Buttertransportwagen

[166] Buttertransportwagen, gedeckte Güterwagen, die zur Versendung von Butter auf größere Entfernungen während der wärmeren Jahreszeit dienen. Die Kasten der B. sind ähnlich jenen der Biertransportwagen (s.d.) mit mehrfach verschalten Umfassungswänden und gut schließenden Flügeltüren ausgeführt. Meist sind die Wagen mit Eiskühlvorrichtungen und Lüftungseinrichtungen versehen. Die Eisbehälter haben einen Fassungsraum für 600 bis 1000 kg Eis und sind entweder unterhalb der Wagendecke oder nach amerikanischem Vorbild an den Stirnwänden angeordnet.

Zur Erzielung eines kräftigen Luftwechsels im Wageninnern werden häufig, beispielsweise bei den preußischen B., außer den Luftsaugern am Dach noch Luftfänger, die mit einem Drahtnetz zur Abhaltung des Staubs der durchgehenden Luft versehen sind, am Fußboden oder an dem unteren Teil der Stirnwände angebracht. Bei den B. der preußischen Staatsbahnen befinden sich an den Türöffnungen Vorhänge, die beim Öffnen der Flügeltüren in Zwischenstationen (Zuladung) dem Wärmeeintritt von außen entgegenwirken sollen.

An den Innenwänden sind häufig Stellagen mit 2 übereinanderliegenden Lattenböden zum Aufstellen der Buttergefäße angebracht.

Die Butter wird entweder in hölzernen Kisten, Bottichen oder in Weidenkörben u. dgl. verpackt.

Das Gewicht der Butter einschließlich der Verpackung kann für 1 m3 mit 750–800 kg angenommen werden. (Das spezifische Gewicht der Butter beträgt im Mittel 0∙94).

Die B. werden auch für die Beförderung anderer leicht verderblicher Güter, insbesondere Käse, Milch u.s.w. verwendet.

Die russischen Eisenbahnen besitzen eine große Anzahl (im Jahre 1910 rund 1700 Stück) B. für die Beförderung der sibirischen Butter. Eine der in Verwendung stehenden Bauarten ist aus Abb. 131 zu ersehen.

An jeder Stirnseite des Wagens befinden sich je 4 aus verzinktem Eisen durchbrochen hergestellte Eisbehälter, die gegen den Laderaum[166] durch eine hölzerne, mit breiten Luftschlitzen versehene Lattenwand abgesondert sind. Durch diese Anordnung soll eine zu rasche Abgabe von Kälte und Hand in Hand hiermit ein zu rascher Verbrauch des Eises hintangehalten werden. Für je 2 Eisbehälter ist oben im Dache eine Füllöffnung mit gut dichtendem Deckel und unten ein Gefäß für das Schmelzwasser mit Abflußrohr angeordnet. Der gegen die Mitte zu geneigte Fußboden ist mit Zinkblech verkleidet und mit einem abnehmbaren Holzlattenrost bedeckt. In der Wagendecke ist eine Lüftungsvorrichtung, über dieser ein Sonnendach angeordnet. Die Isolation der Kastenverschalung ist aus Abb. 132 zu ersehen. Die durchschnittliche Temperatur der Butter während der Beförderung beträgt 5°C.


Cimonetti.

Abb. 131.
Abb. 131.
Abb. 132.
Abb. 132.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 166-167.
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