Schönlein, Hermann

[861] Schönlein, H. Hermann Schönlein wurde am 2. Dezember 1833 zu Leipzig geboren, wo er auch den Buchhandel bei Herbig erlernte und in diesem Geschäft dann noch bis Ende 1856 als Gehülfe blieb. 1857 ging er zu Eduard Hallberger nach Stuttgart, wo er bis Ende April 1865 tätig war. Im September 1865 gründete Schönlein eine eigene Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei, in der Absicht, den mittleren und unteren Volksklassen gediegene Unterhaltung und Belehrung in Form künstlerisch ausgestatteter illustrierter Journale zu bieten, und zwar zu einem auch dem Aermsten erschwinglichen, damals für unmöglich gehaltenen billigen Preise, von dem Schönlein den Aufschluß neuer ausgedehnter Absatzkreise in den weniger bemittelten Volksschichten erhoffte. Diese Erwartungen gingen gleich bei seinem im Herbst 1865 begonnenen ersten Unternehmen, dem »Buch für Alle«, glänzend in Erfüllung. Die Auflage desselben stieg von Jahr zu Jahr zu enormer Höhe, sodaß es bald den gesamten Markt beherrschte. Aehnlichen Erfolg hatte die im Jahre 1871 ins Leben gerufene »Illustrierte Chronik der Zeit«. 1873 gab Schönlein das »Illustrierte Unterhaltungsblatt« und 1874 das »Illustrierte Sonntagsblatt« heraus. Beide Journale sollten als Unterhaltungsbeilagen für politische Zeitungen dienen, um die Verleger letzterer der großen Mühe, welche Redaktion und Herstellung eigener Beilagen verursacht, zu entheben und zugleich bedeutende Ersparnisse zu bieten. Der Gedanke fand großen Anklang und das Unternehmen hatte bald eine nach Hunderttausenden zählende Verbreitung. Die hohen Preise der in Buchform erscheinenden Unterhaltungsliteratur gab Veranlassung zur Herausgabe der vom Herbst 1876 an erschienenen »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens«, die sofort den größten Beifall fand und reformierend wirkte. Schönlein leitete während des größten Teils seiner buchhändlerischen Selbständigkeit die Redaktion der von ihm herausgegebenen[861] Journale persönlich. Seine Buchdruckerei, die im Illustrationsdruck Vorzügliches leistete, umfaßte schließlich 28 Schnellpressen. Durch Ueberarbeitung kränklich geworden, verkaufte Schönlein sein gesamtes Geschäft am 1. Mai 1888 an die Gebrüder Kröner, welche dasselbe anfänglich unter der Firma Hermann Schönleins Nachfolger fortführten, zwei Jahre später jedoch mit der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart verschmolzen (vergl. Artikel Kröner).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 861-862.
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