Zither

[657] Zither, 1) musikalisches Instrument, entstanden aus der von Amphion od. Linos erfundenen Kithara (Kitharis), welche anfänglich vier Saiten hatte, deren Zahl nachher bis acht od. neun vermehrt wurde, vgl. Lyra. Die alte Kithara wurde von dem Spieler (Kitharistes) mit dem Plektron geschlagen, auch dazu gesungen (Kitharodos). Die jetzige Z. besteht aus einem flachen, ungefähr 2 Zoll hohen herzförmigen Corpus, welcher mit Steg u. Schallloch auf der Resonanzdecke versehen ist. Hieran ist der Hals, welcher ungefähr eben so lang als der Corpus ist, befestigt, welcher mit metallenen Bunden, wie bei der Guitarre, versehen ist. Die Z. ist gewöhnlich mit sechs Drahtsaiten bezogen, welche in g h d g  e gestimmt werden. Die Behandlungsweise beim Spiel ist der der Guitarre ziemlich gleich, nur werden die Saiten bei der Z. nicht mit den Fingern, sondern mit einem Federkiel angeschlagen. Die Z. ist jetzt fast ganz von der Guitarre verdrängt worden u. nur selten hie u. da bei Gebirgsbewohnern, wie in Tyrol, u. bei Bergleuten zur Begleitung des Gesanges gebräuchlich. Abarten der Z. sind: a) das Bissex (so v.w. Zwölfsaiten), von Vanhecke 1770 in Paris erfunden; b) die Sister mit sieben Drahtsaiten, wovon die drei tiefsten übersponnen sind, bezogen, welche in die Töne: G c f g c e ḡ gestimmt werden. Die Applicatur der Sister ist in allen Tonarten dieselbe, weil man mittelst eines metallenen mit Leder gefütterten Reisen, welcher über die Saiten an den Hals der Sister angeschraubt wird, dieselbe in jede beliebige Tonart umstimmen kann. Die Sister wird hauptsächlich zur Begleitung des Gesanges gebraucht; c) die Balalaika od. russische Z., in Rußland u. im Orient zweisaitig; d) die in Oberösterreich, Tyrol u. Steyermark gebräuchliche Streichzither, zweimal so groß als die gewöhnliche Z., sonst ihr gleich, sie wird beim Spielen auf den Tisch gelegt, u. während die linke Hand die Töne auf dem Griffbrete greift, bringt die rechte Hand die Saiten mit einem Violinbogen zum Klingen; e) die Schlagzither ebendaselbst, unterscheidet sich von der gewöhnlichen Z. durch ihre viereckige Form u. das fehlende Griffbret. Die Töne werden wie bei der Leyer durch einige Tasten hervorgebracht u. die Saiten mit den Fingern zum Klingen gebracht. Beim Spiel wird das Instrument auf einen Tisch gelegt od. der Spieler nimmt es sitzend auf den Schooß. 2) In Niederdeutschland ein Anbau an einer Kirche, welche als Sacristei od. als Archiv benutzt wird. Der Geistliche, welcher die Aufsicht über dieses Archiv hat, heißt der Zithermeister.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 657.
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