Seidenhaspel

[783] Seidenhaspel (Seidenwinde), ein vier-, sechs- od. achtarmiger Haspel (s.d. 2) von 5–8 Fuß Umfang, mit welchem die Coconfäden in den Filanden od. Seidenspinnereien zu Strähnen aufgewickelt werden. Man leitet die in entsprechender Zahl zusammengenommenen Fäden durch gläserne Ringe (Fadenleiter, Fadenführer, Fadenhalter, Einfädler) auf den Haspel, auf welchem zwei od. vier Strähne, bei grober Seide sogar acht Strähne zugleich von der Arbeiterin gehaspelt werden; jeder Faden schlingt sich hinter dem ersten Glasringe 20–30 Mal um den benachbarten Faden herum, um sich zu glätten, u. geht nun erst durch einen zweiten Glasring auf den Haspel; die letztern Glasringe sitzen auf einer zum Haspel parallelen Holzstabe (Degen od. Laufstock), welcher in seiner Längsrichtung schnell hin- u. hergeschoben wird, so daß der Seidenfaden bei dem Aufwinden fortgerückt u. erst nach mehren Umwindungen wieder auf einen vorhergehenden Faden gewickelt wird, welcher in der Zwischenzeit trocken geworden ist u. nicht mehr anklebt. Es arbeiten zwei Mädchen an einem Haspel, das eine dreht, das andere leitet im Wasserbecken die Cocons. Der Italiener Borghesano soll im Jahr 1272 den S. erfunden haben, u. diese Maschine blieb bis in die Mitte des 17. Jahrh. Geheimniß der Italiener, wurde aber dann den Franzosen bekannt u. von diesen, bes. von Vancanson, in verschiedenen Stücken verbessert.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 783.
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