Gummi, Eduard Heinrich

[347] Gummi, Ed. H. Eduard Heinrich Gummi, geb. 1812, gest. 22. Sept. 1870, Sohn eines Apothekers in Culmbach, bestand nach erlangter wissenschaftlicher Vorbildung seine Lehrzeit in der Fleischmannschen Buchhandlung in München, konditionierte darauf in Ulm, Berlin und Hamburg und gründete im Jahre 1843 unter seinem Namen ein eigenes Geschäft in Ansbach. Als Grundstock kaufte er die Vorräte des Wilh. Gottlob Gassertschen und J. M. Dollfußschen Verlags in Ansbach (gegr. 1829). Von seinen damaligen Verlags-Artikeln seien erwähnt: Friedreichs Handbuch der Gesundheitspolizei, die Hornungschen Lesebücher, die Scheuerlinschen Gedichte (jetzt Winters Verlag in Heidelberg) und die beiden Zeitschriften: »Centralarhiv für die gesammte Staatsarzneikunde« und »Schulbote aus Franken«.

1857 verkaufte Gummi sein Sortimentsgeschäft und einen kleinen Teil des Verlags an Friedrich Seybold; seit 1881 ist Fr. Seybolds Buchhandlung in Ansbach im Besitze von Hermann Junge. Gummi siedelte hierauf nach München über. Neben dem behaltenen Verlag leitete er dort die Gielsche Buchhandlung (gegr. 1846), die er nach dem Tode von J. H. Giel, 1858, ganz übernahm und nachdem er 1862 nach Ueberwindung der mannigfachsten Schwierigkeiten die Konzession zur Errichtung einer eigenen Firma erhalten hatte, unter seinem Namen fortführte. Wieder war es hauptsächlich der Verlag, auf den er sein Hauptaugenmerk richtete. In München wurde die große in Ansbach begonnene siebenbändige Chirurgie von J. Mair vollendet; neben der Medizin wurden Naturwissenschaften und bayerische Jurisprudenz gepflegt. Mit den Schriften des populären Universalschriftstellers Ludwig Hauff machte Gummi[349] glänzende Geschäfte. Als 1861 die bayerische Gesetzgebung eine vollständige Umgestaltung erlitt, überflügelten Hauff und sein Verleger Gummi alle Konkurrenten dadurch, daß schon am Tage der königl. Sanktion ihre Volksausgabe der bayerischen Strafgesetze in 15000 Exemplaren erschien; in wenigen Monaten waren davon 30000 Exemplare abgesetzt. Diese Strafgesetze bildeten den Anfang einer großen, populären bayerischen Gesetzbibliothek, die sehr große Verbreitung gefunden hat. 1866 machte Gummi mit der »Geschichte der Kriege« ein glänzendes Geschäft. Bis die Konkurrenz die ihren vorbereitet hatte, war Gummis Ausgabe in 16000 Exemplaren verbreitet. In dasselbe Jahr fällt auch die Gründung des »Bayerischen Bierbrauers«. Es kostete Gummi viel Mühe und Zeit, bis er praktische und doch auf dem Standpunkt der Wissenschaft stehende Persönlichkeiten zur Redaktion dieses ersten Organs für bayerische Bierbrauerei gefunden hatte. Das letzte große Unternehmen Gummis war im Jahre 1868 der Catalogus coleopterorum etc. von Gemminger und Harold. Zu diesem größten Käferkataloge, der die Fauna der ganzen Welt umfaßt, fand sich anfänglich selbst in Leipzig kein Verleger. Vom diesem Riesenwerke erlebte Gummi nur die Vollendung der ersten sieben Bände.

Gummi war privilegierter Erfinder des ostindischen Pflanzenpapiers, das im Laufe der Jahre das teure und weniger praktische englische Pflaster fast ganz verdrängt hat. 1871 verkaufte die Witwe das Geschäft an Gustav Beck. Seit 1876 begann der Verlag abzubröckeln, er kam in verschiedene Hände: A. Send in Altona, Levy & Müller in Stuttgart, A. Coppenrath in Regensburg, Th. Ackermann in München und Verlags-Comtoir in Zürich.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1870 (und Einzelnotizen).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 347-350.
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