Mi-Fa

Mi-Fa. (Musik)

So nennet man die in der diatonischen Tonleiter an zwey Orten unmittelbar auf einander folgenden halben Töne, als in C dur e - f und h -c; weil nach der Aretinischen Solmisation der erstere immer Mi, der zweyte Fa heißt. Spricht man von Mi-Fa, als wenn diese beyden Sylben ein Wort ausmachten; so hat man dabey allemal Rüksicht auf gewisse Schwierigkeiten, welche aus der Lage des Mi und Fa, die in verschiedenen Tonarten verschieden ist, entstehen. Es kommen bey den nach den Tonarten der Alten gesezten Kirchensachen, und in allen Fugen, in Absicht auf die Lage dieser halben Töne, beträchtliche Schwierigkeiten vor. Man hat die strengste Aufmerksamkeit nöthig, daß das Mi-Fa in der Antwort, oder dem Gefährten genau in die Lage komme, die es in dem Führer, oder Hauptsaze hat, wie in diesem Beyspiel zu sehen ist.

Führer.

Mi-Fa

Gefährte.

Mi-Fa

Nur wenn der Hauptsaz mit einem Gegensaz in verschiedene Contrapunkte versezt wird, bindet man sich nicht mehr so genau an die Gleichheit des Mi-Fa, sondern sucht es durch Mi-Faoder b zu erhalten.

Man ließt ofte, bey älteren Tonlehrern sehr ernstliche Warnungen, daß man sich vor dem Mi gegen Fa hüten soll. Dieses will so viel sagen, daß man nie, weder in einem Accord, noch in der Fortschreitung, denselben Ton in einer Stimme groß, und in einer andern klein nehmen soll, wie z. E. hier:

Mi-Fa

weil dieses die unerträglichste Dissonanz ausmacht.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774.
Lizenz:
Kategorien: