Sonnenwende [1]

[291] Sonnenwende (Solstitium), der Augenblick, in welchem der Mittelpunkt der Sonne bei deren scheinbarem jährlichen Umlaufe durch die Ekliptik (s.d. 2) den größten nördlichen od. südlichen Abstand (23°27132") von dem Äquator erreicht. Die Punkte der Ekliptik, in welchen dies geschieht, heißen Sonnenwendepunkte (Solstitialpunkte, Sonnenstillstandspunkte), u. die durch die letztern gelegten Parallelkreise werden als Wendekreise bezeichnet. Die Solstitialpunkte sind 90° von den Durchschnittspunkten der Ekliptik u. des Äquators (vgl. Nachtgleiche), von einander selbst aber 180° entfernt. Diejenige S., in welcher die Sonne nördlich abweicht u. welche sie 21. Juni erreicht, wird als Sommersolstitium (Sommersonnenwende) bezeichnet, weil hier der Sommer der nördlichen Hemisphäre anhebt; sie entspricht dem ersten Punkte des Krebses, s.d. Die gegenseitige, dem Südpol am nächsten gelegene S., in welche die Sonne den 21. Dec. gelangt, wird Wintersolstitium (Wintersonnenwende) genannt, weil in ihr der Winter der nördlichen (gegenseitig aber der Sommer der. südlichen) Hemisphäre anhebt; ihr entspricht der erste Punkt des Steinbocks (s.d.). S. heißen die genannten Zeitpunkte, weil die Sonne bis dahin dem Nordpol (bezüglich Südpol) sich näherte, von da an aber sich wieder von ihm entfernt; Solstitialpunkte od. Sonnenstillstandspunkte heißen sie aber, weil die Ekliptik in den zugehörigen Punkten dem Äquator parallel ist, die Sonne also bei ihrer Bewegung durch die Ekliptik ihren Abstand vom Äquator eine Zeit lang nicht merklich ändert, weshalb eine Reihe von Tagen hindurch die Tage gleich lang bleiben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 291.
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