Laomedon

[307] Laomedon (Gr. M.),

1) der vorletzte König von Troja, unter welchem die erste Eroberung der Stadt vorfiel, stammte von Jupiter und der Electra ab: der Sohn dieser Eltern war Dardanus, dessen Sohn Erichthonius, dessen Sohn Tros, der Erbauer von Troja, deren Sohn Ilus, und dieser endlich war L.s Vater. Letzterer vermählte sich mit Strymo, des Scamander Tochter, und hatte von ihr die Söhne Tithonus, Lampus, Clytius, Hicetaon, Priamus, und die Töchter Hesione, Cilla, Aethylla, Astyoche; von der Nymphe Calybe aber den Bucolion. Nachdem er alle seine Kinder hatte sterben sehen, bis auf Priamus und Hesione, fiel auch er im Kampfe gegen den beleidigten Hercules, und zwar aus folgender Ursache: Apollo und Neptun hatten ihm die Mauern um Troja erbaut, aber den bedungenen Lohn nicht erhalten; dafür sandte Apollo eine Pest und Neptun ein Seeungeheuer, welches die Menschen vom Felde wegraubte, bis auf einen Orakelspruch Hesione, L.s Tochter, ihm zum Opfer dargeboten wurde. Hesione stand, an den Felsen gefesselt, das Unthier erwartend, als Hercules, aus dem Lande der Amazonen kommend, sich erbot, des Königs Tochter zu befreien, wenn er ihm die Rosse geben wollte, welche Tros zum Ersatz für den geraubten Ganymed von Jupiter erhalten hatte. Der gewissenlose König versprach, was der Held verlangte, hielt jedoch dem Menschen so wenig als den Göttern sein Wort, und Hercules überzog ihn desshalb mit Krieg; die Stadt ward erobert, verheert, alle Söhne des Königs, ausser Priamus, und zuletzt L. selbst erschlagen. Vor dem scäischen Thore von Troja war sein Grabmal.

2) L., Sohn des Hercules von Meline, einer der fünfzig Töchter des Königs Thespius.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 307.
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