Spießruthen laufen

[553] Spießruthen laufen (Gasselaufen), sonst eine Strafe für gemeine Soldaten der Infanterie u. für Dragoner wegen schwerer Vergehen; 100 bis 300 Mann bildeten mit Gewehr bei Fuß (welches sie etwas vorstellten, um den Verbrecher zu nöthigen genau in der Mitte zu gehen) eine etwa 7 Fuß breite Gasse u. waren mit Haselruthen versehen; der Verbrecher, bis an den Gürtel entblößt, die Arme kreuzweis auf die Brust zusammengebunden u. eine Kugel zwischen den Zähnen, um den Schmerz zu verbeißen, mußte die Gasse drei- bis sechsmal unter Trommelschlag passiren, während jeder Soldat einen derben Schlag mit der Ruthe auf den entblößten Rücken des Delinquenten that. Ein Unteroffizier mit umgewendetem Kurzgewehr ging voran, um den Verbrecher am zu raschen Gehen zu hindern. Unteroffiziere u. Offiziere beaufsichtigten, daß derb gehauen u. die Ruthen nicht unten, um den Schlag zu schwächen, geknickt wurden. Nach beendigter Execution warfen die Soldaten die Spieß ruthen hinter sich in die Luft. Drei Tage nach einander durch 300 Mann sechs Mal jeden Tag S. l. galt für eine der Todesstrafe gleiche Strafe. Konnte der Verbrecher nicht mehr gehen, so wurde er mit dem Rücken nach oben auf eine Schütte Stroh gelegt u. das Executionscommando marschirte, die Schläge ertheilend, um ihn herum. Diese Strafe ist jetzt überall abgeschafft, wie auch das Steigriemenlaufen bei der Cavallerie; es wurden die Steigriemen dabei ausgeschnallt u. als Strafwerkzeug wie die Spießruthen gebraucht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 553.
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