Aasgeier

1. Der Aasgeier hat keinen Wunsch, als dass das Pferd sterben möchte. (Surinam.)

Jeder ist auf seinen eigenen Vortheil bedacht.


2. Der Aasgeier hatte immer einen übeln Geruch, und nun er todt ist, erst recht. (Surinam.)

Von denen, die den schlechten Ruf ihrer Jugend mit den Jahren gesteigert.


3. Der Aasgeier liebt das Aas. (Surinam.)

Jeder bewegt sich gern in seinem Elemente.


4. Der Aasgeier sieht den Hinrichtungen zu und kommt, abends die Augen auszupicken. (Surinam.) – Wullschlägel.

Der Dieb ersieht sich erst eine günstige Gelegenheit.


5. Des Aasgeiers Schimpfreden bringen das Pferd nicht um. (Surinam.)


6. Wenn man den Aasgeier schimpft, fühlt sich der Truthahn beleidigt. (Surinam.)


7. Wer den Aasgeier sieht, spuckt aus, wer aber das Tjotjo-Vögelchen (ein Singvogel) sieht, pfeift. (Surinam.)

Man richtet sein Verhalten nach der Person ein.


[Zusätze und Ergänzungen]

Aus einem Aasgeier wird kein Adler (Falke).

Engl.: A carrion kite will never make a good hawk. (Bohn II, 108.)

Frz.: D'un buse on ne peut faire un épervier. (Cahier, 272.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 688.
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