Mistbeet

[321] Mistbeet (Frühbeet, Treibbeet), Vorrichtung Gemüsepflanzen u. Fruchtgemüse durch künstliche Erwärmung der Erde u. der Luft in kürzerer Zeit u. früherer Jahreszeit als im freien Lande zu[321] erzielen. Solche M-e heißen warme M-e. Eine andere Art von M-en, kühle od. kalte, dient zur Aussaat für Samen, zur Zucht früher Pflanzen, zum Überwintern harter Topfgewächse u. dergl. Diese sind entweder schon zum Treiben benutzt worden u. haben ihre Wärme verloren od. werden von Stoffen angelegt, die keine Wärme entwickeln, z.B. von ausgegohrenem Pferdemist, ausgegohrenem Laub, Sägespänen, Gerberlohe. Jedes M. muß an einem sonnenreichen, gegen rauhe Winde geschützten Orte angelegt werden. Die Erwärmung von Boden u. Luft wird durch frischen Pferdemist bewirkt. Je früher ein warmes M. angelegt wird, desto größer ist die Menge des zu verwendenden Mistes. Spätere Anlagen können aus einem Gemenge von Pferdemist u. Laub od. Sägespänen bestehen. Je nach der frühern od. spätern Anlage erhält die Düngerlage eine Höhe von 3–1 (Fuß. Man gräbt eine 1–1 (Fuß tiefe Grube aus, setzt den Mist in einem viereckigen Haufen von der Breite der Grube auf, legt den Mistbeetkasten, welcher hinten höher als vorn ist, darüber, tritt den Mist fest u. bedeckt den Kasten mit Läden u. Fenstern. Sobald die stärkste Hitze vorüber ist, bringt man 1/43/4 Fuß hoch Mistbeeterde auf u. pflanzt od. säet; fängt das M. an zu erkalten, so schlägt man außerhalb um den Kasten frischen Mist, den man so oft erneuert, als das M. erkalten will. Bei mäßig kaltem od. gelindem Wetter erhalten die M-e mit selbst der eingekerbten Lufthölzer Luft; bei Sonnenschein nimmt man die Läden u. Strohdecken u. bei einem sanften u. warmen Regen auch die Fenster weg. Sind Schloßen od. starker Regen zu befürchten, so werden Läden u. Strohdecken wieder aufgelegt. Je wärmer das Wetter wird u. je weiter man ins Jahr kommt, desto mehr muß man die Pflanzen an die freie Luft gewöhnen, bis man zuletzt die Fenster am Tage ganz abnimmt u. sie nur des Nachts wieder auflegt. Die Erde muß stets mäßig feucht gehalten werden u. darf nie so weit austrocknen, daß das Wasser beim Begießen, statt einzuziehen, von der Oberfläche abläuft.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 321-322.
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