Swantewit

[118] Swantewit (Swantewic, Twiatowid, d.h. Heiliger od. Glänzender Held), eine der drei vornehmsten Gottheiten der westslawischen Völker, der Gott des Lichtes, wurde bes. auf Arkona in Rügen verehrt; entspricht dem Perun (Feuergott) u. Znitzsch (Gott der ätherischen Lebenswärme) der Ostslawen, welche in Kiew u. Großnowgorod verehrt wurden. In gewissem Sinne trifft er auch mit dem in Rhetra verehrten Radegast (Gottheit des geistigen Lichts, der Vernunft) überein. Sein Tempel, auf einem freien Platze in Arkona, bestand aus vier Säulen, zwischen denen Tücher herabhingen, u. wurde von hölzernen Wänden mit Schnitzwerk umgeben. Das kolossale vierköpfige Bild des Gottes war von Holz, mit den Füßen auf dem Boden sitzend, in der Rechten das metallene Füllhorn, die Linke gekrümmt gegen die Hüfte gestemmt; neben ihm Sattel u. Zaum u. ein Schwert. Bei dem Tempel wurde ein ihm geheiligtes weißes Roß unterhalten, welches in wichtigen Fällen Orakel gab (s.u. Pferd S. 955). Nach der Ernte wurde dem S. ein Fest gefeiert; man brachte Thieropfer u. der Hohepriester trug das mit Meth im vorigen Jahre gefüllte Horn heraus u. untersuchte, ob es abgenommen habe. War dies der Fall, so deutete es für das nächste Jahr auf eine geringe Ernte. Dann wurde der alte Meth zu S-s Füßen ausgegossen, ein Gebet[118] um Segen gehalten, das Horn wieder gefüllt, vom Hohenpriester schnell ausgetrunken, dann nochmals gestillt u. dem S. in den Arm gegeben. Nun folgte der Opferschmaus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 118-119.
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