° Wasser u. hat dann die Zusammensetzung C12H11O11, schmilzt bei dieser Temperatur aber noch nicht u. nimmt in Berührung mit Wasser wieder 1 Äquiv. davon auf, noch höher erhitzt geht er in den Caramel des M-s (Laciocaramel, C12H10O10) über, der dem Caramel des Rohrzuckers ähnlich ist, aber mit Baryt keinen Niederschlag gibt. Er geht nur schwierig in geistige Gährung über, erlangt aber diese Fähigkeit bei der Behandlung mit verdünnten Säuren, indem er in die gährungsfähige Zuckerart, Lactose, übergeht. Durch Caseïn wird er in Milchsäure verwandelt, Salpetersäure erzeugt daraus keine Zuckersäure, sondern Schleimsäure u. Oxalsäure. Mit starken Basen geht er Verbindungen ein, die jedoch nicht näher untersucht sind. Man gewinnt den M. aus den Molken, indem man dieselben abdampft u. die Krystallkrusten durch Umkrystallisiren reinigt. In der Heilkunde wird der M. blos als Constituens für Pulverformen od. als wässerige Auflösung zur Bereitung künstlicher Molken benutzt, bei Säuglingen als mildes Laxanz od. Zusatz zu Milch.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 259.
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