Tiefgangwagen

[318] Tiefgangwagen, Tiefladewagen (basket cars; wagons à plateforme basse; carri a piattaforma ribassata), sind offene Güterwagen, bei denen der zwischen den beiden Drehgestellen liegende Teil der Ladebühne eingesattelt ist. Sie dienen zur Beförderung umfangreicher Güter (Transformatoren, Turbinen, Dampfkessel, nicht regelspurige Lokomotiven u.s.w.), die bei Verladung auf Wagen mit der gewöhnlichen Höhenlage des Plattformfußbodens in die vorgeschriebene Ladeumgrenzung ragen würden. Jene Teile der Ladebühne, die den Übergang von den Kopfträgern zur Einsattlung bilden, müssen wegen der hier auftretenden hohen Beanspruchungen besonders kräftig und sorgfältig ausgeführt werden. Auf die Anbringung einer durchgehenden Zugvorrichtung muß bei diesen Wagen verzichtet werden. Die Ladebühne ist in der Regel ohne Fußbodenbelag ausgeführt, so daß auch noch zwischen den Langrahmen freie Räume vorhanden sind, die für besonders tief reichende Teile der Ladung ausgenützt werden können.

Im Bedarfsfall kann natürlich ein Fußbodenbelag immer angebracht werden.

Taf. X. Sechsachsiger T. der österreichischen Staatsbahnen. Der Wagen besitzt 2 dreiachsige Drehgestelle mit Rahmen aus Preßblech. Die Zug- und Stoßvorrichtung ist zum Zweck des leichteren Befahrens von scharfen Bahnkrümmungen am Drehgestell angebracht. Das eine Drehgestell ist mit Handspindelbremse bremsbar. Da die Bremse auch auf die Mittelachse wirkt, ist bei diesem Drehgestell die Anwendung eines größeren Radstandes als bei dem Drehgestell ohne Bremse notwendig. Die Bremshütte ist leicht abnehmbar aufgesetzt, so daß sie bei Be- oder Entladung des Wagens entfernt werden kann.

Die Tragfedergehänge sind durch Ausgleichhebel miteinander verbunden.

Die Langrahmen der Ladebühne sind als Kastenträger ausgebildet.

Die Auflagerung der Bühne erfolgt auf dem Drehgestell mit Bremse in der Mitte durch eine kalottenförmige Drehpfanne und seitlich durch kugelförmige Auflagen, auf dem Drehgestell ohne Bremse in der Mitte durch einen Kugelzapfen und seitlich durch abgefederte Stößel. Durch diese Anordnung wird eine weitgehende Beweglichkeit für das Befahren von Schienenüberhöhungen und Gleisunebenheiten, somit eine erhöhte Sicherheit gegen Entgleisungsgefahr erreicht.

In den oberen Traggurten der Langrahmen sind Löcher von 25 mm Durchmesser für die[318] Befestigung der Ladung vorgesehen. An den Außenseiten der Rahmen sind Marken für die zulässige kleinste Ladelänge des Gutes je nach seinem Gewicht (40, 45 und 50 t) nebst der notwendigen erläuternden Anschrift angebracht.

Das Eigengewicht des Wagens beträgt 33∙5 t, die Tragfähigkeit 50 t.

Abb. 302. Sechsachsiger T. der Hannoverschen Maschinenbau-Aktiengesellschaft. Dieser Wagen unterscheidet sich von dem vorbeschriebenen vornehmlich durch die Anordnung der Zug- und Stoßvorrichtung und der Bremshütte sowie durch die Auflagerung der Ladebühne auf den Drehgestellen. Die Zug- und Stoßvorrichtung ist auf den Kopfträgern der Ladebühne angebracht, wodurch eine Entlastung der Drehgestellzapfen von den auftretenden Zug- und Stoßkräften herbeigeführt wird. Die Bremshütte ist auf die Ladebühne aufgesetzt. Die Bremse wirkt nur auf die Endachsen des der Bremshütte benachbarten Drehgestells.

Die Lagerung der Ladebühne erfolgt auf dem einen Drehgestell mittels eines Kugelzapfens, auf dem andern, das in der Mitte einen Drehzapfen aufweist, mittels zweier seitlicher Gleitstücke.

Das Eigengewicht des Wagens beträgt 32∙4 t, die Tragfähigkeit 51∙6 t.

Cimonetti.

Abb. 302. Sechsachsiger Tiefgangwagen der Hannoverschen Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
Abb. 302. Sechsachsiger Tiefgangwagen der Hannoverschen Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
Tafel X.
Tafel X.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 318-319.
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