Harpeggio

[519] Harpeggio. (Musik)

So nennt man das Anschlagen der Harmonie oder des Accords, wenn die dazu gehörigen Töne nicht zugleich, sondern nach einander, aber doch schnell hinter einander angegeben werden. Es ist ohne Zweifel von den Geigen Instrumenten entstanden, obgleich der Name anzuzeigen scheinet, daß es seinen Ursprung von der Harpfe habe.

Auf einem Geigen Instrument kann man nicht wol mehr, als zwey Töne zugleich hören lassen. Wenn also eine Baßgeige nicht blos den Baßton, sondern die ganze Harmonie zur Begleitung angeben soll, so muß sie es durch Harpeggiren thun.

Da man gefunden hat, daß das Harpeggio bisweilen von angenehmer Würkung ist, so hat man es auch da, wo es nicht nothwendig wäre, nämlich auf dem Clavier und Orgeln eingeführt. Es kann auch da, wo die Harmonie nicht deutlich genug seyn möchte, von guter Würkung seyn. Aber durch das unzeitige Harpeggiren kann auch die Melodie verdunkelt werden. Der Begleiter muß sehr genau darauf Acht haben, daß er der Melodie von ihrer hervorstechenden Kraft nichts benehme; also kann er diese Manier nur da anbringen, wo die Harmonie die vorzüglichste Würkung hat. Man macht auch ganze Stüke, oder doch lange Paßagen Harpeggirend. Einige nennen sie Harpeggitauren. Davon handelt Heinichen weitläuftig.1

1In seiner Anweisung zum Generalbaß im 31 u. s. f. § § d. VI Cap.
Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 519.
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