Taschenspieler

[265] Taschenspieler, Personen, welche allerlei Kunststücke machen, die auf den ersten Anblick an das Wunderbare zu grenzen. scheinen, aber nur auf großer Gewandtheit u. Geschwindigkeit, Übung u. Einverständniß mit einigen Gehülfen beruhen, durch welche die Zuschauer getäuscht werden, indem der Künstler sich bemüht die Aufmerksamkeit derselben bisweilen auf Nebendinge zu lenken. Ferner gehören hierher die sogenannten Kartenkunststücke (s.u. Karten S. 346). Auch werden bes. vorgerichtete Werkzeuge benutzt, welche die Täuschung befördern, ja selbst die Chemie u. Experimentalphysik zu solchen Taschenspielerkünsten zu Hülfe gezogen. Solche T. finden sich schon früh in Griechenland, sie hießen überhaupt Thaumatopöen (Wunderthäter), insbesondere Psephopäktä (Steinspieler) od. Psephokleptä (Steindiebe) von kleinen Steinen, womit sie ihre Kunststücke machten, deren eins darin bestand, daß sie auf einen Tisch drei Teller setzten u. in jeden ein kleines, weißes, rundes Steinchen legten; diese escamotirten sie dann bald alle drei in einen Teller, bald in den Mund, verschluckten sie dann, zogen einen aus der Nase, einen aus dem Ohr, einen aus dem Kopfe, ließen sie darauf ganz verschwinden etc. Solche Kunststücke zeigten sie auf öffentlichen Plätzen u. bedienten sich außerdem der Bälle u. Becher dazu. Auch in Rom kommen sie als Praestigiatores (Gaukler) od. Saccularii (Taschenkünstler) vor u. waren hier als gefährliche Personen ein Gegenstand der Aufmerksamkeit der Polizei; sie zeigten ihre Künste bes. an den Säcularischen Spielen auf dem Theater, doch durchzogen sie auch zu anderen Zeiten die Städte u. Dörfer. Im Mittelalter galten die T. (Cauculatores, Caculatores) allgemein für Zauberer u. wurden nicht selten als solche bestraft. Wahrscheinlich war selbst der wahre Faust ein T. Im 19 Jahrh. zeichneten sich Pinetti, Eckartshausen u. bes. Philadelphia, in neuester Zeit Bartolomeo Bosco aus Brescia, Döbler u. Robin als T. aus. Vgl. Wiegleb, Natürliche Chemie, Verl. 1779–1805, 26 Bde. (fortgesetzt von Rosenthal); I. S. Halle, Magie, ebd. 1783, 17 Bde.; K. von Eckertshausen, Über die Zauberkräfte der Natur, Münch. 1819; Funks Natürliche Magie, Berl. 1816; Boscos Zaubercabinet, Quedl. 1854; Bosco in der Westentasche, Hamb. 1861 u. m. a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 265.
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