Seth

[909] Seth (d.i. der Gesetzte, Ersatzmann), dritter Sohn Adams, welchen Eva nach dem Tode Abels u. dem Abfall Kains gebar u. welcher 912 Jahre alt geworden sein soll. Die Secte der Sethianer (s.d.) hielten S. für den Sohn eines weiblichen Äon, geschaffen an die Stelle des gemordeten Abel, u. behaupteten, S. sei der Urahne Jesu od. Jesus sei S., welcher zum zweiten Mal auf die Erde gekommen sei. Er ist Stammvater der Sethiten, welche sich von den Kainiten durch ein frommes u. darum sehr langes Leben unterschieden. Ob unter den Kindern Gottes 1. Mos., welche die Töchter der Menschen zu Weibern nahmen, fromme Sethiten od. Engel zu verstehen sind, ist bis auf den heutigen Tag unter den Gelehrten streitig. Zu den Sethiten bis zu Noah gehört Enos (lebte 905 Jahr), Kenan (910), Mahalaleel (895), Jared (962), Henoch (365), Methusalah (969), Lamech (777), Noah (600). Die Kleine Genesis, ein apokryphisches Buch, läßt den S. in seinem 40. Lebensjahr von den Engeln in den Himmel gehoben werden u. daselbst Kunde von der Sündfluth u. der Erlösung der Menschen durch Jesus bekommen, was er seinen Eltern mittheilte; nachher ihn im 191. Jahre seine Schwester Azura heirathen u. seine Nachkommen noch 1000 Jahre in dem Land oberhalb Eden wohnen, bis sie, von dem bösen Geist wegen ihres glücklichen Zustandes beneidet, zur Vermählung mit den Töchtern der Menschen (Kainitinnen) verführt wurden. S. soll die hebräischen Buchstaben erfunden u. die Sterne benannt haben. Unter seine Schriften, deren mehre zu haben sich noch die Sethianer rühmten, zählt man: die Astronomie, von einem Engel dem S. gegeben; eine Schrift über den Stern der Weisen aus dem Morgenland u. deren Geschenke, welche sie Jesu brachten; überhaupt aber versicherten die Muhammedaner, Gott habe dem S. an 50 Bücher vom Himmel geschickt, von denen die Araber, Äthioper u. Samaritaner einige haben wollen. Auch die Muhammedaner glauben an S-s göttliche Sendung u. erzählen von ihm, er habe, nach einem Besuch an Adams Grab, sich in das Glückliche Arabien gewendet u. daselbst die Städte Medinat al Scheit (d.i. Sethsstadt) u. Medinat al Jemen erbaut. Seine Nachkommen aber hielten sie für eine besondere Gattung von Wesen zwischen Engeln u. Menschen inne stehend, welche mit den Riesen (Divis, Kainiten) in besonderen Krieg gelebt hätten, vgl. Islam A) c).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 909.
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