Kröner, Adolf

[583] Kröner, A. Adolf Kröner, Geheimer Kommerzienrat und Ehrenbürger Leipzigs wurde am 26. 5. 1836 zu Stuttgart geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums gedachte er sich der Musik zu widmen. Er mußte dieses Studium jedoch aufgeben und wandte sich nunmehr dem Buchhandel zu, den er bei W. Bach in Stuttgart erlernte. Seine Gehilfenjahre führten ihn in die Geschäfte von Rieger in München und Maltes artistische Anstalt in Stuttgart.

1859 begründete er seine Selbständigkeit durch käufliche Erwerbung der Hof- und Kanzlei-Buchdruckerei von Gebrüder Mäntler in Stuttgart, der er alsbald ein Verlagsgeschäft angliederte. Vom Jahre 1862 ab firmierte er unter eigenem Namen A. Kröner in Stuttgart. Schon in den ersten Jahren entfaltete er eine fruchtbare Verlagstätigkeit. Er verlegte damals u. a. Briefwechsel zwischen Varnhagen von Ense und Oelsner nebst Briefen von Rahel, her. von L. Assing 1865; Em. Geibel, Ein Münchener Dichterbuch; die geographisch-geschichtlichen Schriften von Th. Griesinger; W. Hertz, Hugdietrichs Brautfahrt, 1863; ferner Einzelnes von Paul Heyse, Paul Lindau, Ostfr. Mylius.

Im Jahre 1867 wurde Kröners Verlag durch Ankauf des größten Teiles der Werke des A. Becherschen Verlages in Stuttgart (frühere Firma Riegersche Verlagsbuchhandlung) erweitert. Neben einer Reihe von Schulbüchern sind hier zu erwähnen die Schriften von Hans Hopfen, W. Menzel und die Musik-Kompositionen von R. v. Hornstein. Durch die 1867 erfolgte Aufnahme seines jüngeren Bruders Paul Kröner, der sich namentlich der Druckerei annahm, wurde diese so gefördert, daß sie bald 34 Schnellpressen beschäftigte. Im Jahr 1868 trat auch Carl Kröner als Teilhaber ein. 1870 wurde der gesamte Verlag von Adolph Krabbe in Stuttgart (gegr. 1839) erworben. Darunter befanden sich F. W. Hacklaenders Werke (60 Bde. 1863/73); Schriften von Ernst Eckstein, Edm. Hoefer, W. Jensen, Th. Mundt, L. Mühlbach, Ottilie Wildermuth, Emma Laddey u. a., ferner W. Menzels allgem. Weltgeschichte in 72 Bdn. und dessen berühmte »Deutsche Dichtung« in 3 Bdn. Kröner verlegte damals Joh. Scherrs Bildersaal der Weltlitteratur und eine Reihe von Jugendschriften.[583]

1877 wurde die Firma in Gebrüder Kröner umgeändert und im gleichen Jahre die gesamten Hacklaenderschen Schriften an Carl Krabbe in Stuttgart (gegr. 1876) abgetreten. 1883 schied Carl Kröner aus dem Geschäfte aus, dagegen wurde die Leipziger Verlagsfirma Ernst Keil käuflich erworben. 1886 folgte ein weiterer Ankauf, nämlich die Jugendschriftenabteilung des ehemal. Verlages von R. Chelius in Stuttgart von dem damaligen Besitzer Emil Berndt in Leipzig (Odessa). 1888 erwarben die Gebrüder Kröner die 1865 gegründete Stuttgarter Firma Hermann Schönlein, mit dem »Buch für Alle« und einer Reihe von Lieferungswerken. Das Geschäft wurde unter dem Namen Herm. Schönleins Nachfolger weiter geführt bis zum Jahre 1890 die Firmen Gebrüder Kröner, Herm. Schönleins Nachfolger und W. Spemann ihre Geschäfte zu einer Aktiengesellschaft unter der neuen Firma Union Deutsche Verlagsgesellschaft vereinigten. Zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates wurde Adolf Kröner gewählt. Mit der J. G. Cottaschen Buchhandlung (siehe Artikel Cotta) war Kröner schon vorher in Verbindung getreten, mit ihr zusammen veranstalteten die Gebrüder die unter dem Titel »Cottas Bibliothek der Weltlitteratur« bekannte billige Klassikerausgabe. 1886 ging die Cottasche Buchdruckerei durch Kauf in den Besitz von Kröner über. Ende Mai 1904 trat Adolf Kröner von dem Vorsitz des Aufsichtsrats der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart zurück und übernahm zu gleicher Zeit die K. G. Cottasche Buchhandlung Nachfolger, deren Oberleitung schon vorher in seinen Händen gelegen hatte, in alleinigen Besitz.

Adolf Kröner hat aber auch für das Gemeinwohl des Buchhandels ganz Bedeutendes geschaffen. 1879 zum 2., 1882 zum 1. Vorsteher des Börsenvereins der deutschen Buchhändler gewählt, bekleidete er dies Amt bis zum Jahre 1887 und 1889-1891. Zur Bekämpfung der Schleuderei, der Hydra, die immer wieder ihr Haupt erhebt, hat er seine ganze Kraft aufgewandt. Ihm ist auch der Anstoß zur Bildung von Lokal- und Provinzialvereinen, als Organe des Börsenvereins, zu verdanken. Wesentliche Verdienste hat Kröner auf dem Gebiete der Regelung des internationalen Urheberrechts. Unter seiner Leitung wurde 1886 der Grundstein zum Leipziger Buchhändlerhaus gelegt.

Quellen: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel; direkte Mitteilungen.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 583-584.
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