Bedeckung

[809] *Bedeckung (Sternbedeckung), das Ereigniß, daß ein Gestirn, welchem eine eigene Bewegung am Himmel zukommt, in die Gesichtslinie eines andern tritt u. daß somit das entferntere Object uns auf einige Zeit unsichtbar wird. In diesem weitesten Sinne des Wortes gehören alle Sonnenfinsternisse sowie die Durchgänge der Venus u. des Mercur durch die Sonne zu den Sternbedeckungen; doch versteht man darunter in der Regel nur die B-en der Fixsterne od. die weit seltener vorkommenden B-en von Planeten durch den Mond od. auch die zu den größten Seltenheiten gehörenden B-en der Planeten durch einander. Die Fixsternbedeckungen durch den Mond, deren Eintrittszeit sich mit größter Schärfe beobachten läßt, sind ein vorzügliches Mittel zur Bestimmung des geographischen Längenunterschieds zweier Orte; denn da dieser letztere nichts anderes ist, als die Differenz der Sternzeit zweier Orte, nach dem Verhältniß 1 Stunde = 15 Grad in Bogen verwandelt, so braucht man nur an jedem der beiden Orte eine Uhr aufzustellen, welche bei der oberen Culmination des Frühlingsnachtgleichenpunktes 0 Uhr zeigt, u. nach diesen Uhren eine Erscheinung zu beobachten, welche von beiden Orten aus gleichzeitig gesehen wird, tautochron ist; der Gangunterschied der Uhren gibt dann die Längendifferenz. Nun sind zwar die B-en der Fixsterne durch den Mond wegen der Parallax. desselben nicht unmittelbar tautochron, doch da der Mondlauf sehr genau bekannt ist, so läßt sich jede von beiden Beobachtungen auf diejenige Zeit reduciren, zu welcher die Sternbedeckung nach der Uhr des Ortes vom Mittelpunkt der Erde aus würde gesehen worden sein u. diese reducirten Beobach. tungen sind tautochron. Nachdem man seit Herschel gelernt hat die Bewegungen der Doppelsterne um je ihren gemeinschaftlichen Schwerpunkt zu beobachten, kann man sogar von B-en eines Fixsterns durch einen andern sprechen, was leicht erklärlich ist, wenn die Ebene der Bahn eines Paares von Doppelsternen an unserm Beobachtungsorte, der Erde, nahe genug vorübergeht, also die Bahn uns als eine gerade Linie erscheint. So wurde der Doppelstern τ im Schlangenträger von Herschel 1781 noch als Doppelstern, von Struve 1828 nur noch als einfacher, aber länglich geformter, noch später als vollkommen runder einfacher Stern gesehen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 809.
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