Wechselnoten

[1266] Wechselnoten. (Musik)

Dieses Wort ist eine Uebersezung des italiänischen Ausdruks note cambiate und bedeutet die Noten oder Töne, die den unregelmäßigen Durchgang machen, wovon an seinem Orte gesprochen worden.1 Es scheinet, man habe durch diesen Ausdruk anzeigen wollen, daß diese Töne des unregelmäßigen Durchganges mit andern verwechselt worden, oder die Stelle andrer Töne einnehmen. Man kann sie als Vorhalte der gleich darauf folgenden Töne ansehen. Aber von den eigentlichen Vorhalten, denen wir den Namen der zufälligen Dissonanzen gegeben haben, sind sie doch sehr verschieden. Denn die Wechselnoten müssen auf der Zeit des Takts, auf der sie vorkommen, in die Töne übergehen, an deren Stelle sie gestanden haben, da die eigentlichen Vorhalte erst auf der folgenden Zeit aufgelöset werden. Denn können die Wechselnoten frey angeschlagen werden, da die wahren Vorhalte nothwendig vorher müssen gelegen haben; und endlich können die Wechselnoten sowol auf guten, als schlechten Taktzeiten vorkommen, da die Vorhalte nur an die gute Zeit allein gebunden sind.

Das Dissoniren der Wechselnoten wird bey der Bezifferung nicht angedeutet, und sie werden in dem begleitenden Generalbaß nicht mitgespiehlt. Ueber den Gebrauch der Wechselnoten und die dabey zu beobachtende Vorsichtigkeit, empfehlen wir den Anfängern das 14 und 15 Capitel in Murschhausers hohen Schule der Composition, nachzulesen, da wir kein Buch kennen, darin das, was von richtiger Behandlung der Dissonanzen zu beobachten ist, besser, als in diesem angezeiget und ausgeführt würde.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1266.
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