Hochbauten

[204] Hochbauten (railway-buildings; bâtiments de chemin de fer; fabbicati ferroviari), die Gebäude für die Abfertigung der Reisenden und der Güter, für die Verwaltung, für die Aufrechterhaltung des Betriebs einschl. der Werkstättenanlagen, für die Wohlfahrt und die Unterkunft der Angestellten nebst deren Wohnungen. Über die Einrichtung der H. im einzelnen vgl. die Artikel: Aborte in Gebäuden, Aufenthaltsräume, Auswandererhallen, Badeeinrichtungen, Bahnhofpostamt, Bahnhotels, Bahnmeisterhaus, Bahnwärterhaus, Bahnwärterwachlokale, Dienstwohngebäude, Dienstwohnungen, Empfangsgebäude, Gepäckräume, Güterschuppen, Hallen, Lagerhaus, Ledigenheim, Lokomotivschuppen, Stellwerksgebäude, Umladebühnen, Umladeschuppen, Viehhöfe, Wagenschuppen, Wartesäle, Wasserturm, Zollschuppen.

Die äußere Gestalt der H. wird sich in der Regel in schlichten, natürlichen und zweckmäßigen Formen halten müssen, schon weil sie häufig in kurzer Bauzeit mit beschränkten Mitteln und an Orten errichtet werden, an denen sie allen Witterungsunbilden ausgesetzt sind und ihre Instandhaltung besonders schwierig ist. Durch gute Höhenverhältnisse und Umrisse, durch geschickte Anordnung der möglichst einfach zu gestaltenden Dächer, durch sorgfältige Ausführung unter Verwendung der ortsüblichen Baustoffe und Formen sowie durch ansprechende Farbengebung wird sich aber stets ein freundliches, gefälliges Aussehen erzielen lassen, so daß sich die Bauten in Ort und Landschaft gut einfügen. Bei der großen Bedeutung, die das Dach durch Gestalt, Art und Farbe auf die Erscheinung eines Gebäudes ausübt, wird auf seine Ausführung besonderer Wert zu legen sein, wobei zu berücksichtigen ist, daß das steingedeckte Dach darunterliegende Wohnräume gut gegen die Einwirkung der Sonnenhitze schützt. Bei großen Verwaltungs- und Empfangsgebäuden wird eine reichere architektonische Formensprache zulässig sein, aber auch bei ihnen gilt der für alles bauliche Schaffen bestehende Grundsatz, das Äußere sachlich und klar aus dem Grundriß zu entwickeln, damit es dessen Zweckbestimmung widerspiegele.

Die baukünstlerische Ausbildung der Eisenbahnhochbauten weist in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte auf. Während in früherer Zeit die Empfangsgebäude einer Bahnverwaltung auf den verschiedenen Stationen häufig im Äußeren einander völlig glichen, ist heutzutage eine individuelle Behandlung der Architektur üblich, die auch dem baulichen Charakter der Gegend sich anpaßt.

Cornelius.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 6. Berlin, Wien 1914, S. 204.
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