Siouxsprache

[137] Siouxsprache (Dakotasprache), eine der Hauptsprachen der nordamerikanischen Indianer sie ist mit den Sprachen der Assiniboinen, Omaha, Oto, Konza, Osagen u. Krähenindianer verwandt, welche zum großen Theil erst durch die Reise des Prinzen von Wied naher bekannt worden sind, hat die Laute a, b, c (tsch), d, e, g (guttural), h, i, j, (weich sch), k, m, n, o, p, q, r, s, t, u, w, x (sch), y, z (weiches s). Sie hat einen bestimmten Artikel, kin, cin, u. einen unbestimmten, wan, welche ihrem Substantiv nachgesetzt werden. Grammatisches Genus fehlt, der Plural wird durch die, auch beim Verbum gebräuchliche Endung pi gebildet: wicaxta der Mensch, Plural wicaxtapi. Die Declination hat nur für den Locativus die Endung ta od. yata; makata auf der Erde, canyata in den Wäldern. Der Genitiv wird nur durch seine Stellung vor dem Substantiv, zu welchem er gehört, bezeichnet. Das Adjectiv steht nach dem Substantiv. Die Zahlwörter sind: 1 wanji, 2 nonpa, 3 yamni, 4 topa, 5 zaptan, 6 xakpc, 7 xakowin, 8 xakedoh, 9 napcinwanka, 10 wikcemna. Die folgenden Zahlen werden durch ake wanji (wieder eins) etc. ausgedrückt bis zu 20 wikcemna nonpa. 30 wikcemna yamni etc., 100 opawinge, 1000 koktopawinge. Ordinalia werden durch das Präfix i, ici (wici) gebildet: icinonpa, wicinonpa der zweite, ixakpe der sechste etc. Die Personspronomina sind mix. miye ich, nix, niye du, ix, iye er, unkix, unkiye wir, nix, niye ihr. Als Possessiva haben sie besondere Formen, welche ihrem Substantiv zum Theil präsigirt od. infigirt werden, z.B. mioie mein Wort (von oie). ematapa meine Rechte (von etapa), ninape deine Hand (von nape), tawata sein Schiff (von wata) etc. Wörter, welche eine Verwandtschaft ausdrücken, haben zum Theil noch besondere Formen, wie micinkxi mein Sohn, nicinkxi dein Sohn, cihintku sein Sohn, ate wa ye mein Vater, niate dein Vater, atkuku sein Vater, on ate od. ate onye unser Vater, niatepi od. ateyapi euer Vater, ateyapi ihr Vater. Demonstrativa sind he, kinhe dieser, i jener, Relativum ci qon, welches nachgesetzt wird. Interrogativa tuwe wer, token was. Die Conjugation ist sehr verwickelt; sie wird theils durch bloße Pronominalpräfixe, theils durch Infixe gebildet. Beispiele sind: waya ich bin, yaya du bist, ya er ist, onyapi wir sind, yayapi ihr seid, yapi sie sind; mduha ich habe, duha du hast, yuha er hat, onhapi wir haben, duhapi ihr habt, yuhapi sie haben; hecamon ich thue hecanon du thust, hecon er thut, hecamonpi wir thun, hecanonpi ihr thut, hecoupi sie thun. Der Imperativ hat die Endungen Singular wo. Plural po: econwo thu, econpo thut. Das Futurum wird durch nachgesetztes kta bezeichnet, für das Präteritum gibt es keine Form. Viele Verba werden durch Umschreibung mit dem Hülfswort ya, sein, flectirt. Auch das Object, wenn es ein Pronomen ist, wird durch Präfixe od. Infixe am Verbum ausgedrückt, z.B. nicopi sie rufen dich, kicopi sie rufen ihn, namaron er hört mich, nayaron er hört dich, naonkironpi er hört uns, nakiron er hört es etc. Das Participium wird durch den Artikel kin, cin mit nachgesetztem he gebildet. Statt der Präpositionen gibt es Postpositionen, sowie auch mehre Conjunctionen, welche an das Ende des Satzes gestellt werden, wie kinhan, cinhan wenn, kex obgleich, iconhan während. Die Wortbildung wird durch Präfixe gebildet, wie wa (der Handelnde), wico (die Handlung), wo (das Gemachte), z.B. wanaron der Hörer, wiconi das Leben (von ni leben), woyuha die Habe, der Schatz (von yuha haben). Grammatik von H. C. von der Gabelentz, Lpz. 1852; Grammatik u. Wörterbuch von S. R. Riggs, Washingt. 1852.[137]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 137-138.
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