Verkürzen

[486] Verkürzen, 1) etwas kürzer machen; 2) einen Gegenstand perspektivisch darstellen, einen Gegenstand, welcher mit seiner Länge gerade od. fast gerade gegen das Auge des Malers gerichtet ist, in der gehörigen Ferne darstellen, welche in der Zeichnung viel kürzer ausfallen muß, als wenn man den Gegenstand von der Seite sähe. Daher Verkürzungen, die Richtungen der Gegenstände, nach welcher sich deren Theile in zunehmender Entfernung vom Auge demselben darstellen, im Gegensatz gegen die Plane, nach welcher die Gegenstände u. ihre Theile sich alle in fast gleicher Fläche befinden. Da erstere mehr Kunst erfordert, so traten die Verkürzungen erst bei einigermaßen entwickelter Kunst auf, wurden aber auch später, als man Schwierigkeit mit Kunst verwechseltes der Deckmantel der Armseligkeit. Unter den älteren Meistern bedienten sich der Verkürzungen zuerst mit Glück Luca Signorelli; Rafael u. auch Michel Angelo bezeichneten das rechte Maß derselben; Giulio Romano ging bis an die äußersten Grenzen des Schicklichen, nach ihm aber ganz vorzüglich gegen das Ende des 17. u. im 18. Jahrh., wo man sie als Grundbedingung für Plafondgemälde ansah, artete ihre Anwendung in äußerste Geschmacklosigkeit aus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 486.
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